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Bereits verlegte Stolpersteine



Ella Leffmann * 1865

Eppendorfer Landstraße 42 (Hamburg-Nord, Eppendorf)

1942 Theresienstadt
1942 Treblinka
ermordet

Weitere Stolpersteine in Eppendorfer Landstraße 42:
Alice Ekert-Rotholz, Louise Leffmann, Sophie London, Bertha Neuburger, Max Neuburger, Lisa Neuburger, Stefanie Neuburger, Dr. Leopold Rotholz

Ella Leffmann, geb. 12.1.1865 Hamburg, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, am 21.9.42 nach Treblinka, ermordet

Louise, Leffmann, geb. 27.1.1873 Hamburg, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, am 21.9.1942 nach Treblinka, ermordet

Eppendorfer Landstraße 42

Ella Leffmann war die Älteste (geb. 12.1.1865), Louise die Jüngste (geb. 27.1.1873) der vier Kinder von Isaac/Isaak und Jenny Leffmann, geb. Levien, die aus jüdischen Familien stammten. Ihre beiden mittleren Kinder hießen Sigmund/Siegmund, geb. 23.6.1866, und Johanna, geb. 12.4.1868. Isaak Leffmann, zunächst als Schiffsmakler tätig, wohnte mit seiner jungen Familie hafennah in der damaligen Wilhelminenstraße 36 (heute: Hein-Hoyer-Straße) auf St. Pauli. Er erweiterte seine Tätigkeit als Makler um Commissions- und Speditionsgeschäfte, verlegte dann seinen Geschäftssitz zum Baumwall 3 und zog mit seiner Familie in die Annenstraße 17.

Louise wurde nach dem nächsten Umzug zum neuen Pferdemarkt 7 geboren, der Geschäftssitz blieb hafennah Cremon 17.

Mit "Agentur und Commission" etablierte sich Isaak Leffmann an der Bleichenbrücke 6 und zog mit der Familie in die Eppendorfer Chaussee 17. Inzwischen war auch Louise schulpflichtig geworden. Über die Ausbildung der Kinder ist im Einzelnen nichts bekannt. Sigmund wurde Kaufmann, Ella und Johanna blieben ohne Berufsausbildung, Louise wurde Büroangestellte.

Die nächste Etappe im Leben von Familie Leffmann war die Verlegung des Geschäftssitzes in die Bohnenstraße 14 im St. Nikolaiquartier und der Wohnung in die Weidenallee 69 in Eimsbüttel. Dort starb am 6. Oktober 1893, 66 Jahre alt, Isaak Leffmann. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Langenfelde beigesetzt.

Isaak Leffmann hatte kein Testament hinterlassen. Seine Witwe Jenny und die Kinder traten das Erbe an, die noch minderjährige Louise stand unter der Vormundschaft ihres Bruders Sigmund und des Rechtsanwalts Dr. Ruben Leopold Oppenheimer. Bei der Prüfung des Nachlasses stellte sich heraus, dass der Vater und die Firma nicht solvent waren. Das Konkursverfahren wurde im Februar 1894 eröffnet und endete im November 1895.

Jenny Leffmann lebte von da an mit ihren vier Kindern, von denen keines heiratete, in einem Haushalt, zunächst in der Rothenbaumchaussee 73 a in Rotherbaum und zog von dort in die Klosterallee 78 in Harvestehude. Familienoberhaupt und Ernährer der Familie wurde Sigmund Leffmann. Er ließ sich als Exportvertreter mit eigener Firma im Handelsregister eintragen. Als Firmensitz wählte er Schmiedestraße 19/21 in der Altstadt.

Nach zwei Jahren zog Familie Leffmann in die Mansteinstraße 4 in Hoheluft – West. Als die Deutsch-Israelitische Gemeinde Hamburg 1913 ihre Kultussteuerkartei einführte, wurden Sigmund und Jenny Leffmann beide als selbstständige Mitglieder geführt, ihre Töchter offenbar als Haushaltsmitglieder der Mutter. Die Kultussteuern geben heute einen Hinweis darauf, ob und in welcher Höhe die Gemeindemitglieder Einkünfte aus Gehalt oder Vermögen bezogen. Jenny Leffmann wurde Jahr für Jahr zur Zahlung des Grundbeitrags veranlagt. Die Quelle ihres Einkommens ist nicht bekannt. Möglicherweise stammte es vom Gehalt ihrer Tochter Louise als Angestellte. Jenny Leffmann zahlte die Beitragsrückstände, die 1920 summiert wurden, ab 1923 wurde sie nicht mehr zur Gemeindesteuer herangezogen. Während des Ersten Weltkriegs zahlte Sigmund Leffmann 1916 einmalig einen Rückstand von 60 Mark und einen weiteren 1920. Während der Inflationszeit entrichtete er laufend die anstehenden Steuern, 1925 sogar einen nennenswerten Betrag.

