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Bereits verlegte Stolpersteine



Betty Bandmann (geborene Joachimson) * 1876

Grindelallee 134 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
BETTY BANDMANN
GEB. JOACHIMSON
JG. 1876
DEPORTIERT 1941
RIGA
???

Weitere Stolpersteine in Grindelallee 134:
Gerda Baruch, Malchen Berlin, Bella Hirsch, Leopold Hirsch, Alfred London, Sophie London, Minna Meyer, Rachel Pincus, Röschen Wertheim

Betty Bandmann, geb. Joachimsohn, geb. am 22.7.1876 in Breslau, deportiert am 6.12.1941 nach Riga, dort ermordet

Grindelallee 134

Betty Bandmann war die Tochter von Siegfried und Ernestine Joachimsohn. Sie hatte zwei ältere und zwei jüngere Schwestern. Margarete war am 14. August 1869 geboren worden. Johanna 1874, Hedwig am 12. April 1878 und Rosa 1880.

1902 heiratete Betty in Breslau den Rechtsanwalt Eugen Bandmann, geboren 1874. 1905 kam die Tochter Lotte zur Welt, am 15. Januar 1916 der Sohn Hans Ludwig. Die Ehe wurde 1922 geschieden und Eugen Bandmann zum Alleinschuldigen erklärt. Da er ausreichend für seine geschiedene Frau und die Kinder sorgte, war Betty Bandmann wirtschaftlich zunächst abgesichert. Das änderte sich jedoch schlagartig nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten. Eugen Bandmann hatte sich als Sozialdemokrat politisch engagiert und war während der Weimarer Republik Stadtverordnetenvorsteher in Breslau gewesen. Außerdem zog er sich in seiner Eigenschaft als Jurist den Hass eines höheren NS-Funktionärs zu. Durch einen Klienten gewarnt, konnte er sich der Verhaftung aber noch rechtzeitig durch Flucht entziehen. Mit seiner zweiten Frau und seiner Tochter Lotte aus der Ehe mit Betty emigrierte er in die USA. Lotte Bandmann hatte 1931 den Juristen Walter Grünpeter, einen Kollegen ihres Vaters, geheiratet.

Betty Bandmann blieb mit ihrem Sohn Hans Ludwig in Breslau zurück, doch durch die Flucht ihres Ex-Mannes sowie seine anschließende Ausbürgerung und Beschlagnahmung des Vermögens hatte sie ihre finanzielle Grundlage verloren. Hans Ludwig, der bis dahin das Gymnasium besucht hatte, musste die Schule verlassen. Die einzige Ausbildungsmöglichkeit, die sich ihm noch bot, war eine kaufmännische Lehre in der "AG für Webwaren und Bekleidung", die dem jüdischen Kaufmann Leo Lewin gehörte, einem Bekannten seines Vaters.

Ab 1935 war Hans Ludwig Bandmann als selbstständiger Handelsvertreter für dieses Unternehmen und für weitere jüdische Firmen tätig. Er zog nach Hamburg, um von dort aus berufliche Kontakte in Norddeutschland zu knüpfen. Zunächst lief das Geschäft recht gut, sodass seine Mutter ebenfalls nach Hamburg umziehen konnte. Die gemeinsame Wohnung befand sich in Harvestehude in der Oderfelderstraße 17.

Die zunehmende "Arisierung" jüdischer Firmen ab 1933 mündete in einer Verordnung, die deutschen Jüdinnen und Juden zum 1. Januar 1939 das Betreiben von Einzelhandelsgeschäften und Handwerksbetrieben sowie das Anbieten von Waren und Dienstleistungen verbot. Als Hans Ludwig Bandmann infolgedessen arbeitslos wurde, beschloss er, in die USA zu emigrieren. Seine erste Station im März 1939 waren die Niederlande. Dort hatte er jedoch zunächst Probleme bei der Beschaffung des Visums, dann verhinderte der Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 seine Ausreise. Nachdem er ab Mai 1940 in verschiedenen Lagern in den Niederlanden und Belgien interniert war, wurde er am 6. September 1944 vom "Durchgangslager" Westerbork in den Niederlanden nach Theresienstadt deportiert. Von dort verbrachte man ihn am 29. September 1944 nach Auschwitz und von dort weiter nach Dachau. Hier wurde er im April 1945 von den Amerikanern befreit.

Nach der Flucht ihres Sohnes war Betty Bandmann auf andere finanzielle Unterstützung angewiesen. Die relativ große Wohnung in Harvestehude ließ sich trotz Untervermietung und Geldzuwendungen von Verwandten in England nicht mehr halten. So zog sie zunächst als Untermieterin in die Eppendorfer Landstraße 18 und von dort in die Grindelallee 134, wo sie Untermieterin der Familie Baruch (s. unten) war. Am 6. Dezember 1941 wurde Betty Bandmann nach Riga-Jungfernhof deportiert und dort ermordet.

Zwei ihrer vier Schwestern kamen ebenfalls in der Shoah um. Margarete, verheiratete Koppel, nahm sich am 21. August 1942 in Berlin das Leben. Hedwig, verheiratete Banner, wurde nach Theresienstadt deportiert und starb dort am 8. Juni 1944. Johanna, verwitwete Graetzer, konnte mit Angehörigen nach England auswandern. Von Rosa Joachimsohn ist außer ihrem Geburtsjahr nichts bekannt.

Stand: Juli 2017
© Petra Schmolinske

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung 3206; StaH 351-11, Amt für Wiedergutmachung 41403; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden 992 e 2 Bd. 3, Transport nach Riga am 06. Dez. 1941, Liste 1; www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/149388-hans-ludwig-bandmann (letzter Aufruf: 1.6.2016); www.stolpersteine-berlin.de/en/biografie/7278 (Zugriff 25.12.2016).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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