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Bereits verlegte Stolpersteine



Alfred Lion * 1884

Schrammsweg 10 (Hamburg-Nord, Eppendorf)

1941 Minsk
ermordet

Weitere Stolpersteine in Schrammsweg 10:
Lotte Rebecka Lion

Alfred Eduard Lion, geb. 20.3.1884 in Hamburg, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert
Lotte Lion, geb. Strelitz, geb. 2.5.1908 in Hamburg, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert

Schrammsweg 10

Als Sohn des Bankangestellten Frederik Eugen Lion und seiner Frau Leonore, geb. Guttmann, wurde Alfred Eduard geboren. Alfred Lion, der einen jüngeren Bruder namens Edgar Leopold, geboren am 4. Juli 1887, hatte, arbeitete als Kaufmann in der Hamburger Hermannstraße. Über die Brüder ist aktenkundig, dass beide zu gleichen Teilen ein Grundstück in der Böttgerstraße 8 besaßen. Am 2. Juni 1938 erschienen die Brüder vor dem Notar Arthur Köpke in der Großen Bergstraße 262 in Hamburg-Altona, um ihr Grundstück der nichtjüdischen Ehefrau von Edgar Lion zu überschreiben. Damals lief zwischen Edgar Lion und seiner Frau Risa Louise Lion, geborene Röhlig, ein Ehescheidungsverfahren.

Statt der üblicherweise zu zahlenden Rente an die geschiedene Ehefrau wurde eine Kapitalabfindung vereinbart, weil "Edgar Lion Jude war und beabsichtigte, seinen Wohnsitz ins Aus­land zu verlegen". Alfred Lion hatte laut Aktenangabe an seinem Grundstück keinerlei wirtschaftliches Interesse mehr, weil sein Eigentumsanteil zu diesem Zeitpunkt schon erheblich belastet war. Außer den Hypotheken von 14700 RM, die auf dem gesamten Grundstück ruhten, lastete auf seinem Eigentumsanteil noch eine weitere Hypothek in Höhe von 9250 RM.

Bis auf die Untergeschosswohnung in der Böttgerstraße 8, in der Alfred und Eduard wohnten, waren alle weiteren Wohnungen auf dem Grundstück vermietet. Die beiden Brüder verpflichteten sich vertraglich, die Wohnung bis spätestens 1. April 1939 zu räumen.

Alfred Lion lebte im Schrammsweg 10 in Hamburg-Eppendorf und zog, nachdem er verarmt war, an den Grindelberg 5 zu Familie Nachum.

Aus den Steuerkarten der Jüdischen Gemeinde geht hervor, dass Alfred Lion 1915 aus der Gemeinde austrat und 1938 wieder aufgenommen wurde. Sein Vermögen hatte sich durch die den jüdischen Bürgerinnen und Bürgern auferlegten Zwangszahlungen wie Judenvermögensabgabe etc. so verringert, dass er seit 1941 als mittellos galt und keine steuerlichen Abgaben an die Jüdische Gemeinde mehr zu zahlen hatte.

Lotte Strelitz, am 2. Mai 1908 in Hamburg geboren, arbeitete bei der Familie Marcus in der Werderstraße 18 als Hausangestellte. Sie heiratete Alfred Lion am 6. November 1941, zwei Tage vor seiner Depor­ta­tion nach Minsk. Um diese Fahrt gemeinsam mit ihm antreten zu können, meldete sie sich als Freiwillige und wurde unter der Nummer 858 noch als Lotte Strelitz in die Deportationsliste eingetragen. Alfred und Lotte Lion wurden in das Getto Minsk deportiert, wo beide starben. Edgar Leopold Lion starb im Getto Riga.

© Claudia García

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaH 522-1 Jüd. Gemeinden, 992e 1 Band 2; StaH 314-15 OFP, R 1938/912.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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