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Bereits verlegte Stolpersteine



Elsa Meyerhof (geborene Müller) * 1875

Eppendorfer Landstraße 46 (Hamburg-Nord, Eppendorf)

1941 Riga

Weitere Stolpersteine in Eppendorfer Landstraße 46:
Alfred Aron, Bertha Engers, Bertha Margaretha Haurwitz, Dr. Rudolf Haurwitz, Henriette Hofmann, Siegfried Marcus, Martha Markus, Käte Meyerhof, Olga Reyersbach

Elsa Alice Gretchen Meyerhof, geb. Müller, geb. 4.6.1875 in Wandsbek, am 6.12.1941 nach Riga deportiert
Käthe Meyerhof, geb. 29.3.1898 in Hamburg, am 6.12.1941 nach Riga deportiert

Eppendorfer Landstraße 46, 1. Etage

Elsa Meyerhof wurde am 4. Juni 1875 im (damals noch preußischen) Wandsbek geboren und war mit dem Kaufmann Julius Meyerhof verheiratet. Das Ehepaar scheint wohlhabend gewesen zu sein – noch 1939 besaß Elsa Meyerhof z. B. als Inhaberin des "alleinigen Nießbrauchsrecht am Gesamtgut Julius Meyerhof" Wertpapiere im Wert von 80000 RM. Sie hatten mindestens drei Kinder: Annie Jacoby, geb. Meyerhof, geb. am 20. November 1896, Käthe Meyerhof, geb. am 29. März 1898, Margot (später Matzi) Bock, geb. Meyerhof, geb. am 3. November 1902.

1896, zum Zeitpunkt der Geburt der Tochter Annie, wohnte das Ehepaar in der Hartungstraße 3. Von 1914 bis September 1932 lebte Elsa Meyerhof – wie auch ihre Tochter Käthe – in der Rothenbaumchaussee 159. Dort war 1930 auch noch der Ehemann und Vater Julius Meyerhof gemeldet, wie man der Wählerliste der Jüdischen Gemeinde von 1930 entnehmen kann. Mutter und Tochter zogen dann im September 1932 mit ihrer Hausgehilfin in die Eppendorfer Landstraße 46.

In der Hausmeldekartei firmierte Elsa Meyerhof als Kaufmannswitwe und Haushaltsvorstand. Das bedeutet, dass ihr Ehemann Julius zwischen 1930 und 1932 gestorben sein muss – möglicherweise war sein Tod Anlass für den Umzug in die vielleicht kleinere Sechseinhalbzimmerwohnung Eppendorfer Landstraße. Im Juni 1941 zog dann noch Olga Reyersbach (s. dort) mit in die Wohnung.

Elsa Meyerhof wurde 67-jährig am 6. Dezember 1941 – wie auch ihre Tochter Käthe und die Untermieterin Olga Reyersbach – nach Riga-Jungfernhof, einem Außenlager des Gettos Riga, deportiert, wo sich ihre Spur verliert.

Käthe Meyerhof, die nie geheiratet hatte, lebte offenbar immer bei ihren Eltern bzw. bei ihrer verwitweten Mutter. Ihre Schwestern Annie Jacoby und Margot Bock hatten dagegen das Elternhaus wahrscheinlich nach ihrer Heirat verlassen.

Gearbeitet hat sie als selbstständige Handelsvertreterin mit gutem Auskommen. Immerhin verdiente sie so viel (z. B. 1936–38 zwischen 1500 und 1900 RM, versteuertes Vermögen 17000 RM), dass sie zur "Judenvermögensabgabe", die alle Jüdinnen und Juden mit einem Vermögen von mehr als 5000 RM infolge der Pogromnacht am 9. November 1938 entrichten mussten, von 3750 RM herangezogen wurde.

Nach der Pogromnacht wurde Jüdinnen und Juden die Arbeitserlaubnis in ihren Berufen entzogen, eine Maßnahme, die auch Käthe Meyerhof traf. Nach dem Krieg machten ihre Erben entsprechende Entschädigungsansprüche geltend. Wenn sie in der 1956 vom Internationalen Roten Kreuz ausgestellten Inhaftierungsbescheinigung für den Zeitpunkt ihrer Deportation als "Arbeiterin" bezeichnet wird, ist zu vermuten, dass sie in den Jahren 1939 bis zur Deportation am 4. Dezember 1941 zur Zwangsarbeit herangezogen wurde.

Spätestens 1939 hatte sie sich um eine Auswanderung bemüht. Eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des Oberfinanzpräsidenten Hamburg wurde am 3. Juli 1939 erteilt; am 18. August 1939 wurde ihr Umzugsgut taxiert. In dem Bericht des Sachverständigen war vermerkt, "die Auswanderin geht als Schreibmaschinistin unter völlig unsicheren Verhältnissen ins Ausland". Vermutlich scheiterte die Auswanderung dann am Kriegsbeginn. Immerhin wurde in der Kultussteuerkarte eingetragen "Abwanderung Juli 1939 (nach) England", der Eintrag wurde später durchgestrichen.

Wie demütigend die Situation für eine ihre Auswanderung betreibende Jüdin damals war, zeigt beispielhaft eine Korrespondenz mit der Devisenstelle beim Hamburger Finanzpräsidenten im März/April 1939: Käthe Meyerhof war offensichtlich aufgefordert worden, Juwelen, Silber und Gold abzuliefern. Sie bat schriftlich "ergebenst" darum, einen vom Juwelier am Neuen Wall als geringwertig eingeschätzten Ring, den sie von ihrem Vater auf dessen Sterbebett als Andenken erhalten habe, behalten zu dürfen. Eine Bitte, die ohne Begründung abgelehnt wurde. Zudem forderte man Käthe Meyerhof drohend auf, alle Gold- und Silbergegenstände sofort abzugeben.

Am 6. Dezember 1941 wurde sie im Alter von 43 Jahren zusammen mit ihrer 68-jährigen Mutter nach Riga-Jungfernhof deportiert. Beide gelten seither als verschollen und wurden nach dem Krieg auf den 31. Dezember 1945 für tot erklärt.

Ihre Schwester Annie Jacoby wurde am 25. Oktober 1941, zusammen mit ihrer am 30. November 1921 geborenen Tochter Vera Jacoby, in das Getto Lodz deportiert. Beide sind dort verschollen. Nur die Schwester Margot Bock überlebte die NS-Herrschaft. Als Matzi Bock lebte sie 1959 in Bombay, wann sie nach Indien gegangen war, ist unbekannt.

© Birgit Burgänger

Quellen: 1; 4; 5; 6; 8; schriftl. Auskunft Comité international de la Crox-Rouge v. 20.7.1956; StaH 351-11 AfW, 290398; StaH 314-15 OFP, Fvg 7825; StaH 314-15 OFP, R 1939/2447; StaH 332-8 Meldewesen 9123 Nr. 2106/1896; StaH 332-8 Meldewesen A 51/1 (Elsa Meyerhof); AB 1933 u. 1941.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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