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Bereits verlegte Stolpersteine



Betty Warburg (rechts) mit ihren Schwester (v.l.) Helene Julie und Ada Sophie
© Ellen Broido, Johannesburg

Dr. Betty Warburg * 1881

Hochallee 5 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1943 deportiert aus NL nach Sobibor

Weitere Stolpersteine in Hochallee 5:
Gertrude Margaretha Warburg

Dr. Betty Warburg, geb. 27.9.1881 in Altona, am 13. April 1943 aus den Niederlanden nach Sobibor deportiert

Betty Warburg wurde in eine sehr bekannte jüdische Familie hineingeboren, die seit über 300 Jahren in Altona und Hamburg ansässig war und aus der bekannte Persönlichkeiten hervorgegangen waren. Benannt nach ihrer Großmutter Betty Warburg, geb. Lazarus (1782-1862), gehörte sie zum Altonaer Zweig der Familie. Sie war die Tochter des "Banquiers" Albert Warburg (1843-1919) und der Niederländerin Gertrud(e) Margaretha (genannt "Gerta") Rindskopf (geb. 23.11.1856 in Amsterdam). Deren Eltern, Julius Rindskopf (1817-1875) und Helene Rindskopf geb. Cahn (1832-1865), waren Anfang der 1850er Jahre von Frankfurt/Main nach Amsterdam gezogen.

Das im damals noch dänischen Altona ansässige Bankhaus W. S. Warburg hatte Wolff Salomon Warburg (1788-1854) zusammen mit seinem unverheirateten Bruder Samuel Salomon 1804 gegründet. Den Grundstock dazu hatte das Geldwechselgeschäft (mit angeschlossener Papierhandlung) ihres Vaters Salomon Moses Warburg in der Breitestraße gelegt. Jahrzehntelang amtierte Wolff Salomon Warburg als Präses der Hochdeutschen Israelitischen Gemeinde von Altona. Er bestimmte auch die Berufswahl seiner Söhne: Der älteste Sohn Lesser Warburg (1807-1851) erlernte das Druckerhandwerk und lebte später als Buchdrucker in Schleswig; der zweite Sohn Moses, genannt Moritz Warburg (1810-1886) studierte Jura; der vierte Sohn Pinchas, genannt Pius Warburg (1816-1900) musste sein Studium in Berlin abbrechen und wurde auf die Übernahme der Firmengeschäfte vorbereitet. Auch der dritte Sohn John (Isaac) Warburg (1812-1896) sollte Kaufmann werden. Pius Warburg führte dann das Familienunternehmen, mit der Altonaer Geschäftsadresse Breitestraße 15, nach dem Tod seines Vaters in zweiter Generation weiter, doch ein leidenschaftlicher Bankier wurde er nicht.

Ab 1860 wohnte Pius Warburg in einer Neorenaissance-Villa in der Palmaille 31. Sein Haus machte der Bankier, Politiker, Kunstsammler (seine Sammlung vermachte er dem Altonaer Museum), Musikliebhaber und Mäzen zu einer bedeutenden Adresse für Künstler in der mittlerweile preußischen Stadt Altona. Hier musizierten Johannes Brahms und Anton Rubinstein, gelegentlich zusammen mit dem Hausherrn und die bekannten Schriftsteller Hans Christian Andersen und Klaus Groth oder der Soziologe Ferdinand Tönnies kamen zu Gast. Neben seinem Engagement in der Verwaltung der Hochdeutschen Israelitischen Gemeinde Altonas und seiner Vorstandstätigkeit im Altonaer Kunstverein nahm Pius politische Ämter wahr, so beispielsweise als Mitglied des Provinziallandtages von Schleswig-Holstein (1869 bis 1887) und des Provinzialausschusses sowie als Bürgerworthalter (Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung) Altonas (1869 bis 1887).
1874 schied Pius Warburg aus dem ungeliebten Beruf aus. Sein Neffe Albert Warburg, Sohn des Justizrates Moritz Warburg und wie dieser Vertreter Altonas im Preußischen Abgeordnetenhaus (liberale "Deutsche Fortschrittspartei", die in Opposition zu Bismarck stand) und Vorsitzender der Hochdeutschen Israelitischen Gemeinde Altona, setzte die verpflichtende Familientradition fort und führte in leitender Stellung das Bankhaus. 1896, nach dem Tod seines Onkels John Warburg, avancierte Albert Warburg zum alleinigen Geschäftsinhaber. Daneben amtierte Albert Warburg als erster Präses der 1898 gegründeten Industrie- und Handelskammer in Altona mit dem Ehrentitel eines königlich preußischen Kommerzienrats (später auch Geheimer Kommerzienrat) sowie Stadtverordneter. Von 1899 bis 1901 gehörte er dem Ausschuss des deutschen Handelstages an. 1905 wurde das Altonaer Bankhaus W. S. Warburg an die Norddeutsche Bank verkauft. Mit seiner holländischen Ehefrau Gerta wohnte Albert Warburg Ende der 1870er / Anfang der 1880er Jahre in einem kleinen Haus in Altona in der Bahnhofstraße 23. Hier wurden die drei Töchter geboren: Helene (genannt "Ellen") Warburg (geb. 10.9.1877), Ada Warburg (geb. 11.9.1878) und Betty Warburg (geb. 27.9.1881). Der Sohn Wilhelm Warburg (1884-1891) starb noch im Kindesalter an Diphterie.

