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Isidor Mendelsohn * 1869

Kurzer Kamp 6 Altenheim (Hamburg-Nord, Fuhlsbüttel)

1942 Theresienstadt/Minsk
ermordet

Weitere Stolpersteine in Kurzer Kamp 6 Altenheim:
Dr. Julius Adam, Johanna Hinda Appel, Sara Bromberger, Therese Bromberger, Friederike Davidsohn, Margarethe Davidsohn, Gertrud Embden, Katharina Embden, Katharina Falk, Auguste Friedburg, Jenny Friedemann, Mary Halberstadt, Käthe Heckscher, Emily Heckscher, Betty Hirsch, Hanna Hirsch, Regina Hirschfeld, Clara Horneburg, Anita Horneburg, Emma Israel, Jenny Koopmann, Franziska Koopmann, Martha Kurzynski, Laura Levy, Chaile Charlotte Lippstadt, Balbine Meyer, Helene Adele Meyer, Ida Meyer, Ella Rosa Nauen, Celine Reincke, Friederike Rothenburg, Benny Salomon, Elsa Salomon, Martha Rosa Schlesinger, Louis Stiefel, Sophie Stiefel, Louise Strelitz, Eugenie Hanna Zimmermann

Isidor Mendelsohn, geb. am 10.2.1869 in Altona, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 21.9.1942 nach Treblinka und ermordet
Celine Reincke, geb. Mendelsohn, geb. 12.9.1875 Altona, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 15.5.1944 nach Auschwitz und ermordet

Kurzer Kamp 6

Die Geschwister Celine und Isidor Mendelsohn kamen in Altona zur Welt und wuchsen dort mit ihrem ältesten Bruder Menni Mendelsohn (geb. 3.3.1866 in Altona) bei ihren Eltern auf. Ihr Vater Wolff Mendelsohn (geb. 12.9.1828) stammte aus Scherinsk bei Wartenburg, Königsberg. 1865 hatte er sich in Altona in der Großen Johannisstraße 33 als Kleiderhändler niedergelassen und ihre dort gebürtige Mutter Liene, genannt Lina, geb. Samuel (geb. 6.5.1838), geheiratet. Beide gehörten der Hochdeutschen Israeliten-Gemeinde Altona an. Sechs Jahre nach Isidor (geb. 10.2.1869) kam Celine (geb. 12.9.1875) in der elterlichen Wohnung, Breite Straße 142, Altona, zur Welt. Sie bekam den Namen nach ihrer bereits verstorbenen Großmutter mütterlicherseits Zerline, geb. Jacobsohn, die mit dem Großvater Gumpel Samuel aus Altona verheiratet war. Als Celine in die Schule kam, hatte ihr Vater sein Geschäft in der Johannisstraße zu einer Kleider- und Mobilienhandlung erweitert (Mobilien sind bewegliche Gegenstände).

Ihr älterer Bruder Menni Mendelsohn war Handelsmann (Kaufmann) geworden und verließ sein Elternhaus im Alter von 26 Jahren, nachdem er am 18. August 1892 die aus Stockholm, Schweden, stammende Selma Horwitz (geb. 20.4.1865 in Stockholm) geheiratet hatte. Deren Mutter Gustaffa, geb. Rosengreen, lebte in Stockholm, ihr Vater, der Kaufmann Philipp Horwitz, war dort verstorben. Das junge Ehepaar verzog von Altona nach Hamburg in den Grindelberg 71.

Mit der Musiklehrerin Martha Meyer, die in der Kieler Straße 72 wohnte, hatte Menni Mendelsohn eine außereheliche Beziehung und bekam mit ihr eine Tochter. Else Martha Meyer wurde am 30. Dezember 1896 mithilfe der Hebamme Alwine Schmidt, geb. Landt, in deren Wohnung in der Marienstraße 81 geboren. Zwei Jahre später beantragte Menni Mendelsohn gemeinsam mit seiner Ehefrau die Adoption dieser Tochter. Die Hamburger Vormundschaftsbehörden bestätigten die Adoption am 9. November 1898, sodass Else bei ihrem Vater und seiner Ehefrau Selma aufwuchs.

