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Bereits verlegte Stolpersteine



Gertrud Pardo * 1883

Kellinghusenstraße 11, Schule (Hamburg-Nord, Eppendorf)


HIER LEHRTE
GERTRUD PARDO
JG. 1883
DEPORTIERT 1941
LODZ
ERMORDET

Gertrud Pardo, geb. 10.7.1883 in Hamburg, deportiert am 25.10.1941 ins Getto Lodz, weiterdeportiert im Mai/ Juni 1942 ins Vernichtungslager Chelmno

Rainweg 9 (Eppendorf) und
Kellinghusenstraße 11 (Schule)

Gertrud Henriette Pardo wurde 1883 in die portugiesisch-jüdische Familie des Hamburger Kaufmanns Isaac David Pardo (1858-1938) und der in Nästved/ Seeland (Dänemark) geborenen Sophie Pardo, geb. Frän(c)kel (1853-1931) hineingeboren. Gertrud hatte vier Geschwister: David Manfred Pardo (1882-1948), Richard Jakob Pardo (1884-1961), Angela Rosette (Anne) Pardo (1885-1942) und Dr. jur. Herbert Joseph Pardo (1887-1974). Die Eltern wurden später auf dem Neuen Portugiesenfriedhof an der Ilandkoppel (Hamburg-Ohlsdorf) beerdigt.

Ihr Vater hatte mit 22 Jahren für die damalige Zeit ungewöhnlich jung geheiratet, musste ein Mann doch eine Familie ernähren können. Isaac Pardo hatte nach dem Schulabschluss 1876, der Lehrzeit und dem Militärdienst maximal drei Jahre gearbeitet bis er 1881 heiratete – zu wenig für eine gehobene Position oder ein eigenes Geschäft. Auf der Hamburger Heiratsurkunde wurde er als "Commis" (kaufmännischer Angestellter) bezeichnet. Ungewöhnlich auch, dass seine Ehefrau fünf Jahre älter war, ihre Berufsbezeichnung lautete "Directrice" (1. Verkäuferin). Und ebenfalls nicht den üblichen Gepflogenheiten entsprechend entsprach die Tatsache, dass die Hochzeit nur fünf Wochen nach dem Tod des Vaters David Pardo (1826-1881) stattfand. Die Braut wohnte mit ihrer Mutter "Witwe B. S. Fraenckel" An der Koppel 97 in St. Georg. Da beide Väter verstorben waren, wurden der Onkel des Bräutigams, Benjamin Luria (1830-1895), sowie der 63jährige Privatier Alexander Sonnenberg als Trauzeugen ausgewählt.

Der Vater hatte 1882 die eigene Schirm- und Stockfabrik J. Pardo gegründet und sie bis April 1924 am Neuen Wall geführt. Von Januar 1918 bis Juli 1922 war dessen Sohn Richard Pardo Mitinhaber der Firma, die daraufhin in J. Pardo & Sohn oHG umfirmiert wurde. Richard Pardo führte die Firma seines Vaters nicht fort; er übernahm im März 1924 die Firma Walter Hirsch & Co. oHG (Textilwaren, Exportagenturen, Großhandel) und änderte deren Firmennamen in Richard Pardo & Co. oHG (Einfuhr von "Shawls" aus Russland). Daneben war er als "Reisender" (Vertreter) tätig, zuerst für Schönfeld & Wolfers in Hamburg (Im- u. Export verschiedener Textilien) und ab 1911 für J. Merfeld & Herz in Köln (Spitzen u. Modewaren). Er emigrierte im Februar 1934 nach Palästina.

Isaac Pardo zeichnete sich nicht nur durch Geschäftstüchtigkeit aus, sondern auch durch sein sonstiges vielfältige Engagement. So gehörte er seit 1904 der Vereinigung eines Ehrbaren Kaufmanns als Mitglied an, einer alteingesessenen kaufmännischen Standesvertretung, in der Juden erst seit 1849 aufgenommen wurden. Seit 1908 war er zudem ehrenamtlich für die staatliche Jugendfürsorge tätig. 1926 wurde er auch zu einem der Armenpfleger der Jüdischen Gemeinde bestellt. Dieses soziale Engagement scheint nicht ohne Wirkung auf seine Kinder geblieben zu sein: zwei Kinder ergriffen Berufe im sozialen Bereich (Gertrud und Angela) und zwei Kinder wurden Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Gertrud und Herbert). Die Berufe der fünf Kinder und auch einige ihrer dokumentierten Schulbesuche zeigen eine Familie, in der Bildung als gesellschaftliche Chance (und möglicherweise auch als Verpflichtung) verstanden wurde.

