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Bereits verlegte Stolpersteine



Albert Köpcke * 1903

Schrammsweg 25 (Hamburg-Nord, Eppendorf)


HIER WOHNTE
ALBERT KÖPCKE
JG. 1903
EINGEWIESEN 1935
ALSTERDORFER ANSTALTEN
"VERLEGT" 10.8.1943
HEILANSTALT MAINKOFEN
TOT AN DEN FOLGEN
DER BEHANDLUNG
11.7.1945

Albert Erich Walther Köpcke, geb. 30.5.1903 in Hamburg, aufgenommen in den damaligen Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) am 4.7.1935, "verlegt" am 11.8.1943 in die Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen, dort gestorben am 11.7.1945

Schrammsweg 25, Eppendorf

Der am 30. Mai 1903 in Hamburg geborene Albert Erich Walther Köpcke war das jüngste von vier Kindern des aus Malchin in Mecklenburg stammenden Klempnergesellen Carl Johann Heinrich Köpcke, geboren am 29. Februar 1872, und seiner Ehefrau Marie Emilie, geborene Rusche, geboren am 29. August 1866 in Egeln in der preußischen Provinz Sachsen (heute Sachsen-Anhalt). Das evangelische Paar hatte am 5. Juni 1896 in Hamburg geheiratet.

Das erste Kind von Carl und Maria Köpcke, Johannes Karl Emil Köpcke, war am 18. Mai 1896 in der Straße Mesterkamp 4 im Hamburger Stadtteil Barmbeck (heute Barmbek-Süd) geboren worden. Sein Vater meldete die Geburt am Tage der Eheschließung im Standesamt an und sorgte so dafür, dass es als ehelich anerkannt wurde. Es starb im Alter von fünfzehn Monaten am 22. August 1897.

Hans Wilhelm August Heinrich Köpcke, der zweite Sohn, kam am 18. Januar 1898 in der Hansdorferstraße 22 in Barmbek-Süd zur Welt. Auch das dritte Kind, Karl Friedrich Alfred Köpcke, wurde wie alle Söhne, am 29. Oktober 1900 im Stadtteil Barmbek-Süd, und zwar in der Volksdorfer Straße 42 geboren.

Der Vater der Brüder starb, wie das Hamburger Personenstandsregister ausweist, am 28. Juni 1923 im damaligen Allgemeinen Krankenhaus Eppendorf im Alter von 61 Jahren.

Albert Köpcke wurde am 4. Juli 1935 in den damaligen Alsterdorfer Anstalten aufgenommen. Seine Mutter wohnte zu dieser Zeit zur Untermiete im Schrammsweg 25 in Eppendorf. Wir wissen nicht, ob er bis dahin bei ihr gelebt hatte. Weil eine andere Wohnadresse jedoch nicht bekannt ist, erinnert hier ein Stolperstein an Albert Erich Walther Köpcke.

Ein Grund für die Aufnahme in den damaligen Alsterdorfer Anstalten kann den wenigen noch überlieferten Dokumenten nicht entnommen werden. Auch über Albert Köpcke vorheriges Leben oder wie es ihm in den Alsterdorfer Anstalten ergangen ist, haben wir keine Kenntnis. Mit Ausnahme des Eintrags im Alsterdorfer Aufnahmebuch und einer Karteikarte sind keine Dokumente über ihn mehr auffindbar.

Die Karteikarte enthält den Vermerk "Meldebogen an den RMI am 15.10.1940 in die Post gegeben". Mit solchen "Euthanasie"-Meldebogen sollten die Patientinnen und Patienten erfasst werden, die den Selektionskriterien "mangelnde Arbeitsleistung, Verursachung unproduktiver Kosten, Kriminalität und rassische Andersartigkeit" zugeordnet werden konnten. Nach Eingang der Meldebogen in der "Euthanasie"-Zentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4, wurde durch entsprechende Markierung der Meldebogen von sog. Gutachtern entschieden, ob Patienten getötet werden sollten oder weiterleben durften. Eine Rückmeldung aus Berlin bezogen auf Albert Köpcke ist nicht bekannt.

