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Bereits verlegte Stolpersteine



Dr. Clara Goldschmidt
© Ray Fromm

Clara Goldschmidt * 1886

Warburgstraße 26 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
DR. CLARA GOLDSCHMIDT
JG. 1886
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
9.1.1934

Clara Goldschmidt, geb. 11.5.1886 in Altona, Flucht in den Tod 9.1.1934

Warburgstraße 26

Clara Goldschmidt wurde als Sara Goldschmidt in eine weitverzweigte jüdische Familie in Altona mit acht Geschwistern hineingeboren. Wann und warum sie sich später Clara nannte, ist uns nicht bekannt. Clara war eine jüngere Schwester von Dr. med. Moses Goldschmidt (1873-1943), für den ein Stolperstein in der Straße An der Alster 21 liegt (s. www.stolpersteine-hamburg.de).

Früher in Oldenburg ansässig, waren ihre Vorfahren 1762 nach Altona gekommen. Ihr Vater, der Kaufmann Salomon Goldschmidt (1844-1897), der ein streng orthodox-jüdisches Leben führte, starb im Alter von 53 Jahren, ihre Mutter Pauline Perle Lebiah (1848-1917) wurde 68 Jahre alt. Beide sind auf dem Jüdischen Friedhof am Bornkampsweg begraben.

Clara studierte Zahnmedizin in Berlin, schloss ihr Studium 1908 ab und erhielt mit nur 22 Jahren die Approbation. Angeregt von ihrem Onkel Julius Goldschmidt, der nach dem frühen Tod ihres Vaters ihr Studium finanziert hatte, zog sie zur Weiterbildung für ein Dreivierteljahr in die USA. Am 1. April 1910 ließ sie sich als eine der ersten Zahnärztinnen Hamburgs nieder. Sie führte die Praxis mit ihrer späteren Lebensgefährtin Elsa Hopf zusammen. In einem Fragebogen zum Antrag auf Eintragung in das Register und für die Zulassung als "Zahnarzt" zur Krankenkassenpraxis vom 11. Oktober1933 gab sie Weiterbildungskurse in Kiel, Düsseldorf, Berlin und Hamburg an.

Die Kunsthistorikerin Rosa Schapire (1874-1954) und der Kunstsammler Jerôme Friedmann (1861-1913), Schwiegervater ihres Bruders Moses, erweckten in Clara ein Interesse für moderne Kunst. Seit 1910 war sie passives Mitglied der Künstlervereinigung "Die Brücke" und bekannt mit dem Maler Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976). Dieser sandte ihr einige handgemalte Postkarten, und sie kaufte von ihm das Bild "Skrygedal", das eine norwegische Landschaft zeigt. Es hängt heutzutage im Buchheim Museum der Phantasie in Bernried am Starnberger See.

Im Jahr 1931 war Clara eine der Gründerinnen des ersten deutschen Zonta-Clubs in Hamburg, zusammen mit u.a. Ida Dehmel, Alma del Banco und der Reederin Lucy Borchard. Diese noch heute existierende Vereinigung von berufstätigen Frauen in Leitungspositionen tritt für die Rechte von Frauen sowie die Durchsetzung frauenpolitischer Interessen ein.

Durch das von den Nationalsozialisten eingeführte Berufsverbot durfte Clara ihre Zahnarztpraxis nicht weiterführen, da sie im Sprachgebrauch der Nationalsozialisten "Nichtarierin" war.

In seinen im Jahre 2004 erschienen Memoiren unter dem Titel "Mein Leben als Jude in Deutschland 1873-1939" schreibt Claras Bruder Moses: "Leider waren ihre seelischen Energien nicht stark genug, der Hetze der Hitlerregierung genügenden inneren Widerstand entgegenzusetzen. Sie ist im Januar 1934 vollkommen zusammengebrochen gestorben."

In der Tat ging Clara am 9. Januar 1934 in den Freitod, eines der ersten Opfer der Rassenverfolgung. Zuvor war ihr Praxisschild in roter Farbe mit "Jude" beschmiert worden. Sie wurde auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt.

Geprüft, nicht redigiert, Beate Meyer
Stand: November 2025
© Ray & Anita Fromm / Sabine Brunotte

Quellen: StaH 332-5_6242; StaH 332-5_8126; https://www.hamburg.de/clp/frauenbiografien-suche/clp1/hamburgde/onepage.php?BIOID=4601&qN=goldschmidt Zugriff 18.10.2021; Traute Hoffmann, Der erste deutsche Zonta-Club, Auf den Spuren außergewöhnlicher Frauen, Hamburg 2002, S. 126 ff; https://www.zonta-hamburg.de/, Zugriff 29.11.2025; https://sammlung.buchheimmuseum.de/werk/0.00028a, Zugriff 29.11.2025.

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