Nach dem Abschluss einer Höheren Mädchenschule in Hamburg besuchte Gertrud Pardo in Hamburg das Lehrerinnen-Seminar, das sie 1903 mit dem Examen für die höheren und mittleren Schulen abschloss. Sie wohnte zu dieser Zeit bei ihren Eltern, die häufiger umzogen: Grindelallee 30/31 (1894-1897), Schlüterstraße 54a (1898-1899), Grindelhof 12a (1900), Grindelhof 43 (1901) und Fröbelstraße 11 (1902-1906).

In Hamburg fand die Ausbildung des Lehrerinnen-Seminars ab 1879 in Räumen der Klosterschule (Holzdamm hinter dem Atlantic-Hotel) statt. "Die Aufnahme in das Seminar kann mit dem vollendeten sechszehnten, in die Vorbereitungs-Classe mit dem vollendeten fünfzehnten Lebensjahre erfolgen." Voraussetzung für den Beruf einer Lehrerin war, dass diese unverheiratet und kinderlos war; erst 1919 wurde dieses Lehrerinnen-Zölibat aufgehoben, allerdings im Zusammenhang mit der Personalabbauverordnung nur wenige Jahre später wieder eingeführt.

Nachdem sie zwei Jahren an einer Privatschule und ein weiteres Jahr an einem Internat in Paris gelehrt hatte, wofür sie im Februar 1905 einen Reisepass erhielt, wurde sie im Mai 1906 in den Hamburgischen Volksschuldienst übernommen. Sie unterrichtete u.a. im Schuljahr 1907/08 an der Volksschule Rosenallee 37 (Hammerbrook) sowie 1912/13 und 1918/19 an der Mädchen-Volksschule Kielortallee 20 (Eimsbüttel). An der Mädchenschule Kielortallee waren im Schuljahr 1913/14 neunzehn Lehrkräfte tätig, davon 13 Lehrerinnen.

1919 absolvierte sie auf Veranlassung der Schulbehörde eine Fortbildung zur Gewerbelehrerin und erhielt im November 1920 eine Anstellung an einer staatlichen Berufsschule. Bis 1933 war sie an der Schule Schrammsweg 34, zwischen der Kellinghusenstraße und der Knauerstraße gelegen, tätig. Ihr Monatsgehalt lag bei 490 RM brutto. Zudem war sie 1. Vorsitzende vom "Verein der Lehrerinnen an beruflichen Schulen zu Hamburg e.V. (ADLV)".

Ihre weiteren Wohnadressen lauteten Fröbelstraße 11/ Rotherbaum (1902-1906), Grindelallee 157/ Rotherbaum (1907-1912) und Eppendorfer Landstraße 12/ Eppendorf (1913-1933). 1934 zogen Gertrud und ihr Vater in das Wohnhaus von Lucy Borchardt (Fairplay Schleppdampfer Schiffs-Reederei) im Rainweg 9 II. Stock/ Eppendorf. Im August 1938 emigrierte Lucy Borchardt, geb. May nach Großbritannien, im Mai 1940 wurde das Haus Rainweg 9 von ihrem Generalbevollmächtigten an Max Vogel, Geschäftsführer der Handelsgesellschaft mbH (Jungfernstieg 34), für 35.000 RM verkauft.

Nach dem Tod von Isaac Pardo im Mai 1938 wohnten Gertrud und Angela Pardo dort bis zu ihrer Deportation im Oktober 1941. Der NS-Staat ließ die Wohnung anschließend von Polizeibeamten versiegeln. Später erfolgte der Abtransport der Wohnungseinrichtung und die Versteigerung bei W. C. H. Schopmann & Sohn (Hohe Bleichen 30) zugunsten des Deutschen Reiches, die 5.250 Reichsmark erbrachte (zu den angeeigneten Gegenständen gehörten u.a. ein Buffet-Schrank, Perserteppiche, ein Klavier Marke Kohl und eine umfangreiche Bibliothek). Schon zuvor war im Februar 1939 die Zwangsablieferung von Edelmetallen (wozu das Tischsilber und auch die wertvolle Münzsammlung von Pardos gehörte) und im September 1939 von Rundfunkgeräten (auch Pardos hatten ein Radio) angeordnet worden.

