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Bereits verlegte Stolpersteine



Siegfried, Minna und Ruth-Bella Behrens, ca. 1933
© Yad Vashem

Siegfried Behrens * 1898

Beim Jacobjstift 5 (Hamburg-Nord, Winterhude)


HIER WOHNTE
SIEGFRIED BEHRENS
JG. 1898
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Beim Jacobjstift 5:
Minna Behrens, Ruth-Bella Behrens

Siegfried Behrens, geb. 10.12.1898 in Hamburg, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert

Beim Jakobjstift 5 (Winterhude)

Siegfried Simon Behrens wurde 1898 in Hamburg geboren. Sein Bruder Armin Aron kam zwölf Jahre nach ihm zur Welt. Seine Eltern, der Geschäftsreisende Alfred Behrens (geb. 1870 in Hamburg) und Bella Behrens, geb. Rothschild (1870-1920) hatten 1897 in Hamburg geheiratet. 1901 hatte der Vater das Hamburger Bürgerrecht erworben, seine Berufsbezeichnung lautete zu dieser Zeit "Bürovorsteher", später war er als Prokurist tätig.

1920 starb seine Mutter und der Vater heiratete ein zweites Mal. Die Wohnadresse des Vaters lautete 1920 bis 1928 Rutschbahn 34.

Siegfried besuchte in Hamburg die Talmud Tora Realschule und machte anschließend eine kaufmännische Lehre (1917-1921). Das Studium der Elektrotechnik und Feinmechanik absolvierte er am Technikum in Berlin (u.a. 1923-1924). Nach dem Ingenieurdiplom kehrte er nach Hamburg zurück und arbeitete ab 1925 in der Radiobranche. Seit 1930 besaß er ein eigenes Geschäft für Radio- und Elektroartikel.

Im August 1931 heiratete Siegfried Behrens die Hamburgerin Minna Jacobsohn (siehe Minna Behrens www.stolpersteine-hamburg.de) vor dem Standesamt Hamburg 3 in Eimsbüttel, im Oktober 1932 wurde die gemeinsame Tochter Ruth-Bella in Hamburg geboren, die mit zweitem Vornamen nach ihrer Großmutter väterlicherseits benannt wurde.

Siegfried Behrens betrieb eine Radioreparaturwerkstatt unter der Adresse Beim Jakobjstift 5 (Winterhude). Sein Bruder gab im Zuge der Entschädigungsverhandlungen an, Siegfried sei Diplom-Ingenieur gewesen und habe nebenberuflich eine eigene Werkstatt betrieben. Erstmalig im Adressbuch von 1933 wurde Siegfried Behrens mit dem Eintrag "S. Behrens, Radio-Ing., Beim Jacobjstift 5, Tel. 52 38 18" verzeichnet. Auch 1937, 1938 und 1939 wurde dieser Eintrag im Hamburger Adressbuch abgedruckt. Im Adressbuch von 1940 verbarg sich hinter dem Eintrag "Siegfr. Israel Behrens, Rappstr. 15" sowohl der Verlust seines Geschäfts aufgrund der "Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben (November 1938), als auch die Verordnung "über die Änderung von Familiennamen und Vornamen" (August 1938), die Jüdinnen und Juden Zwangsnamen vorschrieb.
Mit dem Beginn der NS-Diktatur verschlechterte sich die rechtliche, berufliche und wirtschaftliche Situation von Juden. 1938 wurde Siegfried Behrens zur Aufgabe seines Geschäfts gezwungen ("Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben" vom 12.11.1938). Er arbeitete laut Aussage seines Bruders nun als Angestellter in der Radio-Börse in der Wexstraße (vermutlich war damit Radio-Pfeiffer in der Wexstraße 31 gemeint, eine Radio- und Elektro-Handlung). Familie Behrens zog Anfang 1939 in die Rappstraße 15 I. Stock (Rotherbaum).

Siegfried und Minna Behrens wurden zusammen mit ihrer neunjährigen Tochter Ruth-Bella am 8. November 1941 in das kurz zuvor von den deutschen Besatzern errichtete Getto in Minsk deportiert, keiner von ihnen überlebte.

