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Fritz Seger * 1898

Schulweg 36 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


HIER WOHNTE
FRITZ SEGER
JG. 1898
MEHRMALS VERHAFTET
ZULETZT 1944
KZ FUHLSBÜTTEL
TOT AN HAFTFOLGEN
11.11.1944

Fritz Julius Christian Seger, geb. am 29.12.1898 in Hamburg, gestorben am 14.11.1944 in Hamburg

Schulweg 36 (Schulweg 38)

Wenig ist aus dem Leben von Fritz Seger und insbesondere seinem Verfolgungsschicksal zu rekonstruieren, da seine Straf- und Gefangenenakten aus der NS-Zeit nicht aufbewahrt wurden. Er kam 1898 als Sohn des evangelisch-lutherischen Arbeiters Carl Andreas Joachim Seger und Louise Auguste Christine Johanna, geb. Schultz, in der Hamburger Neustadt in der Straße Kohlhöfen 41 zur Welt. Er hatte noch mindestens eine Schwester, Frieda, später verheiratete Linninger oder Lindinger, die 1944 in der Heimhuderstraße 70 in einer Kellerwoh­nung lebte. Der nur 1,56 Meter kleine Mann arbeitete als Bote und zuletzt als Schleifer und war unter wechselnden Anschriften in Eimsbüttel zur Untermiete wohnhaft. Fritz Seger hatte sich Ende Januar 1934 mit der geschiedenen Arbeiterin im Maschinenbau, Anna Haß, geb. Franke, verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos und wurde bereits Ende Oktober 1934 wieder vor dem Landgericht in beidseitigem Verschulden geschieden.

1937 wurde Fritz Seger nach bisherigen Erkenntnissen erstmals verhaftet. Die Gestapo hielt ihn vom 1. bis 24. Dezember 1937 im KZ Fuhlsbüttel, das in dieser Zeit bereits offiziell nur noch Polizeigefängnis genannt werden durfte, gefangen. Der Haftgrund ist in den Akten nicht überliefert, ein Zusammenhang mit homosexuellen Handlungen ist aufgrund späterer Verurteilungen anzunehmen. Es konnte ihm anscheinend keine "Straftat" nachgewiesen werden, denn er wurde ohne Prozess wieder entlassen. Allerdings blieb er in den Homosexuellen-Karteien der Polizei als "einschlägig" Verdächtigter aktenkundig. Nach einer weiteren Inhaftierung im KZ Fuhlsbüttel vom 18. bis 26. Oktober 1938, diesmal im Auftrage der Kriminalpolizei, die in dieser Zeit auch die Ermittlungen gegen Homosexuelle wieder von der Gestapo übernommen hatte, kam er mit dem Vorwurf, "widern[atürliche]. Unzucht" ausgeführt zu haben, in die Untersuchungshaftanstalt Hamburg-Stadt am Holstenglacis. Dort wurde er zudem zweimal im Zentrallazarett behandelt. Auch Fritz Seger ist, wie viele andere Eimsbütteler Männer, ein Opfer des dort im Bereich der Christuskirche tätigen Strichjungen und Erpressers Theodor Gehring geworden. Dieser verriet am 11. Oktober 1938 zwei Kontakte mit Fritz Seger aus den Jahren 1936 und 1938 der Polizei. Vor dem Amtsgericht Hamburg wurde Fritz Seger deshalb am 28. November 1938 zu zwei Monaten und zwei Wochen Gefängnis verurteilt und verbüßte seine Strafe bis zum 31. Dezember 1938 im Männergefängnis Fuhlsbüttel. Vor diesem Verfahren wohnte er im Weidenstieg 5. Erneut ist er am 14. Juni 1944 wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses" verfolgt und ein weiteres Mal ins Untersuchungsgefängnis gebracht worden. Zu dieser Zeit wohnte er im Schulweg 38 im IV. Stock zur Untermiete. Am 18. Juli 1944 ist er, nachdem er zuvor am 11. Juli vom Amtsgericht zu 9 Monaten und 29 Tagen Gefängnishaft verurteilt worden war, in das Männergefängnis Fuhlsbüttel überstellt worden. Zwei Monate nach Haftbeginn in Fuhlsbüttel verlegte man ihn am 22. September 1944, angeblich wegen eines Magenleidens, in das Zentrallazarett am Holstenglacis. Dort verstarb Fritz Seger am 14.11.1944 im Alter von 45 Jahren offiziell an einer Lungenentzündung.

Der Denunziant Theodor Gehring wurde am 9.7.1942 hingerichtet (s. Biographie Henry Heitmann)

© Ulf Bollmann

Quellen: StaH 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Abl. 2, 451 a E 1, 1 b, Abl. 2, 451 a E 1, 1 c u. Abl. 2, 443 E Band 3, 4b mit Dank an Sybille Baumbach für den Quellenhinweis; 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Ablieferungen 13, 16 u. 1998/1; 332-5, 13169 (Eintrag Nr. 46), 63198 (Sammel­akte Nr. 46) und 1203 (Eintrag Nr. 738).

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