Nach einem Umbau sowie Ausstattung mit Möbeln wurde die Wohnung ab 1. August 1942 neu vermietet.

Gertrud Pardos vier Jahre jüngerer Bruder Herbert bestand die Abiturprüfung am renommierten Wilhelm-Gymnasium (Rotherbaum), studierte Jura in München, Berlin und Kiel und promovierte 1909 in Rostock. 1910 trat er in die SPD ein und war von 1912 bis 1933 als Rechtsanwalt tätig. Der Hamburgischen Bürgerschaft gehörte er von 1919 bis 1932 an. Er emigrierte 1933 mit seiner Familie nach Palästina, kehrte 1947 nach Hamburg und 1971 nach Israel zurück.

Ihre Schwester Angela "Anne" durchlief kriegsbedingt von 1914 bis 1915 eine verkürzte Ausbildung zur Krankenschwester am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg-St. Pauli (Eckernförder Straße), wo sie auch noch 1925 als Krankenschwester tätig war. 1928 wechselte sie als Oberin nach Leipzig an das jüdische Eitingon-Krankenhaus, das sie auf Druck der Gestapo Ende Januar 1939 verlassen musste und zu ihrer Schwester Gertrud nach Hamburg zog. Im August 1939 bemühte sie sich über die zionistische Organisation Keren Hajessod in Berlin um eine Ausreise nach Palästina und zahlte hierfür im August 1939 RM 200 an Keren Hajessod und im Oktober 1940 bei einem Reisebüro im Hamburger Hauptbahnhof die Reisekosten von 650 RM ein. In Hamburg befand sich von Juli 1936 bis Juni 1939 ein Bezirkssekretariat von Keren Hajessod am Eppendorfer Baum 6 in den Vereinigten zionistischen Büros, hier konnten Anträge für die Palästina-Zertifikate gestellt werden.

Ihr Bruder Manfred Pardo führte seit 1923 die "Apotheke am Winterhuder Marktplatz" in der angrenzenden Hudtwalckerstraße 39, dessen Hauseigentümer er auch war. Ab März 1936 war er, wie die übrigen 18 in Hamburg tätigen jüdischen Apotheker, verpflichtet, seine Apotheke zu verpachten oder zu verkaufen. Nutznießer dieser "Arisierungspolitik" war in diesem Fall Hermann Eschenbrenner, der die Apotheke im Juni 1936 als Pächter übernahm. Im Januar 1939 wurde auch Manfred Pardo die Zulassung als Apotheker entzogen. Das Haus verkaufte er im Februar 1939 an die Hamburger Sparkasse von 1827. Manfred Pardo emigrierte 1940 mit Ehefrau und Kindern über England in die USA.

Am 18. Juli 1933 wurde Gertrud Pardo aus dem Schuldienst entlassen. Grundlage hierfür war das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933. Der Beamtin auf Lebenszeit Gertrud Pardo wurden ab November 1933 monatliche Versorgungsbezüge von 240 Reichsmark brutto gezahlt. In den Folgejahren sank dieser Betrag auf rund 150 RM. In einer Mitteilung der Personalabteilung des Hamburgischen Staatsamtes vom 5. Juni 1934 für das Geheime Staatspolizeiamt (Gestapa) in Berlin wurden die Entlassungsgründe mitgeteilt: "Die P. war politisch nicht zuverlässig und bietet nicht die Gewähr dafür, sich rückhaltlos für den nationalen Staat einzusetzen." Zusätzlich waren die Ausschlusskriterien "Jüdin" und "war Mitglied der SPD" notiert.