Am 11. Oktober 1897 verstarb Liene Mendelsohn, geb. Samuel, die Mutter der Geschwister, im Alter von 65 Jahren in der gemeinsamen Wohnung in Altona, Bürgerstraße 2, 1. Stock, an einer Lungenentzündung. Drei Tage später wurde sie auf dem Friedhof der Hochdeutschen Israeliten-Gemeinde Altona am Bornkamp beerdigt. Dieser in Bahrenfeld gelegene Begräbnisplatz war nach der Schließung des Friedhofs in der Königsstraße im Jahre 1873 als neuer Friedhof angelegt worden.

Isidor und Celine Mendelsohn blieben bei ihrem Vater wohnen, der als Schneidermeister arbeitete. Celine hatte das Friseurhandwerk erlernt und verdiente damit ihren Lebensunterhalt, während ihr ältester Bruder Menni vom 26. September 1900 bis 20. Mai 1901 für fast acht Monate in Untersuchungshaft einsaß; der Grund dafür ist nicht bekannt. Nach seiner Entlassung emigrierte er mit seiner Ehefrau Selma und Tochter Else im Juli 1901 nach Stockholm, Schweden.

Inzwischen gingen Celine und Isidor Mendelsohn getrennte Wege. Celine war im Februar 1901 mit ihrem 72-jährigen Vater Wolff Mendelsohn in die Sonninstraße 16, Parterre (heute Biernatzkistraße 9) gezogen. Die Wohnung gehörte zu dem 1901 neu gegründeten "Salomon Joseph und Marianne Hertz-Stift", das später als "Judenhaus" bestimmt und im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Isidor Mendelsohn meldete sich Ende März 1900 in Hamburg an. Im November 1909 zog Celine Mendelsohn von Altona zum Hamburger Gänsemarkt 62/63. Nach ein paar Monaten verließ sie Hamburg und ging Ende März 1910 nach Lübeck. Ein halbes Jahr später, am 17. September 1910, verstarb ihr Vater Wolff Mendelsohn im Israelitischen Krankenhaus, fünf Tage nach seinem 82. Geburtstag. Am nächsten Tag wurde er bei seiner Ehefrau auf dem Friedhof Bornkamp beerdigt. Nach zwei Jahren Aufenthalt in Lübeck, wo Celine Mendelsohn vermutlich als Friseurin gearbeitet hatte, kam sie wieder zurück nach Hamburg. Zwei Jahre wohnte sie in der Marienthalerstraße 97, dann für kurze Zeit bei ihrem Bruder Isidor Mendelsohn in der Süderstraße 61, 1. Stock.

Mit 38 Jahren heiratete Celine Mendelsohn am 14. Mai 1914 den 29 Jahre alten Harald Carl Hermann Reincke (geb. 6.9.1884 in Hamburg). Er war lutherischer Konfession. Als Trauzeugen fungierten Celines Bruder Isidor Mendelsohn und der 33-jährige Geschäftsvertreter Bruno Reincke, der vier Jahre ältere Bruder des Bräutigams. Die Reincke Brüder wohnten beide im Eilbekerweg 150 bei den Eltern, Antonie Hermine, geb. Blumberg (geb. 26.1.1857 in Hamburg), katholischer Konfession, und dem Holzbildhauer Friedrich Wilhelm Reincke (geb. 28.2.1856 in Hamburg), evangelisch-lutherischer Konfession. Sie hatten im Jahre 1880 in Hamburg geheiratet.

Auch seine Großeltern väterlicherseits, der Hamburger Theatermeister Peter Friedrich Theodor Reincke und Susanna Wilhelmine, geb. Greve, stammten aus der Hansestadt.

Isidor Mendelsohn arbeitete als Versicherungsmakler in den Colonaden 40b. Er war bereits 50 Jahre alt, als er am 29. Dezember 1920 in Hamburg die 37-jährige Käthe Witt heiratete. Als Trauzeugen erschienen seine Schwester Celine Reincke und deren Ehemann, der Handlungsgehilfe Harald Reincke. Käthe, geb. Witt, war am 21. Dezember 1883 als Tochter von Friederike, geb. Herzberg, und Ludwig Witt in Berlin-Mitte, Köpenickerstraße 79, in einer ebenfalls jüdischen Familie zur Welt gekommen. Ihre Eltern Friederike, geb. Herzberg (geb. 10.5.1852 in Oschersleben), und Ludwig Witt (geb. 2.10.1949 in Posen) wurden am 18. Februar 1878 in Oschersleben verehelicht.

