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Bereits verlegte Stolpersteine



Leonhard Bernhard Plaut * 1917

Kielortallee 13 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


HIER WOHNTE
LEONHARD PLAUT
JG. 1917
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
DACHAU
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Kielortallee 13:
Dr. Joseph Norden, Marianne Plaut

Leonhard Bernhard Plaut, geb. am 2.2.1917 in Hamburg, am 18.5.1943 von Berlin nach Theresienstadt deportiert, über Auschwitz und diverse Zwangsarbeiterlager überstellt nach Kaufering-Lager VI, Türkheim, gestorben nach der Befreiung
Marianne Plaut, geb. Hoffmann, geb. am 10.4.1922 in Breslau, deportiert am 19.2.1943 von Berlin nach Auschwitz, dort ermordet

Kielortallee 13

Leonhard Plaut war Hamburger, wurde aber nicht von Hamburg aus deportiert, sondern von Berlin, wohin er im Januar 1941 verzogen war.

Seine Eltern waren Isidor Plaut (geb. 20.11.1873 in Frankfurt am Main) und Amalie, geb. Levie (geb. 10.11.1878). Laut Adressbuch wohnte der Kaufmann Isidor Plaut 1918 in der Blücherstraße 27, der heutigen Kottwitzstraße. Leonhard hatte eine Schwester Rosi Lilli, die vier Jahre älter war. Seine Mutter starb 1929, als er zwölf Jahre alt war. Der Vater verließ Hamburg 1933. Er hatte zuletzt in der Grindelallee 35 gewohnt. Eine Schwester des Vaters, Minna Selig, geb. Plaut, lebte in London.

Leonhard Plaut leitete ein Kinderheim. Er wohnte zunächst in der Hansastraße 6 (bei Meyer), dann in der Kielortallee 13. Das Gebäude in der Kielortallee, das der Gemeinde gehörte und den Ostjüdischen Verein "Adas Jeschorim" beherbergte, harrte nach der Deportation der polnischen Juden 1938 einer neuen Verwendung. Vorübergehend wurden Schülerinnen hier einquartiert und spätestens 1941 richtete man im Erdgeschoss das Kinderheim "Beth Noar" ein. Es könnte sein, dass Leonhard Plaut hier für die Betreuung von Kindern zuständig war.

Leonhard war verheiratet mit Marianne, geb. Hoffmann, die aus Breslau stammte. Der Vorname ihres Vaters ist uns nicht bekannt, die Mutter hieß Helene Hoffmann, geb. Böhm, und wurde am 2.12.1895 in Oppeln geboren. Zusammen mit ihrer Tochter Marianne wurde sie am 19. Februar 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert. Leonhard und Marianne Plaut hatten wohl 1940 geheiratet. Ob Marianne jemals in Hamburg gewohnt hat, ist unklar.

Vermutlich zog Leonhard Plaut 1941 nach Berlin. Dort wohnte das Ehepaar Plaut für kurze Zeit im Auerbach’schen Waisenhaus in der Schönhauser Allee 162. Von dort zog Leonhard in die Bayreuther Straße 37 (bei Heymann), während Marianne Plaut zusammen mit ihrer Mutter in der Landsberger Straße 17 (bei Philipp Kahn) lebte. Möglicherweise war die Ehe gescheitert. Mutter und Tochter mussten Zwangsarbeit leisten. Marianne Plaut arbeitete bei Siemens & Halske im Bezirk Jungfernheide, die Mutter bei der AEG Schöneweide. Vor der Deportation hat Marianne Plaut wohl auch in der Lessingstraße 5 (bei Bukofzer) gewohnt. Auch Alex­ander Bukofzer wurde von Berlin aus deportiert. Mutter und Tochter wurden am 19. Februar 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Wir wissen nicht, ob Leonhard Plaut wieder als Leiter eines Kinderheims tätig war. Er wurde jedoch erst am 18. Mai 1943 nach Theresienstadt deportiert. Dieser "späte" Zeitpunkt der Deportation und der Zielort Theresienstadt lassen vermuten, dass Leonhard Plaut Mitarbeiter der Reichsvereinigung war, aber dafür fanden sich keinerlei Belege. Am 1. Oktober 1944 wurde er von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert, dort zur Zwangsarbeit bestimmt und 10 Tage später in das Dachauer Außenlager Kaufering überführt. Am 8. März 1945 überstellte man ihn ins Kauferinger Lager VI, Türkheim, das seit Oktober 1944 existierte. Dort wurde unterirdisch Rüstungsproduktion in Bunkern betrieben, wobei viele Häftlinge zu Tode geschunden wurden. Vermutlich erlebte Leonhard Plaut am 29. April 1945 noch die Befreiung des Lagers, starb allerdings wenig später.

Leonhards Vater Isidor Plaut wurde am 7. August 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 17.2.1944 starb. Von der Schwester fand sich im Internet eine vage Spur: Demnach hat Rosi Plaut in den USA Sandor Maibaum geheiratet und mit ihm zwei Söhne bekommen.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 4; 5; 8; Auskunft Bundesarchiv 21.3.2012; Auskunft KZ-Gedenkstätte Dachau vom 27.3.2012; de.Wikipedia.org/wiki/Gunther_Plaut; ITS-Archives; Verstörte Kindheiten, S. 137, 139; http://www.jinh.site50.net/gene/chris/Decendants_of_Joseph_Plaut_from_Vacha.PDF; Zugriff am 20.4.2012.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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