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Bereits verlegte Stolpersteine



Ludwig Louis Baruch * 1870

Großneumarkt 38 (vorm. Schlachterstraße) (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
LUDWIG LOUIS
BARUCH
JG. 1870
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Großneumarkt 38 (vorm. Schlachterstraße):
Hanna Aghitstein, Julie Baruch, Julius Blogg, Rebecca Blogg, Kurt Cossmann, Mathilde Cossmann, Frieda Dannenberg, Alice Graff, Leopold Graff, Flora Halberstadt, Elsa Hamburger, Herbert Hamburger, Louis Hecker, Max Hecker, Marianne Minna Hecker, Lea Heymann, Alfred Heymann, Wilma Heymann, Paul Heymann, Jettchen Kahn, Adolf Kahn, Curt Koppel, Johanna Koppel, Hannchen Liepmann, Henriette Liepmann, Bernhard Liepmann, Johanna Löwe, Martin Moses, Beate Ruben, Flora Samuel, Karl Schack, Minna Schack, Werner Sochaczewski, Margot Sochazewski, verh. Darvill, Sophie Vogel, Sara Vogel

Julie/Golda Baruch, geb. Salomon, verw. Berger, geb. am 29.4.1869 in Königsberg in der Neumark, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, dort gestorben am 7.10.1942
Ludwig/Louis Baruch, geb. am 17.3.1870 in Frechen bei Köln, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 15.5.1944 nach Auschwitz

Großneumarkt 38 (Schlachterstraße 40/42)

Der Schlachtergehilfe Ludwig/Louis Baruch und die Witwe Julie/Golda Berger, geb. Salomon, heirateten am 15. Juni 1911 in Hamburg. Beide kamen aus jüdischen Familien und waren keine gebürtigen Hamburger. Die Familie von Ludwig Baruch stammte aus Frechen bei Köln. Dort war er als eines von zehn Kindern des Händlers Baruch Baruch (geb. 19.1.1836) und Charlotte, geb. Cohnen (geb. 5.9.1843), zur Welt gekommen. Dort hatten seine Eltern auch am 12. September 1861 geheiratet. Ludwig Baruch besuchte in seiner Heimat, im Rheinischen Braunkohlerevier im Kreis Rhein-Erft, die katholische Schule am Ort, da die kleine jüdische Schule zwei Jahre nach seiner Geburt wegen Schülermangels geschlossen worden war. Wann Ludwig seine Heimat verließ, ist nicht bekannt. 1911, zum Zeitpunkt der Eheschließung mit Julie Berger wohnte er zur Untermiete in der Grindelallee 170, sie am Gänsemarkt 12.

Julie Berger war die Tochter von Selig Salomon (geb. 23.12.1836, gest. 13.12.1907) und Friederike, geb. Mannheimer (geb. 2.3.1843, gest. 28.5.1909). Ihre Eltern stammten aus Königsberg in der Neumark (heute Chojna/Polen) nahe Stettin, wo Julie und ihr jüngerer Bruder Meyer (geb. 3.8.1870) zur Welt gekommen waren. Der jüngste Sohn Benny (geb. 5.1.1875) wurde in Hamburg geboren. Die Brüder waren später, wie der Vater, als Kaufleute tätig. Benny Salomon im Cremon 4, Meyer Salomon am Grimm 22.

Julie hatte als Verkäuferin gearbeitet, als sie am 15. März 1894 in erster Ehe den Möbelhändler Salomon Loebel Berger (geb. 16.3.1859 in Bergfreiheit Kr. Beuthen in Oberschlesien) heiratete. Das Ehepaar Berger wohnte in der Fehlandstraße 38, dann in der Dammtorstraße 20 und seit 1908 in der dritten Etage der Rutschbahn 2. Unter diesen Adressen waren beide auch beruflich tätig. Julie betrieb seit 1901 eine "Stellenvermittlung für Personal im Privathaushalt". Julies erster Ehemann Salomon Loebel Berger starb früh im Alter von 51 Jahren am 31. Dezember 1910 im Eppendorfer Krankenhaus. Julie gab die Möbelhandlung und die Wohnung in der Rutschbahn auf und zog in die Hamburger Innenstadt, Gänsemarkt 12, wo sie ihre Stellenvermittlung weiterbetrieb.

Wie sich Julie Berger und Ludwig Baruch kennenlernten, ist nicht überliefert. Nach der Eheschließung 1911 lebten sie noch bis 1917 am Gänsemarkt und zogen dann ins Grindelviertel zurück, in die Rutschbahn 2. Somit wohnte Julie erneut im "Meyer Jacob Emden und Betty geb. Hess-Stift", diesmal in der zweiten Etage.

1931 gab Julie Baruch ihre Stellenvermittlung auf, Ludwig war in den Hamburger Adressbüchern weiterhin als Schlachter verzeichnet. 1934 bezog das Ehepaar Baruch eine Stiftswohnung im Marcus-Northeim-Stift Schlachterstraße 40/42 Haus 4. (Im selben Haus hatten Julies Eltern bis zum Tod des Vaters gewohnt. Selig Salomon starb am 13. Dezember 1907. Seine Witwe Friederike Salomon hatte ihre letzten beiden Lebensjahre im Haushalt ihrer Tochter Julie in der Rutschbahn 2 verbracht, sie starb am 28. Mai 1909.)