Während der schweren Luftangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 (Operation Gomorrha) erlitten auch die damaligen Alsterdorfer Anstalten in der Nacht vom 29./30. Juli 1943 und dann noch einmal vom 3./4. August 1943 Schäden. Der Anstaltsleiter, SA-Mitglied Pastor Friedrich Lensch, bat die Gesundheitsbehörde um Zustimmung zur Verlegung von 750 Patientinnen und Patienten, angeblich um Platz für Verwundete und Bombengeschädigte zu schaffen. Mit drei Transporten zwischen dem 7. und dem 16. August wurden insgesamt 468 Mädchen und Frauen, Jungen und Männer in die "Landesheilanstalt Eichberg" in der Nähe von Wiesbaden, in die "Heil- und Pflegeanstalt Kalmenhof" in Idstein im Rheingau, in die "Landesheilanstalt Am Steinhof" in Wien und in die "Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen" bei Passau verlegt.

Albert Köpcke wurde am 11. August 1943 in einem Transport mit 113 Männern, Jugendlichen und Jungen mit dem Ziel "Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen" in Natterndorf, heute ein Stadtteil im niederbayerischen Deggendorf, aus den Alsterdorfer Anstalten abtransportiert.

Die Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen, ehemals ein psychiatrisches Krankenhaus, wurde während des Nationalsozialismus systematisch als Sterbeanstalt benutzt. Von dort wurden während der ersten Phase der "Euthanasie"-Morde bis August 1941 Menschen in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim in der Nähe von Linz verschleppt und mit Gas ermordet. 604 von ihnen sind namentlich bekannt. Danach wurden die Patientinnen und Patienten in Mainkofen selbst ermordet, und zwar durch Nahrungsentzug im Rahmen des "Bayrischen Hungererlasses" (Hungerkost, fleisch- und fettlose Ernährung, in Mainkofen als "3-b Kost" bezeichnet), pflegerische Vernachlässigung und überdosierte Medikamentengaben. In Mainkofen starben 762 Patientinnen und Patienten in den sogenannten Hungerhäusern. Als angebliche Todesursache wurde insbesondere Darmkatarrh, Tuberkulose, Lungenentzündung bzw. Lungentuberkulose angegeben.

Von den 113 männlichen Patienten, die am 12. August 1943 aus Alsterdorf in Mainkofen eintrafen, verstarben 74 bis Ende 1945. Als Todesursache taucht, wie in anderen Sterbeanstalten auch, immer wieder "Lungentuberkulose" auf, so vierzig Mal bei 74 Alsterdorfer Patienten, die in Mainkofen starben. "Darmkatarrh" wurde fünfzehn Mal als Todesursache genannt. Nur 39 Menschen aus Alsterdorf überlebten das Jahr 1945, davon 15 Erwachsene sowie 24 Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 21 Jahren. Sie wurden am 19. Dezember 1947 zurück nach Alsterdorf verlegt.

Albert Köpcke starb am 11. Juli 1945 in der Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen. Auch in seiner Sterbeurkunde wurde als Todesursache "Lungentuberkulose, Schizophrenie" vermerkt.

Stand: November 2022
© Ingo Wille

Quellen: Adressbuch Hamburg (diverse Jahrgänge); StaH 332-5 Standesämter 6406 Heiratsregister Nr. 317/1896 Heiratsregisterauszug Carl Johann Heinrich Köpcke/Marie Emilie Rusche, 6353 Geburtsregister Nr. 1563 Johannes Karl Emil Köpcke, 6366 Geburtsregister Nr. 6366 Hans Wilhelm August Heinrich Köpcke, 13331 Geburtsregister Nr. 1297/1900 Karl Friedrich Alfred Köpcke, 14089 Geburtsregister Nr. 668/1903 Albert Erich Walther Köpcke, 340 Sterberegister Nr. 497/1897 Johannes Karl Emil Köpcke, 9802 Sterberegister Nr. 1401/1923 Carl Johann Heinrich Köpcke; Evangelische Stiftung Alsterdorf Archiv, Aufnahmebuch für 1935, V 398 Patientenakte Albert Köpcke; Michael Wunder, Ingrid Genkel, Harald Jenner, Auf dieser schiefen Ebene gibt es kein Halten mehr – Die Alsterdorfer Anstalten im Nationalsozialismus, Stuttgart 2016, S. 56 f., 283 ff., 315 ff.

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