1891 zog die Familie in die Palmaille 33. Die neu erbaute Villa hatte Manfred Semper (1838-1913), Sohn des bekannten Architekten Gottfried Semper, im Auftrag Albert Warburgs entworfen. Das dreigeschossige Haus mit Keller, angebautem Ballsaal und Teehaus wurde auf dem großen Grundstück errichtet, das sich im Besitz von Mitgliedern der Familie Warburg befand. Hier hielten die Warburgs "Diners" ab, zu denen sie neben Kaufleuten, Offizieren der Garnison und höheren Beamten des Gerichts auch Künstler und Wissenschaftler einluden. Gerta Warburg brachte einen neuen Stil an die Palmaille: Dem Zeitgeschmack entsprechend richtete sie einen französischen Salon ein. "Jede Woche hatte sie ihren ‚jour fixe’, an dem die Altonaer Gesellschaft sich ein Stelldichein im Hause des Geheimrats gab. Kultiviert, elegant war der Lebensstil", blickte das Hamburger Abendblatt (1965) zurück. Neun Dienstboten (Kutscher, Gärtner, Diener, Zofe, Kleinmädchen, Köchin, Küchenmädchen, Waschfrau und Plätterin) sorgten für einen reibungslosen Ablauf. 1905 malte der norwegische Künstler Edvard Munch Helene "Ellen" Warburg, das Bild wurde in der ersten Etage aufgehängt (heute hängt es im Kunsthaus Zürich). Im runden Musiksaal stand ein Steinway-Flügel. Im Esszimmer hingen holländische Portraits aus der Rindskopf-Familie. 1913 verbrachten Albert und Gerta Warburg ihren Urlaub in Monte Carlo.

Im Nachbarhaus Palmaille 31 wohnte bis zu seinem Tode der promovierte Rechtsanwalt, Notar und Justizrat Salomon (genannt Siegfried) Warburg (1852-1934), ein Bruder von Albert. Er hatte 1890 Anna Elisabeth Brandis (geb. 30.10.1860 in Hamburg) geheiratet, die der evangelisch-lutherischen Kirche angehörte. Das Ehepaar hatte fünf Kinder: Anna Helene (1891), Sophie Charlotte (1892), Rudolf (1893), Otto (1895) und Maria (1896). Die 1913 von Sophie Charlotte Warburg mit dem evangelischen Kaufmann Wolf geschlossene Ehe wurde im August 1933 geschieden. Salomon/ Siegfried Warburg starb 1934 und wurde auf dem Ohlsdorfer Hauptfriedhof neben seinem Bruder im Familiengrab beigesetzt.

Neben dem Haus in der klassizistischen Prachtstraße Palmaille unterhielt die Familie seit 1890, wie auch andere vermögende Kaufleute, ein Sommerhaus in Großflottbek in der Baron-Voght-Straße 6. In dem 1840 erbauten Biedermeier-Haus mit großem Garten hatte Gerta Warburg ein Atelier einrichten lassen, um hier ungestört malen zu können. Sie bewunderte den Künstler Ernst Barlach (1870-1938) und besuchte ihn auch in seinem Atelier in Güstrow. Um 1903 unterstützte sie ihn, der damals in Wedel wohnte, bei einem Stipendienantrag. Barlach entwarf 1920 den Grabstein für das Familiengrab der Warburgs. 1917 wurden in das Gärtnerhaus in Großflottbek von staatlicher Seite evakuierte Helgoländer einquartiert, eine leidvolle Erinnerung für die Familie, denn in den Notzeiten des Ersten Weltkrieges wurden Holzmöbel gestohlen und der Holzzaun als Brennmaterial genutzt.