Die Familie von Käthe Witt
In Berlin führte Käthes Vater als Schlachtermeister eine koschere "Feine Fleisch- und Wurstwarenfabrik" in der Köpenickerstraße. Bereits der Großvater Gustav Witt (geb. 1821), der aus Schwerenz, Posen, stammte, war Schächtermeister gewesen, wie auch der dort verstorbene Urgroßvater Michaelis Witt. Gustav Witt war am 28. August 1888 in Berlin, Klappergasse 16, verstorben.

Die Großmutter väterlicherseits hatte Käthe noch in ihren ersten neun Lebensjahren erleben können. Auguste, geb. Lewin (geb. 1820 in Schlichtingsheim, Kreis Frauenstadt), verstarb fünf Jahre nach ihrem Ehemann mit 73 Jahren am 27. Februar 1893 in ihrer Wohnung Linienstraße 221. Sie war die Tochter des Rabbiners Leiser Lewin und seiner Ehefrau, deren Namen nicht überliefert ist.Zunächst hatten ihre Eltern nach der Hochzeit eine Zeit lang in Hamburg gelebt. Dort war Käthes älteste Schwester Alice am 14. Dezember 1878 in ihrer Wohnung am Großneumarkt 21 zur Welt gekommen. Ihr Bruder Moritz Witt (geb. 7.9.1880) wurde dann in Berlin geboren. Die beiden nächstgeborenen Schwestern verstarben in dem Jahr vor Käthes Geburt, Ella mit zwei Monaten im Januar 1883 und Margarethe im Alter von einem Jahr im August 1883. Nach ihr folgten die beiden jüngeren Schwestern Lydia (geb. 13.7.1886) und Rosalie (geb. 27.11.1890).Käthes Mutter verstarb früh mit 42 Jahren am 22. September 1894. Käthe war erst zehn Jahre alt. Auch von ihrem Vater musste sie sechs Jahre später Abschied nehmen. Ludwig Witt verstarb mit 50 Jahren am 26. Januar 1900 in der Kommandantenstraße 34.

Käthes Schwester Alice heiratete am 14. Februar 1901 in Berlin den Kaufmann Otto Behrens (geb. 4.7.1870 in Dannenberg). Mit ihm bekam sie in Berlin zwei Kinder, Curt Ludwig (geb. 25.12.1904) und Lissi Johanne (geb. 29.6.1911).

Ihr Bruder Moritz heiratete am 15. März 1904 Elise Mehler (geb. 22.6.1883 in Berlin); sie war evangelischen Glaubens.
Käthes Schwester Lydia Witt verstarb mit 23 Jahren am 15. Februar 1910 in Berlin-Schöneberg.

Käthes sieben Jahre jüngere Schwester Rosalie, die als Kassiererin arbeitete, heiratete vor ihr, am 21. Januar 1919 in Berlin-Schöneberg, den Kaufmann Alfons Blatt (geb. 25.8.1890 in Posen). Noch im selben Jahr kam am 20. November 1919 ihre Tochter Elli in Berlin zur Welt.

Der weitere Lebens- und Schicksalsweg der Geschwister Mendelsohn
Nach der Hochzeit wohnten die beiden Geschwister, Isidor Mendelsohn und Celine Reincke, mit ihren Ehepartnern in nebeneinanderliegenden Wohnungen im Juliusweg 21, 1. Stock, Barmbek-Dulsberg.

Die Ehe von Celine und Harald Reincke blieb kinderlos. Zu Else, der Tochter ihres ältesten Bruders Menni, hatte Celine Reincke wohl eine enge Beziehung. In den Jahren von 1922 bis 1924 kam Else Mendelsohn aus Stockholm zu Besuch nach Hamburg und wohnte jedes Mal mehrere Monate bei ihr. Als sie im September 1924 Hamburg verließ, war es ein Abschied vielleicht für immer. Von Schweden aus begab sie sich kurze Zeit später, im Alter von 26 Jahren, auf eine Überseereise nach New York. Am 6. Oktober 1924 erreichte sie den Einwandererhafen Ellis Island. In der Schiffspassageliste für die Einwanderungsbehörde ist angegeben, dass sie bei ihrer Freundin Annie Hellström in der 79. Straße in New York wohnen und ein Jahr bleiben wolle. Als nächsten Verwandten in Stockholm hatte sie ihren Onkel Axel Horwitz angegeben.