Im Oktober 1933 richtete sie "auf Veranlassung der Beratungsstelle für jüdische Wirtschaftshilfe eine jüdische Haushaltungsschule in Hamburg ein, die es sich zur Aufgabe setzte jüdische Frauen und Mädchen für die Auswanderung vorzubereiten." Noch im Dezember 1938 war sie dort in der Heimhuderstraße 70 (Rotherbaum) tätig. Neben der Leitung unterrichtete sie auch die Fächer Gesundheits- u. Ernährungslehre, Hauswirtschaftslehre, Nadelarbeit sowie Kochen und Backen. Der Leiter der Beratungsstelle, der ehemalige Oberstaatsanwalt Dr. Eduard Guckenheimer (1893-1961), stellte ihr am 31. Dezember 1938 ein Zeugnis aus, in dem es u.a. hieß: "Mit Takt und individueller Einfühlung hat Fräulein Pardo ihre Beziehungen zu den Schülerinnen und Lehrkräften freundschaftlichst gestaltet, ohne dabei ihre autoritäre Haltung zu verlieren." Die Zeugniserteilung verweist auf die Emigrationsabsicht von Gertrud Pardo.

Die jüdische Haushaltungsschule wurde am 1. Juni 1941 auf Anweisung der Gestapo geschlossen. Ein Jahr später mussten auch alle allgemeinbildenden jüdischen Schulen schließen.

Vermutlich war das Novemberpogrom 1938 der letzte Impuls für die Emigrationsabsichten der Schwestern. Die Bürokratie des nationalsozialistischen Deutschen Reiches verlangte neben diversen Antragsformularen, Bescheinigungen und Genehmigungen anderer Behörden auch einen lückenlosen Kapitalnachweis, den Verkauf sämtlicher Immobilien und die Auflösung von Lebensversicherungen. Ziel war die systematische Beraubung der Emigranten. Das behördliche Procedere erschwerte und verzögerte die Ausreise.

Zusammen mit ihrer Schwester Angela musste Gertrud Pardo im Juni 1939 auch über die "Öffentliche Auskunfts- und Beratungsstelle für Auswanderer in Hamburg" in der Büschstraße 14 (Neustadt) die Emigration nach Palästina beantragen. Die Bescheinigung der Beratungsstelle war eine Voraussetzung für die Ausstellung eines Reisepasses durch die Passbehörde. Nach Palästina waren bereits zwei ihrer Brüder emigriert. Die Schwestern erhielten die Registriernummern 8404 und 8405. Großbritannien hatte jedoch einen Monat zuvor die Einreisekontingente für Juden nach Palästina reduziert, wodurch sich die Wartezeit für Gertrud und Angela Pardo verlängerte. Ihr "Vorzeigegeld" wurde im Juli 1939 von der Palästina-Treuhand-Stelle in Berlin von 1.000 auf 250 palästinensische Pfund pro Person gesenkt. Mit dem Kriegsbeginn im September 1939 war jedoch ein Kapitaltransfer in das britische Mandatsgebiet Palästina nicht mehr möglich.

Im Oktober 1941 untersagte das NS-Regime Juden aus Deutschland auszuwandern und begann mit ihrer Deportation. Gertrud Pardo wurde am 25. Oktober 1941 zusammen mit ihrer Schwester Angela Pardo (geb. 28.8.1885 in Hamburg) in das von der Wehrmacht besetzte Lodz deportiert. Dort war im Februar 1940 von der deutschen Verwaltung ein Gettoareal eingerichtet und Ende April 1940 abgeriegelt worden. Anhand der Registrierkarten für die Anmeldung im Getto, die erst im Januar 1942 erfolgte, lässt sich ihr dortiges Quartier nachvollziehen: mit 12 Personen lebte sie in der Rauchgasse 25 Wohnung 17; hier wurde auch Henriette Arndt (siehe www.stolpersteine-hamburg.de) einquartiert. Die Straße hieß bis 1939 ul. Wolborska und befand sich im Süden des Gettos, nahe der Synagoge von 1859.

Die Überbelegung des Gettos in Verbindung mit der katastrophalen sanitären Situation und dem Mangel an Lebensmitteln führten zu einer hohen Sterblichkeit im Getto. Anhand der Abmeldekarte des Gettos vom 1. Juni 1942 (möglicherweise aber wie die Anmeldekarte erst nachträglich erstellt) wurde später ihr Todesdatum angenommen: Vermutlich am 3. Juni 1942 wurden die Schwestern in das nahegelegene Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) weiterdeportiert und in einem mobilen Gaswagen ermordet. (Das Hamburger Gedenkbuch von 1995 und auch das Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz geben den 3. Juni 1942 als ihr Todesdatum an.)