In dieser Umgebung also wuchs Tochter Betty auf. Im Hause Warburg gab es englische und französische Gouvernanten, die mit den drei Warburg-Schwestern Fremdsprachen übten. Betty Warburg besuchte bis 1896 die "Höhere Privat-Töchterschule" von Fräulein van der Smissen, die seit 1886 in der Palmaille 19 Schulräume angemietet hatte (die erfolgreichen Großkaufleute van der Smissen waren noch um 1800 Teil der Altonaer Oberschicht gewesen, aber durch die napoleonische Seeblockade ruiniert worden). Ab Februar 1904 nahm Betty Warburg Unterricht bei Privatlehrern. Durch eine Verfügung des Königlichen Provinzial-Kollegiums in Schleswig vom 6. Januar 1908 wurde sie als Externe "zur Ablegung der Reifeprüfung" am Realgymnasium Flensburg zugelassen, die sie vom 24. bis 29. Februar 1908 in den Fächern Deutsch, Latein, Französisch, Englisch, Geschichte, Erdkunde, Mathematik, Physik, Chemie und Naturbeschreibung ablegte. Damit war sie die erste weibliche Abiturientin dieser Schule. Schon ihr Vater war von einem Privatlehrer unterrichtet worden und hatte als Externer an einer Abiturprüfung teilgenommen. Für ihr Medizinstudium an der Kieler Universität verzog sie für die Semester jeweils von Altona nach Kiel. Von April bis Juli 1911 wohnte sie in Kiel in der Hospitalstraße 21, später im Düsternbrooker Weg 18 (November 1911 bis Februar 1912, April bis Juni 1912). Für 1913 wurde kein Aufenthalt vermerkt, ihre nächste Anmeldung erfolgte erst wieder Ende April 1914, die Abmeldung am 1. August 1914, dem Tag des Eintritts Deutschlands in den Ersten Weltkrieg.
1914 /1915 promovierte Betty Warburg "Über die im Jahre 1909 in der Kieler psychiatrischen und Nervenklinik beobachteten Fälle von Generationspsychosen". Die Promotionsakte der Universität Kiel ist aufgrund kriegsbedingter Schäden nicht mehr erhalten. Der Erste Weltkrieg zerstörte ihre privaten Hoffnungen, denn der Mann, den sie heiraten wollte, starb als Soldat. Betty Warburg hatte als praktische Ärztin 1916 die Approbation erhalten und arbeitete zeitweilig als Medizinalpraktikantin am Kaiserin-Auguste-Victoria-Haus für Kinderheilkunde in Berlin; in der Hauptstadt lebte auch die jüngere Schwester ihrer Mutter. Zusammen mit Prof. Dr. Otto Kestner verfasste Betty Warburg 1923 in der Klinischen Wochenschrift den Beitrag "Die Wirkung der Frühstücksgetränke auf die Verdauungsorgane".

Noch vor Jahresende 1918 verkauften Albert und Gerta Warburg ihre Häuser in Altona und Großflottbek und zogen in ein Appartement des 1907 eröffneten Hotels Esplanade in der Hamburger Neustadt (Stephansplatz 10 – heute Esplanade 36). Albert Warburg saß in seinen letzten Lebensjahren im Rollstuhl und wurde von einem Diener geschoben; er starb am 19. Februar 1919 in seinem Appartement und wurde auf dem jüdischen Friedhof in der Königstraße (Altona-Altstadt) beigesetzt. Im Dezember 1919 erwarb Gerta Warburg auf dem christlichen Ohlsdorfer Friedhof für 3.200 Mark ein Familiengrab mit acht Grabstellen. Am 12. Januar 1920 wurde die Urne von Albert Warburg dorthin umgebettet. Der ebenfalls umgesetzte Grabstein war nach einem Entwurf von Ernst Barlach in Auftrag gegeben worden: auf einem Sandsteinquader erhob sich eine fünfstufige abgerundete Pyramide, auf eine figürliche Darstellung wurde vollständig verzichtet. Ab 1925 führte die Deutsch-Israelitische Gemeinde Hamburg Betty Warburg als eigenständiges Mitglied.
Vermutlich Ende 1920 zog Betty Warburg mit ihrer verwitweten Mutter Gerta in das Haus Hochallee 5, das die Mutter kurz zuvor vom Handelsvertreter O. Riess erworben hatte. Dort richtete Betty Warburg auch ihre Praxis ein. Im Hamburger Adressbuch des Jahres 1921 waren sowohl "Frau Albert Warburg" als auch "Dr. Betty Warburg, Ärztin" eingetragen; die Sprechstunden der niedergelassenen Privatärztin mit werktags von 8 bis 9 Uhr und von 16 bis 17 Uhr angegeben.

