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Bereits verlegte Stolpersteine



Erna Polak (geborene Blumenthal) * 1881

Eppendorfer Landstraße 30 (Hamburg-Nord, Eppendorf)

1941 Minsk

Weitere Stolpersteine in Eppendorfer Landstraße 30:
Dr. Paul Blumenthal, Julius Cohn, Gertrud Cohn, Meta Müller, Hermann Müller, Moritz Polak

Moritz Pola(c)k, geb. 2.9.1875 in Hamburg, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert
Erna Nanette Pola(c)k, geb. Blumenthal, geb. 12.10.1881 in Hannover, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert

Eppendorfer Landstraße 30

Moritz Polak war der Sohn von Hermann und Fanny Polak, geborene Rothgiesser. Er war seit 1921 als selbstständiger Kaufmann im Metallwarenhandel tätig. Als Adresse war zunächst die Kleine Johannisstraße 9, dann 1931 die Schauenburgerstraße 7 und 1935 die Rathausstraße 16 im Telefonbuch angegeben. Nach Einträgen im Verzeichnis Hamburger Börsenfirmen war Moritz Polak 1933 Vertreter für Metallwaren und Bestecke. Vermutlich hatte er seine Selbstständigkeit verloren und versuchte den Lebensunterhalt als Vertreter zu verdienen.

Moritz Polak heiratete Erna Nanette, geborene Blumenthal. (Zu ihrer Herkunftsfamilie s. den Beitrag über Paul Blumenthal). Das Ehepaar lebte in der Haynstraße 26 II. Dort wurden vermutlich auch ihre drei Kinder geboren: Hans Max am 31. Dezember 1902, Anne-Liese am 30. Dezember 1903 und Werner Hermann am 16. August 1905.

Die Eltern waren nach einem Eintrag in der Kultussteuerkartei "glaubenslos", ließen jedoch ihre Kinder evangelisch taufen. Erst mit dem Gesetz vom Juli 1939 traten die Eltern in den damaligen Jüdischen Religionsverband ein, da alle Jüdinnen und Juden Mitglieder der Jüdischen Gemeinde sein mussten, die nun eine Zweigstelle der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland war.

Nach einem Eintrag in der Kultussteuerkartei ist Moritz Polak am 1. Juli 1940 aus der Gemeinde wieder ausgeschieden, wir wissen nicht, welchen Umstand er dafür geltend machen konnte.

Allen Kindern gelang 1938 und 1939 die Emigration aus Deutschland. Von Hans ist als letzte Adresse die Thurygasse 4 in Wien, IX. Bezirk, überliefert; sein weiteres Schicksal ist unbekannt. Anne-Liese konnte nach Mitteilung des Vaters vom 21. September 1939 nach Ame­rika auswandern. Der jüngste Sohn Werner befand sich seit Dezember 1938 in Paris; sein weiterer Lebensweg ist nicht bekannt.

Das Ehepaar musste die Wohnung in der Haynstraße verlassen und zog am 29. September 1939 in die Eppendorfer Landstraße 30, wo es in zwei Zimmern im Hochparterre lebte. Mit in der Wohnung lebte der Bruder von Erna Polak, Paul Blumenthal. Wie alle Juden und Jüdinnen unterlag das Ehepaar der "Sicherungsanordnung" und musste entsprechende Anträge stellen, wenn es von seinem eigenen Konto Geld beanspruchte.

Am 23. Oktober 1939 stellte Moritz Polak einen Antrag auf 430 RM monatlich zur freien Verfügung, wobei er folgende Ausgaben auflistete:
Miete: 100 RM; Lebenshaltung incl. Kleidung: 240 RM; Sonstiges: 90 RM.
Dieser Betrag wurde ohne Angabe von Gründen auf 350 RM gekürzt.

Am 8. November 1941 wurden Erna und Moritz Polak mit dem zweiten Transport aus Hamburg unter den Nummern 745 und 748 nach Minsk deportiert. Beide sind dort wie fast alle Deportierten umgekommen; ihr genaues Todesdatum ist unbekannt. Nach Kriegsende wurde Moritz Polaks Tod offiziell bestätigt:
"Lt. Beschluss des Amtsgerichtes Hamburg-Abt.54-Aktenz. 54 II 2240/50 vom 27. März 1951 wird Moritz Pola(c)k für tot erklärt.
Todestag: 8. Mai 1945
Hamburg. d. 3. Oktober 1951
(Unterschrift)"

Auch für Erna Polak konnte keine Sterbeurkunde ausgestellt werden, da nach einem Vermerk des Suchdienstes des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Arolsen kein Todesnachweis vorliegt.

© Ulrike Graubner

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaH 351-11 AfW, 121081 Erna Polack; StaH 341-15 OFP, R 1939/ 301; StaH 522-1 Jüd. Gemeinden, 992e2 Band 2; StaH 332-8 Meldewesen, A 30 (Moritz Polack); Benz (Hrsg.), Die Juden in Deutschland, 1988, S. 739–745; E-Mail vom 14.11.2007 von Björn Eggert, Amtliche Fernsprechbücher 1895 bis 1939.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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