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Bereits verlegte Stolpersteine



Ella-Anna Carstens * 1907

Bartholomäusstraße 18 (Hamburg-Nord, Barmbek-Süd)


HIER WOHNTE
ELLA-ANNA
CARSTENS
JG. 1907
EINGEWIESEN 1935
ALSTERDORFER ANSTALTEN
´VERLEGT` 28.7.1941
´HEILANSTALT` LANGENHORN
27.11.1941
´HEILANSTALT` TIEGENHOF
ERMORDET 24.1.1942

Ella Anna Henriette Carstens, geb. 27.8.1907 in Hamburg, aufgenommen am 30.7.1935 in den damaligen Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf), verlegt am 28.7.1941 in die Heil- und Pflegeanstalt Hamburg-Langenhorn, von dort verlegt am 27.11.1941 in die damalige "Gau-Heilanstalt Tiegenhof" bei Gnesen (heute Gniezno/Polen), ermordet am 24.1.1942

Bartholomäusstraße 42, Barmbek-Süd

Ella Anna Henriette Carstens kam am 27. August 1907 in der Paulinenallee 8 b in Hamburg-Eimsbüttel zur Welt. Sie war die Tochter des am 11. November 1868 in Hamburg geborenen lutherischen Magazinarbeiters der Hamburg-Amerika-Linie Henry Carl Matthias Carstens, und seiner ebenfalls lutherischen Ehefrau Maria Katharina Anna Elisabeth, geborene Borgward.

Ihr Vorname wurde auf dem Stolperstein entsprechend der Eintragung im "Hamburger Gedenkbuch Euthanasie – Die Toten 1939-1945" als Ella-Anna angegeben. Demgegenüber enthält das Geburtsregister die Vornamen Ella Anna Henriette ohne Bindestrich. Nur der erste ihrer drei Vornamen galt als ihr Rufname, entsprechend wird sie nachfolgend Ella Carstens genannt.

Ella Carstens hatte einen älteren Bruder, Jonni Friedrich Karl, geboren am 15. Juli 1904 in Hamburg.

Weitere Informationen über Ella Carstens und ihre Familie haben wir nicht. Die wenigen Lebensdaten wurden einer Karteikarte entnommen, die für das ab 1934 aufgebaute Hamburger Gesundheitspassarchiv zum Zwecke der "erbbiologischen Bestandaufnahme" der Bevölkerung angelegt wurde ("Erbgesundheitskarteikarte" oder "Sippschaftstafel").

Wir wissen weder, wann und wo Ella Carstens‘ Eltern heirateten, noch wann diese Ehe endete. Die "Sippschaftstafel" enthält über Ellas Mutter nur den Eintrag "schwermütig, Suizid", ein Datum dazu fehlt.

Ellas Vater ging am 1. Februar 1918 mit der am 20. Juli 1879 in Wandsbek geborenen Bertha Elise Dorette, geschiedene Japp, geborene Thurm, die zweite Ehe ein. Aus dieser Ehe sollen vier weitere Kinder hervorgegangen sein.

Das Hamburger Adressbuch verzeichnet Ellas Vater in den Jahren 1929 und 1930 als H. Carstens in der Bartholomäusstraße 42. Diese Anschrift wurde auch notiert, als Ella Carstens in den damaligen Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) am 30. Juli 1935 aufgenommen wurde.

Ella Carstens‘ Patientenakte ist nicht mehr verfügbar, so dass Einzelheiten über ihre Kindheit, Jugend und der Grund für ihre Aufnahme in Alsterdorf nicht bekannt sind. Nach der für das Hamburger Gesundheitspassarchiv angelegten Karteikarte litt sie an Schizophrenie.

An der Anstalt musste ihre Körperpflege vollkommen durch Pflegerinnen besorgt werden. Sie soll häufig erregt gewesen sein, habe wirr geredet, um sich geschlagen und zu ihrer Umgebung keine Beziehung aufgebaut. Nach den Eintragungen im Aufnahmebuch der Alsterdorfer Anstalten wurde sie am 28. Juli 1941 in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn verlegt und von dort am 27. November 1941 in einem Transport von 32 Frauen und 37 Männern in die "Gau-Heilanstalt Tiegenhof" (Wojewódzki Szpitaldla Nerwowo i Psychicznie Chorych "Dziekanka") bei Gnesen (Gniezno, heute Polen) abtransportiert.

Die Anstalt Tiegenhof war zwischen 1891 und 1894 knapp zweieinhalb Kilometer von Gnesen (Gniezno) und rund 50 km östlich von Posen (Poznan) errichtet worden. Bis 1919 waren Betten für etwa 600 Patienten verfügbar. Nach dem Übergang des Gebietes an den wiedererstandenen Staat Polen wurde die Anstalt in Dziekanka umbenannt. Sie gehörte zu den psychiatrischen Einrichtungen mit den niedrigsten Sterblichkeitsziffern weltweit. Im Oktober 1939 besetzte die deutsche Wehrmacht die Anstalt. Umbenannt in "Gau-Heilanstalt Tiegenhof", wurde sie in das Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten einbezogen.

Fast alle Frauen und Männer des Hamburger Transports kamen ums Leben: Die Verantwortlichen ließen sie absichtlich verhungern und/oder verabreichten ihnen überdosierte Medikamente wie Luminal, Skopolamin und Chloralhydrat.

Ella Carstens wurde am 24. Januar 1942 ermordet.

An sie erinnert ein Stolperstein in der Bartholomäusstraße 42.

Stand: Februar 2024
© Ingo Wille

Quellen: Adressbuch Hamburg, 1907-1935; StaH 332-5 Standesämter 3833 Geburtsregister Nr. 387/1879 (Bertha Elise Dorette Thurm), 14193 Geburtsregister Nr. 1572/1904 (Jonni Friedrich Karl Carstens), 14865 Geburtsregister Nr. 1780/1907 (Ella Anna Henriette Carstens), 4077 Heiratsregister Nr. 217/1898 (Friedrich Carl Heinrich Japp/Bertha Elise Dorette Thurm), 6544 Heiratsregister Nr. 46/1918 (Henry Carl Matthias Carstens/ Bertha Elise Dorette Japp geb. Thurm); Evangelische Stiftung Alsterdorf Archiv Erbgesundheitskarteikarte von Ella Anna Henriette Carstens. Schwanke, Enno, Die Landesheil- und Pflegeanstalt Tiegenhof, Die nationalsozialistische Euthanasie in Polen während des Zweiten Weltkrieges, Frankfurt/M. 2015, S. 101 ff.; Michael Wunder, Ingrid Genkel, Harald Jenner, Auf dieser schiefen Ebene gibt es kein Halten mehr – Die Alsterdorfer Anstalten im Nationalsozialismus, Stuttgart 2016, S. 269 ff.; Peter von Rönn u.a., Wege in den Tod, Hamburgs Anstalt Langenhorn und die Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus, Hamburg 1993; Harald Jenner, Michael Wunder, Hamburger Gedenkbuch Euthanasie – Die Toten 1939 – 1945, Hamburg 2017.

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