Die Inflation 1923 vernichtete einen großen Teil des Vermögens. Gerta Warburg soll deshalb zeitweilig im Kunsthandel tätig gewesen sein. Da die meisten der großformatigen holländischen Ahnenportraits nicht in die relativ kleinen Zimmer des neuen Hauses passten, wurden sie dem Rijksmuseum in Amsterdam vermacht. Noch 1935 entschloss sich Gerta Warburg, das Haus mit der Praxis umzubauen; der Steinway-Flügel wurde verkauft.

Wie allen jüdischen Ärzten wurde Betty Warburg die Kassenzulassung entzogen. Damit verlor sie ihre wirtschaftliche Grundlage. Zwar kamen langjährige Patienten noch eine Zeitlang heimlich zu ihr, doch dann konnte sie nur noch Familienangehörige behandeln. Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Emaille vom Namensschild "Dr. med. Betty Warburg" abgeschlagen. Einige Zeit später wurde sie selbst Opfer eines tätlichen Übergriffs, dabei wurde ihr Gesicht verletzt. Danach verlies sie nur noch bei Dunkelheit das Haus, um etwas Bewegung zu haben. Wie erstarrt, harrte sie tagsüber in ihrer Wohnung aus.

Während die meisten Mitglieder der Warburg-Familie noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges emigrierten, blieben Betty Warburg und ihre Mutter Gerta in Hamburg. Die eine fühlte sich körperlich, die andere psychisch einer Emigration nicht gewachsen. Die zunehmenden Repressalien ließen ihnen jedoch keine andere Wahl. Ende 1939 entschloss sich die bereits fast erblindete Gerta Warburg, nach Holland zurückzugehen, Betty sollte sie begleiten. Durch die von den deutschen Behörden verlangten Gelder (Reichsfluchtsteuer, Auswanderer-Abgabe, Judenvermögensabgabe) verloren die beiden fast ihr gesamtes Kapital.
Mutter und Tochter emigrierten am 8. Mai 1940 in die Niederlande, das Geburtsland Gertas, die nach dem Tod ihres Mannes 1919 wieder die niederländische Staatsbürgerschaft angenommen hatte. Nur zwei Tage später besetzten deutschen Truppen die Niederlande. Die Besatzer verweigerten den beiden Frauen, sich in Den Haag niederzulassen. Der dorthin gesandte Möbelwagen erhielt keine Genehmigung für eine Weiterfahrt in eine andere Stadt – auf diese Weise wurden Gerta und Betty Warburg auch des Rest ihres Hausstandes beraubt.

Ob ihr Umzugsgut ins Deutsche Reich zurücktransportiert und dort zugunsten des NS-Staates versteigert wurde, ist nicht bekannt, aber durchaus möglich. Im niederländischen Arnheim lebten sie in einer möblierten 2-Zimmer-Wohnung, Freunde halfen ihnen mit Lebensmitteln und Heizmaterial, da Juden in den öffentlichen Geschäften nichts mehr kaufen durften. Auch in den Niederlanden setzten die deutschen Nationalsozialisten systematisch ihre antijüdischen Maßnahmen fort. Wer sich den Vorschriften nicht durch Flucht in Verstecke entzog, war den deutschen Besatzern recht- und mittellos ausgeliefert.
Vermutlich im Frühjahr 1943 wurden Gerta und Betty Warburg verhaftet und im Arnheimer Schulgebäude eingesperrt. Von dort wurden sie am 7./8. April 1943 in das Durchgangslager Westerbork gebracht und, zusammen mit ausschließlich älteren Menschen, in Baracke 84 interniert. Am 13. April 1943 mussten Betty Warburg und ihre Mutter den Zug ins Vernichtungslager Sobibor besteigen und wurden direkt nach der Ankunft mit Gas ermordet. Das Amtsgericht Hamburg erklärte Betty Warburg 1949 auf den 16. April 1943 für tot.