In der Zeit nach der Weltwirtschaftskrise liefen die Kaufmannsgeschäfte schlecht und Isidor Mendelsohn kam in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Im Dezember 1932 wurde er krank und begab sich in ärztliche Behandlung zu Dr. Borgzinner. Seine Ehefrau Käthe musste einen Antrag auf Unterstützung bei der Wohlfahrtsbehörde stellen. Schon seit Jahren hatte Isidor Mendelsohn keine Beschäftigung mehr als selbstständiger Vertreter gefunden. Mit Gelegenheitsarbeiten wie Adressenschreiben und "Puppen anziehen" verdiente das Ehepaar etwas Geld. Der Verdienst war jedoch so gering, dass sie die Miete nicht mehr bezahlen konnten und auf die Unterstützung von Verwandten und durch die Jüdische Gemeinde angewiesen waren.

Wie aus den Akten der Wohlfahrtsbehörde und den Angaben von Käthe Mendelsohn zu erfahren ist, waren die bisherigen Unterstützer, ihre Geschwister Alice Behrens, die seit 1927 verwitwet war, und Moritz Witt aus Berlin-Schöneberg, dazu nicht weiter in der Lage.

Ob Käthe und Isidor Mendelsohn noch nach Berlin reisen konnten, um der Hochzeit von Käthes Nichte Lissi am 29. Oktober 1930 mit dem Chemiker Dr. Manfred Mannheimer (geb. 1902 in Höchst) beizuwohnen, ist nicht bekannt. 1932 wurde dann Alices Enkelin Suzanne geboren.

Isidor Mendelsohn musste sich vom 27. August bis zum 12. Oktober 1934 einer Prostatabehandlung im Israelitischen Krankenhaus unterziehen. Dr. Borgzinner gab bei seiner Entlassung an, dass er sehr geschwächt und pflegebedürftig sei. Auch seine Ehefrau Käthe war zu dieser Zeit krank. Dazu kam, dass dem Ehepaar eine Klage zugestellt wurde – sie hätten die Miete für ihre Zwei-Zimmer-Wohnung im Juliusweg 21, 1. Stock, nicht bezahlt. Die Klage wurde abgewiesen, Käthe Mendelsohn konnte die Belege für die Zahlungen vorlegen.

Celine Reincke, geb. Mendelsohn, verlor ihren Ehemann früh. Am 12. Mai 1935 verstarb Harald Reincke im Alter von 51 Jahren an Asthma, Bronchitis und Herzinsuffizienz im Krankenhaus Barmbek. Beruflich war er als Büroangestellter tätig gewesen. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof wurde seine Urne beigesetzt, Grablage BQ 72, Nr. 155. Celine Reincke reservierte für sich eine Grabstelle neben ihrem Ehemann. Im selben Jahr trat sie wieder in die Deutsch-Israelitische Gemeinde Hamburg ein. Das Grab ist heute nicht mehr erhalten.

Am 10. September 1935 wurde Isidor Mendelsohns Ehefrau Käthe über das Arbeitsamt ein Unterstützungs-Arbeitsplatz bei W.H.W., Valentinsplatz 74, zugeteilt. Als Jüdin erhielt sie an drei Tagen der Woche einen Hilfsarbeiter-Lohn von 0,75 RM. Zehn Tage später musste sie sich wegen einer Herzneurose in Behandlung zu Dr. Borgzinner begeben. Für die Mitgliedschaft in der AOK Krankenkasse sorgte die Jüdische Gemeinde.

Seit Mai 1936 wurde Käthe Mendelsohn bei der Lotteriefirma Adolf Böge, Ellernthorsbrücke 6, als Heimarbeiterin mit Adressenschreiben beschäftigt. Für tausend geschriebene Adressen bekam sie 5,- RM Lohn. Isidor Mendelsohn litt weiter an den Folgen seiner Prostataoperation. Ihre Wohnung war nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Alles Entbehrliche sei früher wohl verkauft worden, stellte die Fürsorgerin fest.

Auch aus Berlin erreichten Käthe und Isidor betrübliche Nachrichten. Die Ehe von Käthes Bruder Moritz Witt wurde am 9. Mai 1939 vor dem Landgericht Berlin geschieden, ob sie infolge der nationalsozialistischen Anfeindungen zerbrach, weil seine Ehefrau nichtjüdisch war, oder aus anderen Gründen, ist nicht bekannt. Die geschiedene Ehefrau verstarb 1942.