Ein Tagebucheintrag des internierten Juristen und Journalisten Oskar Singer (1893-1944) vom 15. Mai 1942 schilderte eine der "Aussiedlungen" (Deportationen) aus dem Getto: "(…) In den Morgenstunden ist der 15. Transport abgegangen. (…) Die ewige Frage, wohin diese Menschen gebracht wurden, wird nicht beantwortet werden. Niemand weiß es. Man hat auch keine Hoffnung, Verbindung mit ihnen zu bekommen. Nur Gerüchte schwirren wieder durch das Getto und in dem Gemurmel tauchen immer wieder Ortsnamen auf wie Kolo, wo sich angeblich ein Durchgangslager befinden soll. Dort sollen die Ausgesiedelten nach ihrer Arbeitsfähigkeit sortiert und weitertransportiert werden. (…)" Von Kolo wurden sie nach Kulmhof/ Chelmno transportiert und ermordet.

Das Deutsche Reich unter nationalsozialistischer Führung bemächtigte sich des Vermögens der beiden Schwestern. Mit der "Sicherungsanordnung" (Vermögenssperre) durch die Devisenstelle des Oberfinanzpräsidenten vom Dezember 1938 waren ihr Girokonto und ihr Wertpapierdepot beim Bankhaus M. M. Warburg & Co. (nach der "Arisierung" 1938 im Oktober 1941 umfirmiert in Brinckmann, Wirtz & Co.) gesperrt worden. Bei Gertrud Pardo belief sich der Wert auf insgesamt rund 22.000 RM, bei Angela Pardo auf rund 16.000 RM. Seinerzeit war von der Devisenstelle festgelegt worden, dass Gertrud Pardo lediglich 300 RM monatlich von ihrem Girokonto abheben durfte. Anschließend erfolgte der Verkauf von zwei Immobilienbeteiligungen von Gertrud Pardo.

Das Amtsgericht Hamburg-Altona erklärte Gertrud und Angela Pardo 1947 für tot auf den 8. Mai 1945, da keine offiziellen Dokumente über ihren Tod vorlagen.

1956 hinterlegte ihr Neffe David Pardo bei der Gedenkstätte Yad Vashem jeweils ein Gedenkblatt für Gertrud Pardo und Angela Pardo.

1985 wurde nach ihr der Gertrud-Pardo-Weg in Hamburg-Alsterdorf benannt. Bereits 1971 war in Hamburg-Allermöhe nach ihrem Bruder der Herbert-Pardo-Weg benannt worden.
Zwei Stolpersteine wurden für Gertrud Pardo verlegt: 2013 vor der Schule Schrammsweg 34 (späterer Eingang Kellinghusenstraße 11) und ebenfalls 2013 zusammen mit einem Stolperstein für ihre Schwester Angela vor ihrer Wohnung im nahegelegenen Rainweg 9 (Eppendorf).

