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Hans Köpke * 1911

Nagelsweg 93 / Einmündung Amsinkstraße (Hamburg-Mitte, Hammerbrook)


HIER WOHNTE
HANS KÖPKE
JG. 1911
VERHAFTET
"VORBEREITUNG ZUM HOCHVERRAT"
ZUM TODE VERURTEILT
HINGERICHTET 26.6.1944
UG HAMBURG

Hans Ernst Köpke, geb. 30.11.1911; hingerichtet im Untersuchungsgefängnis Hamburg am 26.6.1944

letzte Wohnadresse: Nagelsweg 93

Hans Köpke war von Beruf Schlosser und Maschinenbauer und beschäftigt in dem Betrieb der Firma Klöckner-Flugmotorenbau in Hamburg; er war politisch sozialdemokratisch orientiert. Seine Widerstandstätigkeit gegen das NS-Regime begann Mitte der 1930er Jahre, als sich eine lose verbundene Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener bildete, die sowohl Mitglieder der Jugendorganisationen der verbotenen sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiterparteien als auch nicht politisch organisierte Regimegegner unter den Angehörigen von Sportvereinen umfasste, und sich zu heimlichen Versammlungen traf, um über politische Fragen zu diskutieren. Hans Köpke war damals Mitglied des Arbeiter Turn- und Sportbundes und hatte auch Kontakte zu kommunistisch eingestellten jungen Menschen. Es war offenbar geplant, eine oppositionelle Jugendorganisation, die vornehmlich aus Jugendlichen aus der Arbeiterbewegung bestand, aufzubauen, die sich "Revolutionärer Jugendverband" nennen sollte. Hierzu kam es jedoch nicht mehr, da führende Mitglieder der Gruppe 1936 verhaftet wurden, unter ihnen befand sich nicht Hans Köpke.

Aber auch nach diesen Verhaftungen nutzten oppositionell eingestellte und sportbegeisterte Männer und Frauen die nicht verbotenen Sportvereine, die vor 1933 viele Mitglieder aus der SPD und KPD hatten, als Refugium für regimekritische Diskussionen und zum Informationsaustausch, an denen Hans Köpke teilnahm, dessen sportliche Disziplin der Langstreckenlauf war. Als sich Anfang der 1940er Jahre die Widerstandsgruppe Bästlein-Jacob-Abshagen formierte, schloss er sich ihr ebenfalls an und gründete mit anderen die illegale Betriebszelle im Klöckner-Werk. Bei der Zerschlagung der Widerstandsgruppe durch die Gestapo ab Herbst 1942 wurde auch Hans Köpke verhaftet und angeklagt. Nach einer Haft im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel wurde er am 24. März 1943 mit den anderen Gefangenen der Gruppe in das Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis verlegt.

Infolge der schweren Bombardierung durch die alliierte Luftwaffe im Sommer 1943 wurde das Untersuchungsgefängnis schwer beschädigt. Angesichts der chaotischen Situation entschloss sich der Generalstaatsanwalt Dr. Drescher zu einem für das NS-Regime ungewöhnlichen Schritt: Er gewährte 56 von 61 Inhaftierten der BJA-Gruppe – unter ihnen auch Hans Köpke – einen Hafturlaub von zwei Monaten, unter der Auflage, sich nach dessen Ablauf wieder zur Fort­setzung der Haft zu melden. Viele der Freigelassenen entschlossen sich daraufhin unterzutauchen. Hans Köpke verließ sogar Hamburg, wurde jedoch bis zum Herbst 1943 wieder gefasst. Gegen die nunmehr fast alle wieder ergriffenen Mitglieder der Widerstandsgruppe wurden Strafverfahren wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" sowohl vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht als auch für diejenigen, welche die Gestapo als Hauptorganisatoren betrachtete, vor dem Volksgerichtshof, der in Berlin und in Hamburg tagte, durchgeführt. Gegen Hans Köpke verhandelte der Volksgerichtshof in Hamburg: Er wurde Anfang Mai 1944 zusammen mit vierzehn Angeklagten zum Tode verurteilt, elf Widerständler wurden zu Haftstrafen verurteilt, zwei Frauen freigesprochen. Etwa drei Wochen später, am 26. Juni, wurde das grausame Urteil gegen ihn und neun andere Widerstandskämpfer im Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis vollstreckt.

© Benedikt Behrens

Quellen: StaH 331-1 II – Polizeibehörde II, Abl. 15 v. 18.9.1984, Band 3; StaH, 332-8, Meldewesen, Fotoarchiv 741-4, Meldekarten der zw. dem 1.8.1943 und 31.12.1945 Abgemeldeten und Verstorbenen; AB 1940–43; VAN (Hg.), Totenliste Hamburger Widerstandskämpfer und Verfolgter, Hamburg 1968; Buck, Hans-Robert, Der kommunistische Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Hamburg 1933 bis 1945, Augsburg 1969, S. 166–76; Hochmuth, Ursel/G. Meyer (Hrsg.), Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand, Frankfurt/Main, S. 40, 318, 351, 359, 371, 384; Hochmuth, Ursel, Niemand und nichts wird vergessen, Hamburg 2005, S. 208.

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