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Vera Krebs * 1932

August-Bebel-Straße 47 (Bergedorf, Bergedorf)


HIER WOHNTE
VERA KREBS
JG. 1932
EINGEWIESEN 1934
ALSTERDORFER ANSTALTEN
‚VERLEGT‘ 9.4.1943
HEILANSTALT LANGENHORN
9.4.1943 ‚HEILANSTALT‘
MESERITZ-OBRAWALDE
ERMORDET 12.4.1943

Vera Krebs, geb. 21.10.1932 in Hamburg-Bergedorf, aufgenommen in den Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) am 6.2.1934, verlegt in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn am 9.3.1943, abtransportiert in die Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde am 9.4.1943, dort ermordet am 12.4.1943

August-Bebel-Straße 47 (Bergedorf)

Vera Krebs kam am 21. Oktober 1932 in dem Hamburger Vorort Bergedorf zur Welt. Ihre Eltern, der Autoschlosser Franz Krebs, geboren am 8. September 1899, und Clara, geborene Christensen, geboren am 9. Dezember 1903 in Jerne in der Nähe von Esbjerg, Dänemark, wohnten in der Bergstraße 47 (die 1938 in Börnsener Weg umbenannt wurde und heute August-Bebel-Straße heißt. Bergedorf gehörte schon damals als Gemeinde zu Hamburg und wurde 1938 im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes offiziell zu einem Stadtteil von Hamburg.)
Zu der Familie gehörten neben Vera zwei Schwestern, Norma, geboren am 8. Juli 1927, und Gerda, geboren am 1.Oktober 1937.

Das Wenige, das wir über Vera Krebs wissen, ist einer Karteikarte entnommen, die in den damaligen Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) für das ab 1934 aufgebaute Hamburger Gesundheitspassarchiv zum Zwecke der "erbbiologischen Bestandsaufnahme" der Bevölkerung angelegt wurde. Danach war Vera ein sehr zartes Kind, das in seiner Entwicklung zurückgeblieben war, nicht sitzen konnte und für Krankheiten sehr anfällig war.

Im Laufe ihres Aufenthalts in den Alsterdorfer Anstalten soll sie kräftiger geworden sein und laufen gelernt haben. Weiter wurde festgehalten:"Mit Spielsachen konnte sie sich nicht beschäftigen, zerstörte nur alles, wurde ein großer Tober. Sie schrie gellend, wenn sie ihren Willen nicht bekam, verschleppte gern Schlüssel und Geschirr und zerstörte alles, was sie in die Hände bekam. Sie ärgerte andere Kinder und stieß sie mit Füßen. Sie zerriß viel Zeug, auch Schuhzeug."

Am 9. März 1943 wurde Vera Krebs zusammen mit drei weiteren Bewohnerinnen der Alsterdorfer Anstalten in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn verlegt. Die nur zwei Seiten umfassende Langenhorner Patientenakte enthält als Diagnose "Imbezillität" und "Idiotie". ("Imbezillität" und "Idiotie" sind heute nicht mehr gebräuchliche Begriffe für eine mittelgradige geistige Behinderung bzw. für eine schwere Form der Intelligenzminderung).

Die zehnjährige Vera Krebs lebte nur einen Monat in der Langenhorner Anstalt. Sie wurde dann am 9. April 1943 zusammen mit 49 Frauen, darunter den dreien, die mit ihr aus Alsterdorf nach Langenhorn verlegt worden waren, in die Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde in der damaligen Provinz Brandenburg (heute Międzyrzecz, Polen) abtransportiert. Diese Anstalt war 1942 Teil der dezentralen "Euthanasie" geworden. Unmittelbar nach Ankunft der Patientinnen und Patienten entschied das ärztliche Personal aufgrund der körperlichen Verfassung Patientinnen und Patienten darüber, ob jemand sofort zur Tötung bestimmt wurde oder zunächst noch arbeiten musste, z.B. in der Gärtnerei oder in der Nähwerkstatt. Die Arbeitsunfähigen erhielten Medikamente, die zum Tode führten.

Vera Krebs wurde in Meseritz-Obrawalde am 12. April 1943, nur drei Tage nach ihrer Ankunft, ermordet.

© Ingo Wille

Quellen: Adressbuch Bergedorf 1934, StaH 352-8/7 Staatliche Krankenanstalten Abl 1/1995 Nr. 31306 (Patientenakte Vera Krebs); Evangelische Stiftung Alsterdorf, Archiv, Erbgesundheitskarteikarte (Sippschaftstafel) Vera Krebs, Aufnahmebuch Eintrag Nr. 6590; Michael Wunder, Die Transporte in die Heil- und Pflegeanstalt Meseritz-Obrawalde, in: Peter von Rönn u.a., Wege in den Tod, Hamburgs Anstalt Langenhorn und die Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus, Hamburg 1993, S. 377 ff., S. 492f.

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