Stand: März 2023
© Björn Eggert

Quellen: Staatsarchiv Hamburg (StaH) 131-11, 896 (Ruhegehalts-Ansprüche der Erben Pardo 1949-1950); StaH 231-7 (Handelsregister), A1 Band 38 (I.Pardo & Sohn, HR A 9207); StaH 231-7 (Handelsregister), B 1998-61 Band 1 (Apotheke am Winterhuder Marktplatz, Pardo); StaH 314-15 (Oberfinanzpräsident), R 1938/3536 (Manfried Pardo, Frieda Pardo geb. Niese, Gertrud Pardo, Sicherungsanordnung, Grundstücksverkäufe); StaH 314-15 (Oberfinanzpräsident), FVg 5250 (Gertrud Pardo und Angela Pardo, Auswanderungsabsicht); StaH 314-15 (Oberfinanzpräsident), F 189 Bd. 2 (Lucy Borchardt, u.a. Verkauf Wohnhaus Rainweg 9); StaH 332-3 (Zivilstandsaufsicht) C 166, Nr. 7225/1874 (Sterberegister 1874, Benjamin Simon Fraenkel, Altona, Parallelstr. 16); StaH 332-5 (Standesämter), 2622 u. 917/1881 (Heiratsregister 1881, Isaac Pardo u. Sophie Fränkel); StaH 332-5 (Standesämter), 9853 u. 1007/1931 (Sterberegister 1931, Sophie Pardo geb. Fränkel); StaH 332-5 (Standesämter), 1088 u. 157/1938 (Sterberegister 1938, Isaac Pardo); StaH 332-7 (Staatsangehörigkeitsaufsicht), A I e 40 Bd. 10 (Bürger-Register 1876-1896 L-Z, 2.5.1884 Isaac Pardo Nr. 11389); StaH 332-8 (Meldewesen), A 24 (Reisepasskartei 1897-1929), Band 92 (Nr. 453/1905, Gertrud Pardo); StaH 332-8 (Meldewesen), A 24 (Reisepasskartei 1897-1929), Band 189 (Nr. 6897 u. 6898/1919, Sophie Pardo u. Gertrud Pardo); StaH 332-8 (Meldewesen), A 24 (Reisepasskartei 1897-1929), Band 224 (Nr. 21724/1920, Gertrud Pardo); StaH 332-8 (Meldewesen), A 24 (Reisepasskartei 1897-1929), Band 320 (Nr. 2832, 2833, 2834 u. 2846/1925, Isaac Pardo, Sophie Pardo, Angela Pardo u. Gertrud Pardo); StaH 342-2 (Militär-Ersatzbehörden), D II 11 Band 2 (Isaac Pardo); StaH 342-2 (Militär-Ersatzbehörden), D II 107 Band 3 (David Manfried Pardo); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 6664 (Gertrud Pardo); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 7553 (Richard Jakob Pardo); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 8379 (Angela/Anne Pardo); Stadtarchiv Göttingen (Meldekarte von Manfried Pardo 2.5.1905 – 8.6.1906); Archivum Panstwowe, Lodz (Gertrud Pardo, Anmeldekarte vom 8.1.1942, Abmeldekarte vom 1.6.1942); Altonaer Adressbuch (Witwe B. S. Fränckel, Parallelstr. 16) 1875-1877; Adressbuch (Witwe B.S. Fränckel, Juliusstr. 17) 1878-1879; Hamburger Adressbuch (Witwe Fraenckel) 1881-1883; Hamburger Adressbuch (David Pardo u. Isaac Pardo, Rothenbaumchaussee 12) 1881; Hamburger Adressbuch (J. Pardo) 1894-1904; Hamburger Adressbuch ("Gertr. Pardo Gewerbelehr., Eppendorferlandstr. 12, Tel. 53 20 23; J. Pardo, Eppendorferlandstr. 12, Tel. 53 20 23"), 1932, 1933; Hamburger Adressbuch ("Gertr. Pardo Gewerbelehr. i. R., Rainweg 9, Tel. 53 20 23; J. Pardo, Rainweg 9, Tel. 53 20 23; Manfried Pardo, Apotheker, Hudtwalckerstr. 39, Tel. 52 39 39"), 1934, 1935; Hamburger Adressbuch (Lucy Borchardt, Rainweg 9) 1934, 1938; Adressbuch Hamburg (Verzeichnis der wichtigsten öffentlichen Anstalten, wissenschaftliche Institute (…), Siebenter Abschnitt, Bildungsanstalten, Holzdamm 5) 1887; Adressbuch Hamburg (Fünfter Abschnitt, Bildungsanstalten, Holzdamm 21-23) 1902; Adressbuch Köln 1912 (J. Merfeld & Herz, Fabrik-Großlager u. Ausfuhr in Spitzen u. Modewaren); Leipziger Jüdisches Jahr- und Adressbuch 1933 (Pardo, Angela, Oberin, Eitingonstr. 