Seit dem 30. Juni 1939 befand sich Käthe Mendelsohn in stationärer Behandlung im Israelitischen Krankenhaus. Sie litt an den Folgen einer Operation. Als sie fünf Wochen später entlassen wurde, war sie noch immer bettlägerig.

Isidor Mendelsohns Schwester Celine Reincke war als Witwe nicht mehr durch ihren nichtjüdischen Ehemann vor den nationalsozialistischen Verfolgungen geschützt. Sie wurde 1940 in das "Judenhaus", das Mendelson-Israel-Stift, eingewiesen, wie auch ihr Bruder Isidor und seine Ehefrau Käthe. Ihre ehemaligen Wohnungen im Juliusweg (seit 1938 umbenannt in Kraepelinweg), bezogen ein Polizei-Revier-Oberwachtmeister und eine "Staatsarbeiterin".

Celine Reincke und Isidor Mendelsohn hatten nicht nur den Verlust ihrer Wohnungen zu verkraften. Am 1. April 1942 verstarb Isidor Mendelsohns Ehefrau Käthe Mendelsohn an Brustkrebs mit Knochenmetastasen im Jüdischen Krankenhaus in der Johnsallee 68. Sie war 60 Jahre alt. Ihre letzte Ruhe fand sie in einem Grab auf dem Friedhof Ohlsdorf, Grablage P 1, Nr. 83. Celine Reincke hatte in dieser schweren Zeit ihrer Schwägerin und ihrem Bruder beigestanden.

Drei Monate später bekamen die Geschwister den Deportationsbefehl zugestellt. Am 19. Juli 1942 wurden Celine Reincke und Isidor Mendelsohn mit weiteren 21 Leidensgenoss*innen aus dem Mendelson-Israel-Stift nach Theresienstadt deportiert. Zwei Monate später wurden die Geschwister, die ihr Leben lang verbunden waren, auseinandergerissen. Isidor Mendelsohn wurde am 21. September 1942 nach Treblinka weiterdeportiert und ermordet. Er war 73 Jahre alt. Celine wurde zwei Jahre später, am 15. Mai 1944 nach Ausschwitz weiter verschleppt und ermordet. Celine Reincke, geb. Mendelsohn, war 68 Jahre alt.

Der weitere Schicksalsweg der Familienangehörigen
Käthe Mendelsohn, geb. Witt, hatte nicht mehr erleben müssen, dass ihre beiden Schwestern Alice und Rosalie und auch ihre Familienmitglieder Opfer der Shoah wurden. Zunächst hatten sie versucht, sich mit der Flucht nach Frankreich zu retten. Es war vergeblich. Isidor Mendelsohns Schwägerin Rosalie Blatt wurde mit ihrem Ehemann Alfons und ihrer 22-jährigen Tochter Elli vom Sammelage Drancy bei Paris am 17. August 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Käthes Schwester Alice Behrens, die ihre Verwandten in Hamburg in der schweren Zeit unterstützt hatte, versuchte den nationalsozialistischen Verfolgungen zunächst ebenfalls mit ihrem Sohn Curt Ludwig, der Fabrikant von Möbeln geworden war, und ihrer Tochter Lissi Johanne Mannheimer mit deren Ehemann Manfred und Enkelin Suzanne nach Frankreich zu entkommen. Es gelang nicht. Ihr letzter Wohnsitz in Nizza, Avenue 28 de la Lanterne, bot ihnen keinen Schutz. Alice Behrens wurde am 27. Oktober 1943 nach Drancy verbracht und am 20. November 1943 zusammen mit ihrem Sohn Curt Ludwig Behrens nach Auschwitz deportiert und ermordet, Alice Behrens einen Monat vor ihrem 65. und Curt Ludwig vor seinem 42. Geburtstag.

Alices Tochter Lissi Johanne konnte mit ihrem Ehemann Manfred Mannheimer und Tochter Suzanne untertauchen, sie überlebten. Im März 1947 traten sie eine Schiffsreise von Cherbourg nach New York an, um Manfreds Vater Isaak Mannheimer wiederzusehen. Lissi Mannheimer verstarb am 17. September 1971 in Paris. Ob die Geschwister Mendelsohn mit ihrer Nichte Else Mendelsohn nach deren Ausreise 1924 in die USA und ihrer Rückkehr nach Schweden weiter in Kontakt standen, ist nicht bekannt. Else Martha Bernroth, geb. Mendelsohn, verstarb in Schweden.