Ihre Schwester Helene "Ellen" Burchard geb. Warburg, die 1905 vor der Heirat mit dem promovierten Juristen Edgar Burchard in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen zum evangelischen Glauben übergetreten war, wurde Ende 1940/ Anfang 1941 zusammen mit ihrem Ehemann in der Kleinen Papagoyenstraße 2 (Altona) einquartiert und am 11. Juli 1942 von dort aus ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie mit Gas ermordet wurde. Das genaue Todesdatum ist nicht bekannt. Ihr Ehemann Edgar Burchard (geb. 6.7.1879 in Breslau, Sohn des Augenarztes Dr. Albert Burchard) nahm sich vor der Deportation mit Veronal-Tabletten das Leben, er starb am 10. Juli 1942 im Israelitischen Krankenhaus (Johnsallee 68). Für beide wurden Stolpersteine vor dem Haus Feldbrunnenstraße 21 (Rotherbaum) verlegt, in dem sie von 1914 bis 1938 gelebt hatten und das Albert Warburg 1914 erworben hatte.
Die Eheleute Burchard hatten vier Kinder: Gertrud (1906) verheiratete Wenzel, Albert Edgar (1908-1971) der 1936 nach Johannesburg emigrierte, Oswald (1909-1998) der vermutlich 1931 nach Kairo auswanderte und Marie Betty (1912-1969) verheiratete Ehrhardt, die 1938 nach Melbourne/ Australien emigrierte.

Bettys Schwester Ada Martienssen geb. Warburg war seit 1908 mit dem Ingenieur Ernst Martienssen (1875-1927) verheiratet, mit dem sie vier Kinder hatte. Sie wohnten u.a. von 1912 bis 1927 in dem Haus Mittelweg 106, das ebenfalls Albert Warburg 1911 für sie erworben hatte. Ada Martienssen wurde am 17. Mai 1940 wegen Rundfunkhörens für drei Wochen im Gefängnis Fuhlsbüttel inhaftiert. Am 19. Januar 1944 wurde sie ins Getto Theresienstadt deportiert. In der "Schleuse" des Gettos wurden von der "Detektivabteilung Theresienstadt" bei ihr, trotz "Aufforderung sämtliche verbotenen Sachen abzuliefern", noch ein Brillantring und eine Perlenkette entdeckt, wofür sie wegen Nichtbefolgung drei Monate Arrest erhielt. Ada Martienssen wurde von den Alliierten befreit und kehrte nach Hamburg zurück, wo sie 1957 starb.

Die Cousine Maria Warburg (geb. 6.9.1896 in Altona), Tochter des Juristen Siegfried (Salomon) Warburg (1852-1934) wurde am 23. September 1940 aus der Heil- und Pflegeanstalt Hamburg-Langenhorn in die Tötungsanstalt Brandenburg deportiert. Für Maria Warburg ist die Verlegung eines Stolpersteins geplant.

Die Grabstelle auf dem Ohlsdorfer Friedhof wurde nach 1945 vom Hamburger Zweig der Warburgs erhalten; eingearbeitet wurden darin die Namen und Daten der Holocaust-Opfer der Familie.