Nach der Deportation eignete sich der NS-Staat auch die Wohnungseinrichtung an, die versteigert wurde. Siegfried und Minna Behrens‘ Ausstattung brachte dem Deutschen Reich 1.156,70 Reichsmark ein.

Siegfried Behrend Bruder Armin Aron Behrens (geb. 31.5.1910 in Hamburg) hatte nach Talmud Tora Realschule und Oberrealschule (bis 1927) eine kaufmännische Lehre bei der Exportfirma H. Haberer & Co. absolviert. Ab 1932 war er als Schriftsteller für Film- und Foto-Zeitschriften tätig. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft musste er diese Tätigkeit 1933 aufgeben. Er war Mitglied beim "Hamburger Jüdischer Sport- und Turnverein Hakoah" (gegr. 1927) und verantwortete als technischer Leiter das Leichtathletik-Sportfest vom 2. August 1934 in Hamburg-Hoheluft. Ab September 1934 betrieb er ein Schreibbüro mit Vervielfältigung und Fotoanstalt. Er wurde im Zuge des Novemberpogroms am 10. November 1938 ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt und erst am 23. Dezember 1938 entlassen. Zum Zeitpunkt der Volkszählung vom Mai 1939 wohnte er mit Ehefrau und Tochter im Lehmweg 48 I (Hoheluft-Ost) bei den Schwiegereltern. Er emigrierte im März 1941 mit Ehefrau Berta, geb. Heilbrunn und der dreijährigen Tochter Mirjam in die USA. Auf dem verpflichtenden "Umzugsgutverzeichnis" tauchten neben Hausrat und Kleidung auch ein Sabbatleuchter aus Messingguss, den er 1928 geerbt hatte und ein achtarmiger Leuchter aus dem gleichen Material, den er 1933 als Geschenk erhalten hatte, auf. Und auch den Gebetsmantel sowie die Gebetsriemen, die er 1923 vermutlich zu seiner religiösen Mündigkeit Bar Mitzwa erhalten hatte, notierte er.

Stand: Juni 2024
© Björn Eggert

Quellen: Staatsarchiv Hamburg (StaH) 213-13 (Landgericht Hamburg, Wiedergutmachung), 12871 (Siegfried Behrens); StaH 314-15 (Oberfinanzpräsident), FVg 8443 (Armin Behrens); StaH 332-5 (Standesämter), 2891 u. 1265/1897 (Heiratsregister 1897, Alfred Behrens u. Bella Rothschild); StaH 332-5 (Standesämter), 9147 u. 2601/1898 (Geburtsregister 1898, Siegfried Simon Behrens); StaH 332-5 (Standesämter), 8743 u. 872/1920 (Heiratsregister 1920, Alfred Behrens u. Regine Rosenthal); StaH 332-5 (Standesämter), 8093 u. 490/1928 (Sterberegister 1928, Alfred Behrens); StaH 332-7 (Staatsangehörigkeitsaufsicht), AIe 40 Bd. 13 (Bürger-Register 1899-1905 A-H, 1.3.1901 Bürovorsteher Alfred Behrens); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 36272 (Armin Behrens); StaH 522-1 (Jüdische Gemeinden), 992b (Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg), Armin A. Behrens, Siegfried Behrens; Bundesarchiv Berlin, R 1509 (Reichssippenamt), Volks-, Berufs-, u. Betriebszählung am 17. Mai 1939 (Siegfried Behrens, Minna Behrens, Ruth Bella Behrens, Alfred Behrens, Armin Behrens); Jüdischer Friedhof Hamburg-Langenfelde (Bella Behrens geb. Rothschild, gestorben 3.6.1920, Grablage G 89, reservierte Grabstätte); Yad Vashem, Page of Testimony (Siegfried Behrens); Frank Bajohr, "Arisierung" in Hamburg, Hamburg 1998, S. 349 (Radioreparaturwerkstatt S. Behrens, Beim Jacobistift 5); Frauke Steinhäuser, "…bis zu seinem freiwilligen Ausscheiden im April 1933." Jüdische und als jüdisch verfolgte Sportler:innen im Nationalsozialismus in Hamburg, Hamburg 2022, S. 156 (Armin Behrens); Adressbuch Hamburg (Siegfried Behrens) 1933, 1937, 1938, 1939.

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