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Max Mendel * 1876

Meißnerstraße 17 a (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


verhaftet 1936 und 1938
KZ Fuhlsbüttel
KZ Sachsenhausen
ermordet 01.07.1939

Max Mendel, geb. am 7.4.1876 in Altona, gestorben am 1.7.1939 im KZ Sachsenhausen

Meißnerstraße 17a (Meißnerstraße 15)

Die doppelte Stigmatisierung homosexueller Juden in der Zeit des Nationalsozialismus wird auch für den 1876 in der Altonaer Altstadt, in der Großen Wilhelminenstraße 21, geborenen Max Mendel eine große Belastung gewesen sein. Er war der Sohn des Altonaer Kaufmanns Martin Mendel und Louise, geb. Hecht, und erhielt eine kaufmännische Ausbildung. Max Mendel arbeitete zunächst als Kaufmann, später bezeichnete er sich als "Expedient" bzw. "Angestellter" und war Mitglied in der Jüdischen Gemeinde. Für die Jahre 1923 bis 1929 zahlte er auch Gemeindesteuern, ab 1930 werden ihm diese jedoch erlassen und ab 1935 galt er als "Wohlfahrtsempfänger". Notiert sind auf seiner Steuerkarteikarte häufig wechselnde Geschäfts- und Wohnadressen in Eimsbüttel und in St. Georg.

Von 1928 bis 1936 hatte er eine längere Beziehung zu dem kaufmännischen Angestellten Ernst Wenkel (geb. 1901, gest. 1939 KZ Sachsenhausen, Stolperstein in der Vereinsstraße 39 in Eimsbüttel geplant), den er auch finanziell unterstützte. Von dieser Verbindung erfuhr 1936 die Altonaer Polizei und Max Mendel wurde daraufhin am 27. August 1936 in das dortige Gerichtsgefängnis eingeliefert. Nach einem Verfahren vor dem Schöffengericht Altona wurden er und Ernst Wenkel nach § 175 verurteilt. Beide Männer erhielten jeweils eine Gefängnisstrafe von fünf Monaten. Der Umstand, dass Ernst Wenkel von Max Mendel auch Geld er­hielt, wurde nicht als "Gewerbsmäßigkeit" angesehen. Max Mendel verbüßte die Strafe bis zum 26. Januar 1937 im Altonaer Gerichtsgefängnis.

Wenig ist aus Max Mendels weiterem Leben bekannt: wahrscheinlich ist er mit dem am 16. Juni 1938 im KZ Fuhlsbüttel inhaftierten und ohne weitere Lebensdaten notierten Max Mendel identisch, für den dort zwar bis 24. Juni 1938 Verpflegungskosten abgerechnet wurden, jedoch am 23. Juni 1938 bereits ein Zugangsnachweis im KZ Sachsenhausen überliefert ist. Mit der Häftlingsnummer 6128 und eindeutigen Personalien wurde Max Mendel dort als "arbeitsscheuer" oder auch "asozialer" Jude geführt. Im Alter von 63 Jahren verstarb der im Häftlingsblock 14 untergebrachte Mann am 1. Juli 1939 offiziell um 12.15 Uhr an einer "Croupösen Pneumonie".

Auch wenn neuere Forschungen die Osterstraße 20 in Eimsbüttel als letzte Meldeanschrift nennen, so hat der Stolperstein auch für den jetzigen Standort Meißnerstraße 17a seine Berechtigung, da Max Mendel dort vor seiner ersten Inhaftierung eine Zeit lang gewohnt hat.

© Bernhard Rosenkranz (†)/Ulf Bollmann

Quellen: 1; 5; StaH 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Abl. 2, 451 a E 1, 1 c; 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, 1255/39; 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Ablieferung 13; 332-5 Standesämter, 6190 (Eintrag Nr. 1090); Auskunft von Monika Liebscher, Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen vom 3.10.2011; Dank an Dr. Stefan Micheler für die Zurverfügungstellung seiner Forschungsergebnisse aus dem Landesarchiv Schleswig-Holstein zu den dort für Altona verwahrten Strafakten Homosexueller, hier: LAS, Abteilung 352 (Altona), Nr. 7569; Rosenkranz/Bollmann/Lorenz, Homosexuellen-Verfolgung, S. 236.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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