Jenny Leffmann starb am 14. April 1924 und wurde - wie seinerzeit ihr Ehemann - auf dem Jüdischen Friedhof in Langenfelde beerdigt. Danach legte die Jüdische Gemeinde für ihre Tochter Louise eine eigene Steuerkarteikarte an. Louise war inzwischen 51 Jahre alt und verfügte als Angestellte über ein steuerpflichtiges, wenn auch geringes Einkommen. Im September 1924 entrichtete sie einen Gemeindebeitrag in Höhe von 4,50 M und in den beiden folgenden Jahren, bis sie erwerbslos wurde, einmal acht, einmal drei Mark.

Auch Sigmund Leffmann erzielte bald darauf kein steuerpflichtiges Einkommen mehr und zahlte 1928 zum letzten Mal einen Beitrag von neun Mark. Er starb am 14. Januar 1931 im Alter von 64 Jahren und wurde auf dem Ohlsdorfer Jüdischen Friedhof beerdigt (Grablage K 1 205).

Am 3. Dezember 1935 legte die Jüdische Gemeinde auch für Ella und Johanna Leffmann Karteikarten als selbstständige Mitglieder an. Ella, Johanna und Louise wohnten inzwischen als Untermieterinnen in der Klosterallee 37, sie zogen ein Jahr später in die Hallerstraße 52. Auch dort blieben sie nur kurze Zeit. Ihre nächsten Adressen waren Kleiner Schäferkamp 32 und danach Schäferkampsallee 29.

1937, mit 64 Jahren, wurde Louise noch einmal berufstätig. Ihr Arbeitgeber war die jüdische Firma Benzian & Co., Hohe Bleichen 8/10. Der jüngere Firmeninhaber, John Benzian, besaß die schwedische Staatsangehörigkeit, der ältere, Felix, die deutsche. Sie betrieben einen Transit- und Ausfuhrhandel mit Metallen und Chemikalien. Die Devisenkontrollbehörde unterstellte ihnen aufgrund einer Vermutung einer nichtjüdischen Angestellten, dass sie ihre Auslandstätigkeiten dazu benutzten, Devisen ins Ausland zu schaffen, um so ihre Auswanderung vorzubereiten. Am 29. April 1938 verhängte der Oberfinanzpräsident eine "Sicherungsanordnung" über das Vermögen und leitete die Übernahme der Firma durch die Firma E. H. Wendt ein. "Unter voraussichtlichen Beschränkungen der Kontingente" kündigten die Brüder Benzian ihren Angestellten, Louise Leffmann wurde endgültig arbeitslos.

Völlig mittellos lebten die drei Schwestern von der Wohlfahrt des Jüdischen Religionsverbandes, wie sich die Jüdische Gemeinde nun nennen musste. Diese brachte sie 1940 in der Schlachterstraße 40-42 im Marcus Nordheim-Stift unter. Am 16. März 1940 starb Johanna Leffmann im Israelitischen Krankenhaus in der Johnsallee an einer doppelseitigen Lungenentzündung. Ihr Grab ist nicht bekannt.

Ella und Louise Leffmann erhielten an der Adresse Schlachterstraße 40-42, das inzwischen zum "Judenhaus" erklärt geworden war, die Aufforderung zum Transport in das Altersgetto Theresienstadt am 19. Juli 1942. Sie besaßen kein Vermögen, um einen formalen Heimeinkaufsvertrag abzuschließen, wie er für vermögendere Jüdinnen und Juden vorgesehen war. Bei ihrer Ankunft im Theresienstadt erwartete sie statt eines Heims eine überfüllte Kleinstadt. Wo sie untergebracht wurden, ist nicht bekannt.

Zur "Entlastung" des Gettos wurden "Evakuierungstransporte" in Vernichtungslager durchgeführt. Mit den laufenden Nummern 878 und 879 des Transports Bp wurden Ella und Sophie Leffmann am 21. September 1942 nach Treblinka deportiert und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft mit Gas ermordet.

Ella Leffmann wurde 77, Louise Leffmann 69 Jahre alt. Damit erlosch dieser Zweig der Familie Leffmann.

Stand: März 2023
© Hildegard Thevs

Quellen: 1, 2 (314-15_ 1938/0458), 4, 5 digital, 7, 9; Hamburger Adressbücher; StaHH 213-11_52771; 232-2_E II Vormundschaftswesen, 9708; 332-5 Personenstandsregister; 552-1, 992 e 2, Deportationslisten, Band 4.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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