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Bereits verlegte Stolpersteine



Porträt Karl Heinz Harms, November 1940
Karl Heinz Harms, November 1940
© StaH

Karl-Heinz Harms * 1922

Börnestraße 69 (Wandsbek, Eilbek)


gedemütigt / entrechtet
Flucht in den Tod
23.06.1941

Karl Heinz Dietrich Harms, geb. am 30.10.1922 in Hamburg, gestorben am 23.6.1941 in Hamburg (Suizid)

Börnestraße 69 (Josef-Klant-Straße 69)

"Liebe Mutti! Verzeihe mir." Nach diesen auf dem Wohnzimmertisch seiner Mutter hinterlassenen Abschiedsworten erschoss sich der 18-jährige Karl Heinz Harms durch einen aufgesetzten Herzschuss in den Abendstunden des 23. Juni 1941 mit einem Trommelrevolver auf dem Hachmannplatz am Hauptbahnhof.

Wenig ist aus dem Leben des hier gedachten jungen Mannes bekannt: Er kam am 30. Ok­to­ber 1922 in Hamburg als Sohn des Schutenvermieters Richard Harms und der Luise Wiebke Marie, geborene Nissen, zur Welt. Auch der Vater schied 1924 durch einen Suizid aus dem Leben. Karl Heinz Harms arbeitete bei der Firma Kühne & Nagel als kaufmännischer Ange­stellter. Wie anlässlich seines Selbstmords von der Polizei festgestellt wurde, ermittelte ein halbes Jahr zuvor das für "De­lik­te" Homosexueller zuständige 24. Kriminalkommissariat ge­gen ihn. Vermerkt wurde bei der Polizei: "Jugendlich, wegen Verdachts des Verbrechens gegen § 175 RStGB. Er ist auch einige Zeit in U. H. [Unter­su­chungs­haft] gewesen, dann aber angeblich freigesprochen worden. Harms soll sich aber weiter in Gesellschaft von seinesgleichen bewegt haben und so wird er ein erneutes Verfahren befürchtet haben, obgleich beim 24. Kommissariat noch nichts be­kannt ist." Ein Aufenthalt im Untersuchungsgefängnis kann heute nicht mehr nachgewiesen werden, aber das bei der Staatsanwaltschaft anhängige Verfahren "2 Js 3416/40" ging dort am 8. November 1940 ein, wurde jedoch einen Tag später wegen mangelnder Er­folgs­aussichten einer Anklage wieder eingestellt. Kurz nach seinem Verfahren ließ er sich einen Reisepass ausstellen.

Möglicherweise befürchtete er tatsächlich ein erneutes Verfahren, da auch seine Tante ge­gen­über der Polizei angab, dass er sich weiterhin in "Homosexuellenkreisen" aufhielte, und schied deshalb durch eigene Hand aus dem Leben. Er gehört damit zu rund 25 Prozent der Opfer der Homosexuellenverfolgung, die diesen grausamen Weg den Verfolgungsmethoden der Polizei im Nationalsozialismus vorzogen.

Vor seinem letzten Wohnsitz bei seiner Mutter in der Börnestraße, in der NS-Zeit zeitweilig nach dem ersten Gauleiter der NSDAP Hamburgs, Josef Klant, umbenannt, erinnert ein Stol­perstein an sein Schicksal.

Stand Februar 2014
© Bernhard Rosenkranz(†)/Ulf Bollmann

Quellen: StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, 346; StaH 331-5 Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle, 1065/41; StaH 332-8 Meldewesen, 29; Rosenkranz/Bollmann/Lorenz, Homosexuellen-Verfolgung, S. 215.

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