1); Bundesarchiv Berlin, R 1509 (Reichssippenamt), Volks-, Berufs- u. Betriebszählung am 17. Mai 1939 (Angela Pardo, Hamburg, Rainweg 9; Gertrud Pardo, Hamburg, Rainweg 9); Bundesarchiv Koblenz, Gedenkbuch der Verfolgung der Juden unter nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 (Gertrud Pardo, Angela Pardo); Gedenkbuch Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus, Hamburg 1995, S. 319 (Gertrud Pardo, Angela Pardo); Hamburgische Biografie, Personenlexikon, Band 2, S. 315 (Herbert Pardo); Hamburger Lehrerverzeichnis Schuljahr 1907/08, 1912/13, 1913/14, 1918/19, 1922/23, 1927/28, 1929/30, 1930/31 (Gertrud Pardo); Handelskammer Hamburg, Handelsregisterinformationen (I. Pardo & Sohn, HR A 9207; Richard Pardo & Co., HR A 26498); Hamburger Börsenfirmen, Hamburg 1910, S. 498 (J. Pardo, Schirm-u. Stock-Fabrik, gegr. 1882, Inhaber: Isaac Pardo, Neuer Wall 67); Hamburger Börsenfirmen, Hamburg 1926, S. 789 (Richard Pardo & Co., Textilwaren, Im- u. Export, gegr. 1924, Inhaber: A. G. Guttentag u. J. R. Pardo, Große Bleichen 23-27, Zimmer 20-22); Frank Bajohr, "Arisierung" in Hamburg. Die Verdrängung der jüdischen Unternehmer 1933-1945, Hamburg 1998, S. 112-114 (Manfred Pardo), S. 253-257 (M. M. Warburg & Co.), S. 259-264 (Lucy Borchardt "Fairplay"-Schlepper); Rita Bake, Das Gedächtnis der Stadt, Band 2, Nach Frauen benannte Straßen (…), Hamburg 2015, S. 169-171 (Gertrud-Pardo-Weg); Franz Bömer (Hrsg.), Wilhelm-Gymnasium Hamburg 1881-1956, Hamburg, S. 116 (Herbert Pardo); Ursula Büttner, Politischer Neubeginn in schwieriger Zeit: Wahl und Arbeit der ersten demokratischen Bürgerschaft 1919-21, Hamburg 1994, S. 123 (Herbert Pardo); Herbert Freudenthal, Vereine in Hamburg, Hamburg 1968, S. 158-160 (Ein Ehrbarer Kaufmann); Michael Hartvig, Levin Marcus Hartvigs Efterkommere, Kopenhagen 1928, S. 11 u. 13 (Sophie Fränckel, Eltern: Porzellanhändler Benjamin Simon Fraenckel 1806-1874 u. Hanne Fraenckel geb. Meyer 1809-1890); Ursel Hochmuth/ Hans-Peter de Lorent, Hamburg: Schule unterm Hakenkreuz, Hamburg 1985, S. 316 (Gertrud Pardo); Ina Lorenz, Die Juden in Hamburg zur Zeit der Weimarer Republik, 2 Bände, Hamburg 1987, S. 1188/1189 (Isaac Pardo); Ina Lorenz/ Jörg Berkemann, Die Hamburger Juden im NS-Staat 1933 bis 1938/39, Göttingen 2016, Band II, S. 1041/1042 (Öffentliche Auskunfts- u. Beratungsstelle), Band IV, S. 555-556 (Gertrud Pardo: Die Hauswirtschaft als Grundlage für weibliche Berufe), Band IV, S. 785 u. 793 (Keren Hajessod), Band V, S. 401 (Adressen-Übermittlung an Gestapa); Jüdisches Museum Frankfurt/Main, "Unser einiger Weg ist Arbeit", Ausstellungskatalog, Frankfurt/Main 1990, S. 204 (Tagebuch von Oskar Singer, 15.5.1942); Andrea Lorz, Eine Spurensuche nach dem Wirken von Angela Pardo, Oberin im Israelitischen Krankenhaus zu Leipzig von 1928 bis 1938, in: Caris-Petra Heidel (Hrsg.), Jüdinnen und Psyche, Medizin und Judentum Band 13, Frankfurt/Main 2016, S. 195-210; Heiko Morisse, Jüdische Rechtsanwälte in Hamburg, Ausgrenzung und Verfolgung im NS-Staat, Hamburg 2003, S. 151 (Dr. Herbert Joseph Benjamin Pardo); Nicol Trepka/ Maria Koser/ Michael Halévy/ Lutz Thalacker (Bearbeiter), Die Pardos. Vom Osmanischen Reich über die Neue Welt nach Hamburg. Begleitheft zur Ausstellung Spurensuche. Ein Stolperstein für Gertrud Pardo, Hamburg 2013; https://yvng.Yadvashem.org; https://www.xn--jdischer-friedhof-altona-vsc.de/img/biographien/pardo.pdf; www.stolpersteine-hamburg.de (Martha Hildesheim/ Gewerbelehrerin, Margot Massé/ Gewerbelehrerin, Henriette Arndt/ Lehrerin).

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