Neues von den Stolpersteinen
Die vielen Stolpersteinverlegungen mit begleitenden Veranstaltungen in den letzten beiden Monaten haben eindrucksvoll gezeigt, dass das Interesse der Hamburger Bevölkerung an der NS-Zeit und den Schicksalen der Verfolgten nach wie vor anhält. Auch die Medien berichteten breit, wie beispielsweise SAT1 von der Verlegung der 15 Stolpersteine vor dem Untersuchungsgefängnis, die nun dort an die hingerichteten Mitglieder der Bästlein-Jacobs-Abshagen Widerstandsgruppe erinnern: https://www.sat1regional.de/stolpersteine-fuer-hamburger-widerstandsgruppe-in-ns-zeit-verlegt/
Nachdem das Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium für seine ehemaligen jüdischen Schülerinnen und Lehrerinnen Stolpersteine hat verlegen und eine Gedenktafel aufstellen lassen, begibt sich nun auch eine AG des Helene-Lange-Gymnasiums auf die Spurensuche. Christina Igla von der Stolperstein-Initiative begleitet die Schülerinnen und Schüler sowie die beteiligte Lehrerin wieder sachkundig bei allen Schritten. Die Durchsicht der Aufnahmelisten der Schule von 1910 bis 1934 haben bereits 300 Namen ergeben, und schon jetzt steht fest, dass zur Erinnerung an ermordete Schulangehörige für mindestens 22 Personen Stolpersteine verlegt werden sollen. Christina Igla und die Schülerinnen und Schüler recherchieren nun im Hamburger Staatsarchiv zu deren Biografien. Auch besuchten sie gemeinsam den Jüdischen Friedhof Ohlsdorf (Ilandkoppel), wo einige Gräber ehemaliger Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums zu finden sind. Bis alle Stolpersteine verlegt werden können, bedarf es noch intensiver Nachforschungen und vieler e-mails und Briefe, die geschrieben werden müssen, aber offensichtlich sind alle Beteiligten mit Engagement dabei. Ihre einzelnen Schritte in Bild und Text sind nachlesbar unter https://www.hlg-hamburg.de/ag-juedische-biographien/
Aber nicht nur die älteren Schülerinnen und Schüler von Gymnasien, sondern auch jüngere befassen sich mit der NS-Verfolgung. Beispielsweise hatte sich die Klasse 4a der Grundschule Burgunderweg in Schnelsen im Rahmen einer Unterrichtseinheit zur Demokratiebildung in altersgemäßer Form mit der Lebensgeschichte von Bruno Ordelheide beschäftigt, ein 16jähriges "Euthanasie-Opfer". Die Klasse hatte nach einem Rundgang mit Peter Hess und einer Putzaktion auch Geld für einen Stolperstein gesammelt, an dessen Verlegung sie nun teilnahmen.
Noch ist es ein wenig früh für einen Jahresrückblick oder gar einen Ausblick, aber es scheint, dass die Arbeit der Stolperstein-Initiative 2025 mit viel Engagement, Ideen und auch einigen neuen MitstreiterInnen fortgeführt werden kann.
Beate Meyer