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Stolpertonstein

Erzählerin: Christine Jensen
Sprecher: Jared Dibaba

Heinrich Hartwig * 1919

Anton-Ree-Weg 1 (Hamburg-Mitte, Hammerbrook)

gedemütigt entrechtet
Flucht in den Tod 07.03.1939

Heinrich "Heinz" Gerhard Johann Hartwig, geb. 19.1.1919, Selbstmord am 7.3.1939 in Hamburg

Anton-Rée-Weg 1 (früher Campestraße 13)

Heinrich Hartwig wurde 1919 in Schüttorf, Grafschaft Bentheim, geboren. 1933 trat er der Hitler-Jugend (HJ) bei. Im Winter 1936/37 meldete er sich freiwillig zum Arbeitsdienst. Nachdem er mehrere Ausbildungen abgebrochen hatte, erlernte er das Handwerk des Autoschlossers. Er unterhielt eine längere Beziehung zu einem Reisevertreter der Adam Opel GmbH.

Am 7. März 1939 gegen 1.45 Uhr wurde Heinrich Hartwig schwer verletzt auf den Gleisen in der Nähe des Bahnhofs Tiefstack gefunden. Er war aus einem K.d.F.-Zug ("Kraft durch Freude", eine Organisation der Deutschen Arbeitsfront, DAF, zur betrieblichen Freizeitgestaltung) gesprungen, der ihn mit seinen HJ-Kameraden aus Berlin nach Hamburg bringen sollte.

Auf dem Weg ins Hafenkrankenhaus erlag er seinen Verletzungen. Wie bei den polizeilichen Ermittlungen herauskam, hatte er sich "aus Schande, dass die Beziehung entdeckt wird" selbst getötet. Hartwig hinterließ einen Abschiedsbrief an einen Freund.

Berlin, 6.3.1939
Lieber Richard.
Du wirst lachen, aber wir werden uns nicht wieder sehen. Warum? Aus dem einfachen Grunde, ich werde nicht mehr lebend nach Hamburg kommen. Ich bin am Ende angekommen. Ich weiß, du wirst mich für blöd halten. Doch du weißt ja aus eigener Erfahrung mit mir, daß nicht viel verloren ist. Leider ein Mensch ohne gute Eigen­schaf­ten. H.-J. Führer? Ich habe nie das Zeug dazu gehabt. Aber was bleibt übrig? Nichts und noch mal nichts. Also Richard, ich gehe. Meine Eltern werden an einen Unfall glauben.
Es grüßt dich zum letzten Mal
Heinz
Es lebe die Liebe und die umliegenden Bierdörfer!


© Bernhard Rosenkranz/Ulf Bollmann

Quellen: StaHH, 331-5 Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle, 531/39.

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