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Bereits verlegte Stolpersteine



Noemi Carola Sello (geborene Weil) * 1890

Hartwicusstraße 2 (Hamburg-Nord, Uhlenhorst)


HIER WOHNTE
NOEMI CAROLA SELLO
GEB. WEIL
JG. 1890
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
24.10.1941

Weitere Stolpersteine in Hartwicusstraße 2:
Theodor Haubach

Noemi Carola Sello, geb. Weil, geb. 26.12.1890, Flucht in den Tod am 24.10.1941

Hartwicusstraße 2

Noemi Weil kam als Tochter von Henri Weil und seiner Frau Ada, geb. Wodiska, in Paris zur Welt. Wann sie nach Deutschland zog, ist nicht bekannt, ihre Eltern und Verwandten blieben in Frankreich.

Noemi Weil heiratete am 24. April 1922 den neun Jahre älteren Heinrich Sello in Berlin-Wilmersdorf. Schon drei Jahre nach der Hochzeit wurde die Ehe am 25. Juni 1925 vom Berliner Landgericht geschieden.
Nach ihrer Scheidung verließ Noemi Sello Berlin und zog nach Hamburg in die Hartwicus­straße 2. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft musste sie ihre Wohnung 1939 aufgeben und in die Höltystraße 6 umziehen, wo sie bei Emmi Schanze zur Untermiete wohnte. Bis zuletzt versuchte Noemi Sello, sich ihren Lebensunterhalt als Arbeiterin selbst zu verdienen.

Im Herbst 1941 erhielt Noemi Sello die Aufforderung, sich am 24. Oktober in der Nieder­sachsen Provinzialloge in der Moorweidenstraße einzufinden. Von dort aus sollte sie einen Tag später mit dem ersten Transport von Hamburg ins Getto Lodz deportiert werden.

Ihre Vermieterin berichtete der Polizei, dass Noemi Sello am Vorabend der Deportation ihren Koffer packte. Sie selbst ging zu Bett und wachte erst am nächsten Morgen gegen 6 Uhr 20 wieder auf, weil sie einen starken Gasgeruch wahrnahm. In der Küche fand sie Noemi Sello. Diese saß auf einem Küchenstuhl und hatte den Gasschlauch im Mund. Emmi Schanze drehte den Gashahn ab und benachrichtigte die Polizei, die kurz darauf zusammen mit der Feuer­wehr erschien.

Die Feuerwehr öffnete Fenster und Türen und versuchte Noemi Sello zu reanimieren, doch der herbeigerufene Arzt konnte nur noch ihren Tod feststellen. Noemi Sello wurde nur fünfzig Jahre alt, keiner ihrer Angehörigen konnte ihr in ihren letzten Stunden beistehen.

© Carmen Smiatacz

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaHH 331-5, Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle, 3 Akte 1941/1680.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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