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Bereits verlegte Stolpersteine



Hans Joachim Kubel ca. 1934
© StaHH

Hans-Joachim Kubel * 1905

Haynstraße 25 (Hamburg-Nord, Eppendorf)


HIER WOHNTE
HANS-JOACHIM
KUBEL
JG. 1905
DEPORTIERT
KZ LUBLIN
ERMORDET 4.3.1944

Hans Joachim Kubel, geb. 19.6.1905 in Hamburg, gestorben am 4.3.1944 im KZ Majdanek (Lublin)

Haynstraße 25

Hans Joachim Kubel kam am 19. Juni 1905 in Hamburg-Winterhude als zweiter Sohn des Kaufmanns Friedrich Wilhelm Kubel und seiner Frau Martha, geb. Martini, zur Welt. Sein Bruder Herbert, später Amtsgerichtsrat, war zwei Jahre vor ihm geboren und starb 1945 unverheiratet in Kriegsgefangenschaft. Zwischen 1912 und 1921 besuchte Hans Joachim Kubel die Oberrealschule in Eppendorf bis zur Untertertia. Danach absolvierte er eine 4-jährige Ausbildung zum Feinmechaniker. Von 1925 bis 1932 war er in Bremen als Verkäufer in einer Firma für orthopädische Instrumente angestellt. Danach arbeitete er ein halbes Jahr in Chemnitz. 1933 kehrte er aufgrund des Todes seines Vaters nach Hamburg zurück und übernahm bis Februar 1937 dessen Versicherungsfirma. Anschließend arbeitete er als Verkäufer bei der Firma Hans Schattschneider.

Im Juni 1938 geriet Kubel zum ersten Mal in die Fänge des NS-Regimes: Einer seiner Bekannten wurde wegen Verdachts der "homosexuellen Betätigung" festgenommen und ein Koffer mit ca. 200 Briefen von dessen Freunden, u. a. ein Brief von Hans Joachim Kubel, beschlagnahmt.

Kubel wurde am 28. Juni 1938 von Polizeibeamten in der auch von ihm bewohnten elterlichen Wohnung in der Haynstraße 25 aufgesucht. Mit der Durchsuchung der Wohnung erklärte er sich einverstanden. Persönliche Briefe und ein Notizbuch wurden beschlagnahmt und Kubel zur Vernehmung ins Polizeipräsidium mitgenommen. Im Verhör bestritt Kubel zunächst seine homosexuelle Veranlagung. Wie sich im Verlauf des Verhörs herausstellte, verkehrte er auch in Homosexuellenlokalen, wie dem damals beliebten Etablissement "Zu den 3 Sternen" in der Neustadt. Wegen Verdunkelungsgefahr und weil die Beamten weitere gleichgeschlechtliche Kontakte bei Kubel vermuteten, wurde er festgenommen.

Als umfangreiche Ermittlungen Kubel vier Sexualpartner nachweisen konnten, wurde er am 8. September 1938 vom Schöffenschnellgericht des hamburgischen Amtsgerichts zu fünf Monaten Gefängnis wegen Vergehens nach § 175 RStGB verurteilt. Aus dem Urteil: "Zugunsten des Angeklagten Kubel spricht, dass er noch unbestraft ist, und dass er eine starke homosexuelle Anlage besitzt, die er nur schwer überwinden kann. Kubel hat auch den Versuch gemacht, von diesem Übel loszukommen und ist in drei Jahren überhaupt nicht straffällig geworden." Kubel verbüßte seine erste Strafe bis 28. November 1938 im Gerichtsgefängnis Harburg.

Nachdem er zwischenzeitlich nach Kiel in die Preußerstraße 5 verzogen war, stand Hans Joachim Kubel am 4. Januar 1941 erneut vor Gericht. In Kiel wurde er wegen Verbrechens gegen die "Volksschädlingsverordnung" in Verbindung mit den §§ 175 und 183 RStGB ("Öffentliche Erregung eines geschlechtlichen Ärgernisses") zu 14 Monaten Zuchthaus verurteilt. Für ihn als "Kriegstäter" begann seine Strafe erst nach Ende des Krieges zu zählen, gleichwohl wurde er in Haft genommen und in verschiedenen Zuchthäusern und Strafgefangenenlagern in Hamburg, im Emsland und in der Eifel eingesperrt. Am 29. Mai 1943 begann mit seiner Verlegung ins KZ Ravensbrück (Häftlingsnummer 4051) sein Leidensweg durch verschiedene Konzentrationslager. Am 22. Oktober 1943 ist ein Transport ins KZ Buchenwald, im Februar 1944 sein Aufenthalt im KZ Mittelbau-Dora überliefert. Von dort wurde er am 18. Februar 1944 erneut in ein weiteres Konzentrationslager, nunmehr ins KZ Majdanek, seinerzeit Lublin genannt, weiterverschoben. In Majdanek fanden seine Leiden durch den am 4. März 1944 registrierten Tod mit 38 Jahren ein Ende. Da sein langjähriger Hamburger Lebensmittelpunkt in der elterlichen Wohnung in der Haynstraße 25 in Eppendorf war, erinnert dort ein Stolperstein an sein Schicksal.

© Bernhard Rosenkranz(†)/Ulf Bollmann

Quellen: AB 1938 und 1941; StaH, 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, 8974/38; StaH, 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Ablieferungen 13, 16 und 1998/1; Sterbeeintragung des Sonderstandesamtes Arolsen Abt. 1 Nr. 1570/1983; Auskunft von Rainer Hoffschildt, Hannover; Rosenkranz/Boll­mann/Lorenz, Homosexuellen-Verfolgung, S. 227–228.

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