Stand: Januar 2023
© Margot Löhr

Quellen: 1; 4; 5; 6; 7; 8; StaH, 332-5 Standesämter, Geburtsregister, 6187 u. 2621/1875 Celine Mendelsohn, 1838 u. 5755/1878 Alice Witt, 1984 u. 5164/1880 Bruno Reincke, 2082 u. 4313/1884 Harald Reincke, 2427 u. 46/1897 Elsa Meyer/Mendelsohn; StaH, 332-5 Standesämter, Heiratsregister, 2611 u. 50/1880 Wilhelm Reincke u. Antonie Blumenberg, 5923 u. 758/1892 Menni Mendelsohn u. Selma Horwitz, 6517 u. 202/1914 Harald Reincke u. Celine Mendelsohn, 3372 u. 1280/1920 Isidor Mendelsohn u. Käthe Witt; StaH, 332-5 Standesämter, Sterberegister, 5234 u. 1970/1897 Liene Mendelsohn, 639 u. 538/1910 Wolff Mendelsohn, 7171 u. 682/1935 Harald Reincke, 8180 u. Nr. 162/1942 Käthe Mendelsohn; StaH, 332-7 Staatsangehörigkeitsaufsicht, B III Nr. 104366 Friedrich Wilhelm Carl Reincke; StaH, 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge, 1570 Isidor Mendelsohn; StaH, 352-5 Gesundheitsbehörde, Todesbescheinigungen, 1935, Sta 21c, Nr. 682; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden Geburtsregister, 222 c, Nr. 8/1869 Isidor Mendelsohn; StaH 741-4 Fotoarchiv, K 6589, K 7342; LaB, P Rep. 805, 797, Nr. 3284/1883 Käthe Witt; Standesamt Berlin, Geburtsregister, Berlin VI Nr. 1021/1894 Friederike Witt, Berlin VI/Nr. 2701/1880 Moritz Witt, Berlin VI Nr. 2217/1881 Margarethe Witt, Berlin VI Nr. 2834/1882 Ella Witt, Berlin VI Nr. 3284/1883 Käthe Witt, Berlin VI Nr. 1755/1886 Lydia Witt; Standesamt Berlin, Heiratsregister, Berlin VI Nr. 98/1901 Otto Behrens u. Alice Witt, Berlin Schöneberg I Nr. 169/1904 Moritz Witt u. Elise Mehler, Berlin Schöneberg II Nr. 44/1919 Alfons Blatt u. Rosalie Witt, Berlin VIII Nr. 1277/1930 Manfred Mannheimer u. Lissi Behrens; Standesamt Berlin, Sterberegister, Berlin VI Nr. 68/1883 Ella Witt, Berlin VI Nr. 1493/1883 Margarethe Witt, Berlin IX Nr. 1248/1888 Gustav Witt, Berlin IX Nr. 361/1893 Auguste Witt, Berlin VI Nr. 1021/1894 Friederike Witt, Berlin VI Nr. 142/1900 Ludwig Witt, Berlin Schöneberg I Nr. 253/1910 Lydia Witt, Berlin VIII Nr. 1971/1927 Otto Behrens; Standesamt Oschersleben, Heiratsregister, Nr. 10/1878 Ludwig Witt u. Friederike Herzberg; Archiv Friedhof Ohlsdorf, Beerdigungsregister, Nr. 3729/1935 Harald Reincke, Nr. 2890/1942, Käthe Mendelsohn, Grabbriefe Nr. 141448/1935, Nr. 11100/1942; Auskünfte Barbara Schulze, Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e. V., Grabstätte Harald Reincke Harald; Swedish Emigration Records 1783–1951, Emigranten Populär, https://www.ancestry.com/search/collections/1189/, eingesehen am: 28.2.2022; Alice Behrens, http://ressources.memorialdelashoah.org/notice.php?q=fulltext%3A%28Alice%20Behrens%29%20AND%20id_pers%3A%28%2A%29&spec_expand=1&start=0, eingesehen am: 22.2.2022.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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