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Bereits verlegte Stolpersteine



Stolpersteine am Andreasbrunnen
© Johann-Hinrich Möller

Annie Höxter (geborene Bos) * 1892

Beim Andreasbrunnen 2 (Hamburg-Nord, Eppendorf)


HIER WOHNTE
ANNIE HÖXTER
GEB. BOS
JG. 1892
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Beim Andreasbrunnen 2:
Berthold Höxter, Jacoba Meyer, Ludwig Meyer

Berthold Höxter, geb. 4.6.1877 in Zimmersrode/Hessen-Nassau, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert
Annie Höxter, geb. Bos, geb. 7.7.1892 in Veendamm/Holland, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert

Beim Andreasbrunnen 2

Berthold Höxter war der Sohn von Moses Höxter und Karoline, geborene Speier. Bertholds Ehefrau Annie war die Tochter von Jacob Nathanael Bos und Helene, geborene Hirschel.

Bis Frühjahr 1936 lebten Höxters mit ihren Kindern Gertie (geb. 12. Mai 1921) und Fritz Norbert (geb. 31. März 1925) in Elze bei Hannover. Hier war Berthold bei der Firma Gebrüder Wolfes beschäftigt, die auf den Handel mit Getreide und Dünger spezialisiert war. Über viele Jahre arbeitete Berthold für diese Firma als Reisender, übernahm aber mehr und mehr auch Aufgaben in der Unternehmensleitung. Er war offenbar sehr tüchtig und galt, wie vom Bürgermeisteramt Elze später offiziell bestätigt wurde, als "Seele des Unternehmens". Dennoch: Die rassistische Politik der Nationalsozialisten brachte Berthold Höxter um seinen Posten: Die Eigentümer der Firma, die Brüder Dagobert und Julius Wolfes, als Juden selbst unter Druck, entließen den Mann, der jahrelang so erfolgreich für sie gewirkt hatte, zum 1. April 1936. Er war nun 58 Jahre alt.

In der Hoffnung auf ein besseres Fortkommen zog die Familie in das scheinbar sicherere Hamburg, zunächst Beim Andreasbrunnen 2. Die Erwartungen wurden weitgehend enttäuscht, da Berthold Höxter keine neue Anstellung fand und ohne Einkünfte blieb.

Die Kinder konnten die begonnene Schullaufbahn nicht fortsetzen. Keine Schule nahm sie auf. Fritz kam auf die Talmud Tora Schule. Die 15-jährige Gertie, die zur Kreismittelschule in Gronau gegangen war und gern Zahnarzthelferin geworden wäre, musste auf die Mittlere Reife verzichten und sich mit dem Besuch der Jüdischen Haushaltungsschule in der Johnsallee begnügen.

Die Familie hielt sich mit einer Pension über Wasser, die die Mutter in der Lenhartzstraße 3 eröffnete, dann aber in die etwas geräumigere Curschmannstraße 2 verlegte. Fünf Zimmer, mit den Möbeln aus Elze komfortabel ausgestattet, wurden vermietet, die Familie lebte zusammen in einem Zimmer.

Eine Wohnsituation, die als Provisorium gedacht war: Den Kindern gelang es, im Februar 1939 mit einem der Kindertransporte nach England zu entkommen. Der 14-jährige Fritz fand eine Familie. Ger­tie, bei der Flucht 17 Jahre alt, schlug sich zunächst als ungelernte Näherin in einer Strumpffabrik durch. Sie heiratete und zog mit ihrem Ehemann Ende 1939/Anfang 1940 über die Niederlande nach Schweden, wo sie sich in Stockholm niederließen. Der Bruder folgte nach.

Die Eltern in Hamburg wurden bald Opfer der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik. Im März 1941 wurden sie gezwungen, Pension und Wohnung in der Curschmannstraße aufzugeben und in die Haynstraße 10, Erdgeschoss, zu ziehen. Hier blieben ihnen noch acht Monate.

Am 8. November 1941 wurden Berthold Höxter (Deportationsnummer 391) und Annie Höxter (Nummer 390) ins Getto Minsk verschleppt. Dieser erste Deportationszug reichsdeutscher Jüdinnen und Juden nach Minsk kam dort am 11. November an. Während der Zug noch unterwegs war, erschoss die SS 12000 weißrussische Jüdinnen und Juden, die in dem Getto eingepfercht gewesen waren, um Platz für neue Opfer aus dem Altreich zu schaffen.

Von den 968 Personen des Transportes wurden 952 ermordet. Zu ihnen zählten Annie und Berthold Höxter.

© Johannes Grossmann

Quellen: 1; 2; 4; 5; 8; StaH 314-15 OFP, Fvg 3156; StaH 351-11 AfW, 3346; StaH 522-1, 992e2 Band 2; StaH 332-8 Meldewesen A 51 Höxter, Berthold; Adressbuch Hildesheim Stadt und Land, 1927, Elze.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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