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Bereits verlegte Stolpersteine



John Rogozinski * 1885

Brahmsallee 25 (Eimsbüttel, Harvestehude)

KZ Fuhlsbüttel
Flucht in den Tod 10.07.1940

Weitere Stolpersteine in Brahmsallee 25:
Max Abraham, Kathy (Käthy) Abraham, Georg Meyerson, Erna Meyerson, Anneliese Meyerson, Hildegard Meyerson, Harriet Peyser, Max Wagner

John Rogozinski, geb. am 28.6.1885 in Hamburg, Selbstmord am 10.7.1940 im KZ Fuhlsbüttel

Brahmsallee 25 (Hansastraße 64)

Nur wenige Details konnten zum Leben des Kaufmanns John Rogozinski und über seinen Tod mit 55 Jahren recherchiert werden. Er kam 1885 als Sohn des Lederzurichters und späteren Lederfabrikanten Bernhard, eigentlich Berg, Rogozinski und dessen Ehefrau Helena, geb. Sonnenberg, in der Caffamacherreihe 4 der Hamburger Neustadt zur Welt. Beide Eltern waren jüdischen Glaubens, in welchem auch John und sein 1883 geborener Bruder Leopold und seine 1890 geborene Schwester Trude, eigentlich Gertrud, erzogen wurden. Der Vater stammte aus einer Kaufmannsfamilie aus Gnesen in der preußischen Provinz Posen, die Mutter war die Tochter eines Hamburger Posamentierers (d.h. er fertigte Borten als Verzierung für Kleidungsstücke). Der Vater starb 1925 mit knapp 70, die Mutter 1938 im Alter von 76 Jahren.

Seit 1921 war der unverheiratete John Rogozinski Mitglied der Jüdischen Gemeinde Hamburgs. Er lebte unter verschiedenen Anschriften, zunächst bei seinen Eltern in der Isestraße 25, später dann jeweils zur Untermiete in der Annenstraße 4 und der Heinrich-Barth-Straße 19. Im Jahr 1935 meldete er sich nach Leipzig ab, kehrte jedoch zurück und wohnte erneut in Harvestehude in der Hansastraße 64 zur Untermiete.

Auf seine homosexuelle Veranlagung kann lediglich durch das für die Verfolgung homosexueller "Delikte" zuständige 24. Polizeikommissariat geschlossen werden, denn am 9. Juli 1940 wurde John Rogozinski von dieser Abteilung wegen des Verdachts, eine verbotene homosexuelle Handlung ausgeführt zu haben, verhaftet und als "Schutzhäftling" in das Gestapo-Gefängnis "Kola-Fu" überstellt. Bereits einen Tag später fand man ihn dort am Suhrenkamp 98 um 5.12 Uhr tot in seiner Zelle auf. Als Todesursache wurde ein Selbstmord durch "Erhängen" mittels eines Gürtels vermerkt. Ob er noch den im "Kola-Fu" üblichen verschärften Verhören ausgesetzt war, misshandelt wurde und womöglich an den Folgen von Verletzungen verstarb oder sich bevorstehenden Verhören als doppelt stigmatisierter homosexueller Jude durch eine "Flucht in den Tod" entzog, bleibt unklar. Seine Geschwister konnten den nationalsozialistischen Verfolgungen durch Emigration ins Ausland entkommen. Seine Schwester Trude war seit 1922 mit dem Apotheker Reinhold Israel, der sich später in den USA Ronald Mamlok nannte, verheiratet. Sie flüchtete mit ihrem Mann im Mai 1941 über Lissabon nach New York. Der 1923 geborene Sohn Gerhard Dieter Ludwig Israel, später Dwight Mamlok, war bereits im April 1939 mit einem Kindertransport nach Schweden ausgereist. Er folgte seinen Eltern in die USA, litt aber an chronischen Angstzuständen durch die in seiner Jugend erlittene antijüdische Propaganda und die Trennung von den Eltern. Die Familie lebte Ende der 1950er-Jahre in San Mateo, Kalifornien, in den USA.

Vor dem letzten Wohnsitz von John Rogozinski als Untermieter bei A. Borchardt im 3. Stock der Hansastraße 64 (heute ungefähr in Höhe der Brahmsallee 25) erinnert ein Stolperstein an sein Schicksal.

Stand: September 2016
© Bernhard Rosenkranz (†)/Ulf Bollmann

Quellen: 1; 4; HAB II 1940; StaH, 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Ablieferung 2, 451 a E 1, 1 e; 331-5 Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle, 1394/40; 332-5 Standesämter, 2104 (Eintrag Nr. 3108), 2640 (Eintrag Nr. 432) und 9917 (Eintrag Nr. 740); 351-11 AfW, 14871; Rosenkranz/Bollmann/Lorenz, Homosexuellen-Verfolgung, S. 250.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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