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Erich Schütt * 1920

Gustav-Falke-Straße 9 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


enthauptet 15.01.1943
Zuchthaus Brandenburg-Görden

Erich Schütt, geb. am 28.2.1920 in Hamburg, Zuchthaus Brandenburg-Görden, enthauptet am 15.1.1943

Gustav-Falke-Straße 9

Der Arbeiter Erich Schütt wuchs in einer katholischen Familie in Hamburg auf. Seine Eltern waren der Postsekretär Hermann Schütt und seine Frau Erna, geb. Hahne. In seiner Familie wurde er Ele gerufen. Mit seinem Bruder Helmut und seinen Eltern wohnte er Ende der 1930er Jahre in der Gustav-Falke-Straße 9.

Als der Zweite Weltkrieg begann – da war er neunzehn Jahre alt –, wurde er eingezogen. Kurz nach Kriegsbeginn, am 28.10.1939 wurde Erich Schütts Tochter Karin Gisela Moldenhauer unehelich geboren. Die Mutter des Kindes hieß Gertrud Paula Moldenhauer. Zu einer Heirat der jungen Eltern kam es wegen des Krieges und der anschließenden Ereignisse nicht mehr.

In Belgien floh Erich Schütt von der Truppe und versteckte sich bei Zivilisten. Sein Vater gab später an, der Sohn habe die Truppe aus religiösen Gründen verlassen, und die Mutter seiner Tochter erinnerte sich daran, dass er häufig in die Kirche ging. Sie meinte sich zu erinnern, er habe eine Kirche der Baptisten besucht.

Es gelang Erich Schütt nicht, sich längere Zeit zu verbergen. Er wurde gefasst und in Berlin inhaftiert. Ein Kriegsgericht verurteilte ihn wegen "Fahnenflucht" zum Tode. Im Alter von 22 Jahren wurde er in Brandenburg-Görden hingerichtet. 1946 wurde die Urne mit seiner Asche nach Hamburg überführt und am 8. September im Ehrenhain in Ohlsdorf beigesetzt.

Am Tag seiner Hinrichtung schrieb er einen Abschiedsbrief an seine Eltern:
Liebe Eltern.
Nun ist mein letzter Tag gekommen, der Staatsanwalt war bei mir, in wenigen Stunden werde ich hingerichtet. Wenn Ihr diesen Brief bekommt, ruhe ich schon. Beerdigt mich bitte in Hamburg.
Ich werde noch das heilige Abendmahl nehmen und dann – in Gottes Namen. Ich bin ganz ruhig. Ihr habt mir ja alle verziehen und der liebe Gott auch.
Grüßet alle noch einmal recht herzlich von mir und ich wünsche Euch alles alles Gute, vor allem all denen, die Soldat sind, mögen sie alle gut den Krieg überstehen und Euch noch viel Freude bereiten. Nehmt Euch meiner Karin an, bitte ich Euch herzlich und betet, dass der liebe Gott mir die ewige Ruhe schenkt.
Schreibt bitte an den Bruder von Professor Herrn Franz Mellemans, Hoegaarden by Fienen, den Brief kann Helmut besorgen, ich füge noch einige Zeilen für die Lieben bei.
Seid stark, ich bin es auch, ich habe Euch sehr lieb, nun auf Wiedersehen im Himmel.
Euer Ele

© Susanne Lohmeyer

Quellen: StaH 351-11 AfW, 43840; Ursel Hochmuth, Nichts und niemand wird vergessen, S. 113; Datenbank Gedenkstätte Neuengamme; HAB II 1939.

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