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Ilse Fleischhauer * 1936
Saselheider Straße 20 (Wandsbek, Farmsen-Berne)
HIER WOHNTE
ILSE FLEISCHHAUER
JG. 1936
EINGEWIESEN 1942
ALSTERDORFER ANSTALTEN
´VERLEGT` 7.8.1943
´HEILANSTALT‘ EICHBERG
ERMORDET 23.9.1943
Ilse Fleischhauer, geboren am 14.12.1936 in Hamburg, am 27.4.1942 aufgenommen in die "Alsterdorfer Anstalten" (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf), am 7.8.1943 "verlegt" in die "Landesheilanstalt Eichberg", dort ermordet am 23.9.1943
Saselheider Straße 20 (Farmsen-Berne)
Ilse Fleischhauer wurde am 14. Dezember 1936 in Hamburg geboren. Ihre Eltern waren Tilly Caroline Amanda Fleischhauer, geborene Hoffmann, und der Gärtner Heinrich Philipp Fleischhauer. Das Paar hatte am 19. Oktober 1935 in Hamburg geheiratet.
Ilse Fleischhauer wurde am 27. April 1942 in den damaligen "Alsterdorfer Anstalten" (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) aufgenommen. Sie hatte bis dahin bei ihren Eltern in der Saselheider Straße 20 in Farmsen-Berne gelebt. Nach der Eintragung im Aufnahmebuch der "Alsterdorfer Anstalten" wurde ihr Imbezillität diagnostiziert. (Imbezillität ist ein nicht mehr gebräuchlicher Ausdruck für eine mittelgradige geistige Behinderung). Ihre Krankenakte ist nicht mehr verfügbar.
Ilse Fleischhauer lebte 1 ¼ Jahre in Alsterdorf. Sie wurde am 7. August 1943 in die "Landesheilanstalt Eichberg" in der Nähe von Wiesbaden verlegt.
Über den Hintergrund dieser Verlegung ist uns Folgendes bekannt:
Während der schweren Luftangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 (Operation Gomorrha) erlitten auch die damaligen Alsterdorfer Anstalten in der Nacht vom 29./30. Juli 1943 und dann noch einmal vom 3./4. August 1943 Schäden. Der Anstaltsleiter, SA-Mitglied Pastor Friedrich Lensch, bat die Gesundheitsbehörde um Zustimmung zur Verlegung von 750 Patientinnen und Patienten, angeblich um Platz für Verwundete und Bombengeschädigte zu schaffen. Mit drei Transporten zwischen dem 7. und dem 16. August wurden insgesamt 468 Mädchen und Frauen, Jungen und Männer in die "Landesheilanstalt Eichberg" in der Nähe von Wiesbaden, in die "Heil- und Pflegeanstalt Kalmenhof" in Idstein im Rheingau, in die "Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen" bei Passau und in die "Landesheilanstalt Am Steinhof" in Wien verlegt.
Ilse Fleischhauer gehörte zu den 76 Jungen, Mädchen, Frauen und Männer, die am 7. August 1943 in die "Landesheilanstalt Eichberg" gebracht wurden.
In der "Landesheilanstalt Eichberg" existierte eine "Kinderfachabteilung". Der Begriff "Kinderfachabteilung" wurde im nationalsozialistischen Deutschen Reich als beschönigende Bezeichnung für besondere Einrichtungen der Psychiatrie in Krankenhäusern sowie Heil- und Pflegeanstalten verwendet, die der "Kinder-Euthanasie" dienten, also der Forschung an und Tötung von Kindern und Jugendlichen, die körperlich oder geistig behindert waren.
Von den 28 Kindern des Transports kamen zwanzig sofort in die sog. Kinderfachabteilung. Unter ihnen war Ilse Fleischhauer. Mit Ausnahme eines Kindes, dessen Todestag nicht bestimmt werden konnte, wurden die Kinder bis 15. Oktober 1943 ermordet.
Ilse Fleischhauer starb am 23. September 1943 in Eichberg, laut Eintrag in das Sterberegister an "Siechtum und Lungenentzündung bei Idiotie".
Es darf als sicher angenommen werden, dass sie keines natürlichen Todes starb.
Ilse Fleischhauer wurde 6 Jahre alt.
Stand: Oktober 2025
© Karin Gutjahr
Quellen: StaH 332-5 Standesämter 14736 Heiratsregister Nr. 746/1935 (Tilly Caroline Amanda Hoffmann/ Heinrich Philipp Fleischhauer). Harald Jenner, Michael Wunder, Hamburger Gedenkbuch Euthanasie – Die Toten 1939-1945, Hamburg 2017, S. 184. Michael Wunder, Ingrid Genkel, Harald Jenner, Auf dieser schiefen Ebene gibt es kein Halten mehr – Die Alsterdorfer Anstalten im Nationalsozialismus, Stuttgart 2016, S. 283 ff., 299 ff.