Stand Januar 2016

© Björn Eggert

Quellen: Staatsarchiv Hamburg (StaH) 332-5 (Standesämter), 6198 u. 2708/1877 (Geburtsregister Altona 1877, Helene Warburg); StaH 332-5 (Standesämter), 6203 u. 2573/1878 (Geburtsregister Altona 1878, Ada Warburg); StaH 332-5 (Standesämter), 6218 u. 2656/1881 (Geburtsregister Altona 1881, Betty Warburg); StaH 332-5 (Standesämter), 5966 u. 530/1905 (Heiratsregister 1905, Helene Warburg u. Edgar Burchard); StaH 332-5 (Standesämter), 5980 u. 556/1908 (Heiratsregister 1908, Ada Warburg u. Ernst Martienssen); StaH 332-5 (Standesämter), 6016 u. 1212/1913 (Heiratsregister 1913, Sophie Charlotte Warburg u. Max Heinrich Ernst Wolf); StaH 332-5 (Standesämter), 807 u. 118/1919 (Sterberegister 1919, Albert Warburg); StaH 332-8 (Alphabetische Meldekartei der Stadt Altona, 1892–1919), K 7129 (Albert Warburg, Pius Warburg, Siegfried Warburg, John Warburg); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 3440 (Ada Martienssen geb. Warburg); StaH 522-1 (Jüdische Gemeinden), 992b (Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg), Betty Warburg (1925–1940), Gerta Warburg (1927–1940), Dr. Edgar Burchard (1939–1942); Erinnerungszentrum Kamp Westerbork; Altes Gymnasium Flensburg, Schularchiv (Abiturzeugnis Betty Warburg); Landeshauptarchiv Kiel, Melderegisterkarte (Betty Warburg); Friedhof Ohlsdorf, Grabprotokoll Nr. 100996 vom 20.9.1919 (Grablage R 26, Nr. 109–116); Adressbuch Hamburg u. Altona 1794 (Warburg); Adressbuch Altona (Palmaille) 1929; Adressbuch Altona (Geschwister C.H. u. E. van der Smissen) 1885, 1886, 1888, 1890, 1894, 1899; Adressbuch Hamburg (Burchard) 1915, 1916, 1918, 1920, 1938; Adressbuch Hamburg (Martienssen) 1912, 1914, 1920, 1927; Amtliche Fernsprechbücher Hamburg (Betty Warburg) 1920, 1931, 1939; Amtliche Fernsprechbücher Hamburg, Anhang Altona (Albert Warburg) 1914, 1920; Ernst Barlach Stiftung Güstrow, bearbeitet von Elisabeth Laur, Ernst Barlach – Das plastische Werk, 2006, S. 167/168 (Nr. 309, Grabmal Warburg); Ulrich Bauche, Vierhundert Jahre Juden in Hamburg, Ausstellung des Museums für Hamburgische Geschichte, Hamburg 1991, S. 294–295 (Ölbild von Wolff Salomon Warburg), S. 482–483 ("Liste der während der Deportation durch Selbstmord verstorbenen Juden", Nr.5 Edgar Burchard); Ingo Böhle, "Juden können nicht Mitglieder der Kasse sein", Hamburg 2003, S. 28–30 (u.a. Nachdruck der "Ausschlussliste" von 1934); Ron Chernow, Die Warburgs - Odyssee einer Familie, 1996, S. 607 (Gerta u. Betty Warburg, Ellen u. Edgar Burchard); Martin Gilbert, Endlösung – Die Vertreibung und Vernichtung der Juden – Ein Atlas, Reinbek bei Hamburg 1982, S.157 (Deportationen April 1943); Ursula Hinnenberg, Die Kehille – Geschichte und Geschichten der Altonaer jüdischen Gemeinde, Hamburg 1996, S. 173, 185, 194, 195, 211; Paul Theodor Hoffmann, Neues Altona 1919–1929, Zehn Jahre Aufbau einer deutschen Großstadt, Jena 1929, S. 240–244 (Familie Warburg); Institut für die Geschichte der deutschen Juden (Hg.), Das Jüdische Hamburg, Hamburg 2006, S.273/274 (Pius Warburg); Heiko Morisse, Jüdische Rechtsanwälte in Hamburg – Ausgrenzung und Verfolgung im NS-Staat, Hamburg 2003, S. 165 (Dr. Rudolf Warburg), S. 172 (Dr. Salomon/Siegfried Warburg); Helmut Schoenfeld, Der Ohlsdorfer Friedhof. Ein Handbuch von A-Z, Bremen 2006, S. 181 (Warburg, Eric M. und Geschichte des Grabes); Gertrud Wenzel-Burchard, Granny: Gerta Warburg und die Ihren, Hamburg 1970; Michael Studemund-Helévy/Gaby Zürn, Zerstört die Erinnerung nicht. Der jüdische Friedhof Königstrasse in Hamburg, Hamburg 2002, S. 160–162 (Wolff Salomon Warburg, Samuel Salomon Warburg); Anna von Villiez, Mit aller Kraft verdrängt. Entrechtung und Verfolgung "nicht arischer" Ärzte in Hamburg 1933 bis 1945, Hamburg 2009, S.414/415 (Betty Warburg); Warburg-Burchard Family Tree 1566–2010, Privatbesitz; Hamburger Abendblatt, Schicksale an der Palmaille, VI – Die Zeit der Warburgs, 18. März 1965; www.joodsmonument.nl (eingesehen am 13.5.2009); www.jewishencyclopedia.com (Warburg); wikipedia Familie Warburg (eingesehen am 13.5.2009); www.springerlink.com (Artikel Klinische Wochenschrift, 1923); Deutsche Nationalbibliothek, Online-Katalog: Betty Warburg.

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