Julie und Ludwig Baruch mussten noch einmal umziehen. Sie wurden in das nahegelegene Lazarus-Gumpel-Stift in der Schlachterstraße 46/47 Haus 3 umquartiert, da die ehemalige Jüdische Gemeinde, jetzt Jüdischer Religionsverband, dem die beiden Grundstücke noch gehörten, im Erdgeschoss des Marcus-Northeim-Stiftes ein Altenheim einrichtete. Der Wohnraum, der in sogenannten Judenhäusern zur Verfügung stand, wurde immer enger. 1942 mussten Julie und Ludwig Baruch das jüdische Ehepaar Senta und Danny Kohn bei sich aufnehmen (s. Bertha und Josef Polack). Gemeinsam wurden die Ehepaare am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Laut der Todesfallanzeige starb Julie Baruch am 7. Oktober 1942 in Theresienstadt an einem Enteritis-Darmkatarrh und einem Schlaganfall. Ludwig Baruch wurde am 15. Mai 1944 nach Auschwitz weiterdeportiert und ermordet.

Ludwig Baruchs ältester Bruder Isaak Baruch (geb. 25.9.1861) wurde am 26. Januar 1943 von Köln über Berlin nach Theresienstadt deportiert, wo er am 24. Juni 1943 starb. Seine Frau Emma Baruch, geb. Seligmann (geb. 13.8.1884 in Rott Altenkirchen), wurde 1942 ins Getto nach Minsk deportiert. Ihre verheirateten Töchter Frieda Schnog (geb. 5.5.1913 in Frechen) und Juliette Koch (geb. 12.1.1912 in Frechen) kamen mit ihren Männern Gustav Schnog (geb. 1.4.1908 in Bergheim) und Manfred Koch (geb. 21.11.1911 in Porz) am 20. Juli 1942 nach Minsk. Sie wurden im Vernichtungslager Maly Trostinec ermordet.

Der zweitälteste Bruder Joseph Baruch (geb. 3.5.1865) und dessen Frau Dora, geb. Heyum (geb. 9.6.1871 in Eberstadt), lebten bis Ende Dezember 1938 mit ihren Söhnen Erich und Siegfried in der Rosmarstraße 12 in Frechen. Ihre Söhne konnten vor Kriegsbeginn in die USA auswandern. Die Eltern mussten in die Cäcilienstraße 18 in ein sogenanntes Judenhaus umziehen. Am 15. Juni 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Joseph starb am 12. Juli 1942, Dora wurde am 19. September 1942 ins Vernichtungslager Treblinka gebracht und dort ermordet. Das gleiche Schicksal ereilte auch ihren Schwager Jakob Baruch (geb. 16. 3.1872), der mit ihnen von Köln nach Theresienstadt deportiert wurde.

Der jüngere Bruder Alexander Baruch (geb. 24.4.1886) und seine Frau Helene, geb. Friedemann (geb. 6.1.1880 in Rott), hatten zwei Kinder: Bernhard Walter (geb. 17.10.1919) und Sofie (geb. 25.2.1920). Die Familie wurde am 7. Dezember 1941 von Köln ins Getto Riga deportiert. Nur Bernhard Baruch überlebte die Deportation.

Julie Baruchs Bruder Benny Salomon wurde mit seiner Frau Elsa, geb. Riess (geb. 10.9.1877), am 8. November 1941 von Hamburg ins Getto Minsk deportiert. Ihre Tochter Irma (geb. 6.12.1907) konnte 1934 nach Italien emigrieren. An ihre Eltern erinnern Stolpersteine am Kurzer Kamp 6 in Hamburg-Fuhlsbüttel. Der ältere Bruder Meyer Salomon starb schon am 11. Januar 1937 in Hamburg. Seine Witwe Goldine Salomon, geb. Drucker (geb. 13.4.1873), die Schwester des damals sehr bekannten Hamburger Theaterdirektors Ernst Drucker (geb. 23.10.1856, gest. 18.5.1918) emigrierte im Oktober 1938 mit ihrer Familie in die USA.


Stand: Juli 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; 3; 5; 6; 9; StaH 332-5 Standesämter 2830 u 288/1894; StaH 332-5 Standesämter 8596 u 280/1899; StaH 332-5 Standesämter 8645 u 280/1906; StaH 332-5 Standesämter 584 u 1998/1907; StaH 332-5 Standesämter 9701 u 1/1911; StaH 332-5 Standesämter 8675 u 197/1911; StaH 332-5 Standesämter 1071 u 8/1937; StaH 351-11 AfW 31991 (Enea, Irma); StaH 351-11 AfW 27681 (Salomon, Alfred); StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 1791 (Salomon, Benny); StaH 314-15 OFP R 1938/3539; Nationalarchiv in Prag/Theresienstädter Initiative, Jüdische Matriken, Todesfallanzeigen Theresienstadt (Julie Baruch); Nationalarchiv in Prag/Theresienstädter Initiative, Jüdische Matriken, Todesfallanzeigen Theresienstadt (Isaak Baruch); Nationalarchiv in Prag/Theresienstädter Initiative, Jüdische Matriken, Todesfallanzeigen Theresienstadt (Josef Baruch); Stein: Stiftung, S. 184; Scheffler/Schulle: Erinnerung, Band II, S. 633, S. 653; http://familienbuch-euregio.eu/genius/php/show.php?tab=1&tid=&sub=PublicAll&det= 411273&eworec=0&bar=1&ssm=&sid=63fc058506a1c14da4dd704d9372f2f4&rid=&mod=&findlist=&lis=&tm=1477773697284 (Zugriff 29.10.2016); http://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/e-g/645-frechen-nordrhein-westfalen (Zugriff 29.10.2016); http://www.ksta.de/12905136 (Zugriff 29.10.2016).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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