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Bruno Krüger, 1934
Bruno Krüger, 1934
© Privatbesitz

Bruno Krüger * 1911

Bramfelder Straße 104 (Hamburg-Nord, Barmbek-Nord)


HIER WOHNTE
BRUNO KRÜGER
JG. 1911
EINGEWIESEN 1938
HEILANSTALT LANGENHORN
"VERLEGT" 19.3.1941
HEILANSTALT RICKLING
ERMORDET 25.7.1943

Bruno Gustav Max Krüger, geb. 25.1.1911 in Gerswalde (Landkreis Uckermark), aufgenommen in der Staatskrankenanstalt Langenhorn am 5.5.1938, verlegt in die "Holsteinischen Heilstätten für Nerven- und Alkoholkranke" in Rickling (Kreis Segeberg) am 19.3.1941, dort gestorben am 25.7.1943

Bramfelder Straße 104 (Barmbek-Nord)

Bruno Gustav Max Krüger war am 25. Januar 1911 in dem Dorf Gerswalde in der Uckermark in Brandenburg als Sohn von Ida Louise Wilhelmine Krüger zur Welt gekommen. Der Vater starb im Ersten Weltkrieg. Über Bruno Krügers Kindheit und Jugend wissen wir nur wenig, er ging in Gerswalde zur Schule, später dann in Hamburg. Bruno Krüger liebte Musik, spielte Fußball und angelte gern, auch noch in späteren Jahren als junger Mann.

Ida Krüger verließ mit ihrem Sohn die brandenburgische Heimat und ließ sich 1920 in Hamburg nieder. Dort heiratete sie zweimal. 1925, nach der Schule, arbeitete Bruno Krüger als Transportarbeiter, später als Fabrikarbeiter bei einem Unternehmen mit Namen "Hammonia", danach folgte eine lange Zeit der Arbeitslosigkeit. Erst, als er zum Dreher umschulen konnte, fand er wieder Arbeit.

1927 lernte er Johanna Sophie Charlotte Möller kennen. Am 30. Januar 1932 gingen sie die Ehe miteinander ein. Johanna Möller war am 7. November 1904 in der damals noch selbständigen Stadt Wandsbek geboren worden. Das Ehepaar lebte in der Bramfelderstraße 100, Haus 5, dort wohnte Johanna Krüger auch schon vor der Eheschließung. Die Eheleute bekamen insgesamt drei Kinder.

Bruno Krügers Mutter verstarb am 25. Januar 1937 an dessen 26. Geburtstag. Sie erlitt auf dem Weg zur Geburtstagsfeier auf dem Hamburger Hauptbahnhof einen Herzinfarkt.

Knapp ein Jahr später, am 14. Januar 1938, wurde Bruno Krüger in der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg wegen "Erregungszuständen" aufgenommen. Zu dem Zeitpunkt war seine Frau mit der jüngsten Tochter schwanger.

Bei seiner Aufnahme gab er an, dass er schon seit längerem unter Beschwerden wie schlechtem Schlaf, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen leide, er fühle sich oft müde und abgeschlagen. Als Ursache vermutete er Öl- und Petroleumdämpfe bei der Arbeit. Obwohl er den Arbeitsplatz gewechselt hatte, habe sich keine Besserung eingestellt. Bruno Krüger glaubte, er befände sich im Allgemeinen Krankenhaus Barmbek.

Nur knapp zwei Wochen nach seiner Aufnahme erhielt er am 27. Januar 1938 eine erste Impfung mit malariainfiziertem Blut, also die sogenannte Malaria-Therapie. Etwa ein Vierteljahr später, am 5. Mai 1938, wurde er in die Staatskrankenanstalt Langenhorn verlegt.

Die Diagnose lautete nun "Progressive Paralyse". Im Juni desselben Jahres wurde in seiner Krankenakte festgehalten, Bruno Krüger sehe elend und sehr blass aus. Seine Arbeitskraft sei noch erhalten. Er sei sich aber über die letzten Ereignisse seiner Erkrankung nicht im Klaren. Wenige Wochen später wurde notiert, er habe laute Selbstgespräche verworrenen Inhalts geführt. Ab Juli 1938 wurde die Malaria-Therapie erneut angewandt. (Deren Bedeutung für die Behandlung der Progressiven Paralyse hatte der österreichische Psychiater Julius Wagner-Jauregg entdeckt und war dafür 1927 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet worden. Sie wurde bis zum Aufkommen der Antibiotika angewendet.)

Bei Bruno Krüger verliefen die Malariaimpfungen keineswegs komplikationslos. Der Heilungserfolg scheint eher gering gewesen zu sein. Im Oktober 1938 soll Bruno Krüger eine ständige leichte motorische Unruhe gezeigt und fortgesetzt laute verworrene Selbstgespräche geführt haben. Diese Beschreibung wiederholte sich in der Folgezeit. Landwirtschaftliche Arbeit leistete Bruno Krüger laut Notiz in der Patientenakte vom Mai 1940 fleißig und willig. Anfang 1941 hieß es, er sei psychisch unverändert.

Bruno Krüger wurde am 19. März 1941 in die "Holsteinischen Heilstätten für Nerven- und Alkoholkranke" in Rickling (Kreis Segeberg) verlegt. Wir wissen nicht, wie sein Leben dort verlaufen ist. Allerdings waren die Zustände in den Heilstätten ungenügend in Versorgung und Pflege. Bruno Krüger starb am 25. Juli 1943 in Rickling, laut Sterberegisterauszug an Progressiver Paralyse und Lungentuberkulose.

Er hinterließ seine Frau und drei Kinder. Die Enkel und Urenkel lernte er nicht mehr kennen. Seinen Kindern war über sein Schicksal nichts bekannt.

Stand: April 2021
© Ingo Wille

Quellen: Adressbuch Hamburg; StaH 332-5 Standesämter 13727 Heiratsregister Nr. 39/1932 Krüger/Möller; 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn Abl. 1/1995 Nr. 24928 Bruno Krüger; Standesamt Boostedt-Rickling, Sterberegister Rickling Nr. 77/1943; Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Hamburg: Patientenakt 80866 der Psychiatrischen und Nervenklinik der Hansischen Universität Hamburg (Friedrichsberg); Auskünfte der Angehörigen Andrea Wohlert; https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Wagner-Jauregg (Zugriff am 9.3.2021).

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