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Willi Krüger * 1886

Müggenkampstraße 3 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


gedemütigt / entrechtet
Flucht in den Tod
04.01.1937

Willi Joachim Gustav Krüger, geb. am 6.1.1886 in Parchim, Selbstmord am 4.1.1937 in Altona-Blankenese

Müggenkampstraße 3

Als im Februar 1939 der Strichjunge und spätere Erpresser Theodor Gehring die Polizei anlässlich einer "Ausführung" als Untersuchungsgefangener in der Müggenkampstraße 3 den "Tatort" eines früheren "Kunden" wiedererkennt, ist Willi Krüger bereits seit über zwei Jahren verstorben.

Er wurde am 4. Januar 1937 vormittags um acht Uhr tot in der Elbe treibend am Falkensteiner Ufer gegenüber der Falkenschlucht aufgefunden. Willi Krüger schied offensichtlich kurz vor Vollendung seines 51. Lebensjahrs aus dem Leben. Ob er aufgrund einer Denunziation und drohenden Verhaftung durch die Polizei oder einer Erpressung keinen anderen Ausweg mehr sah, ist nicht überliefert. Nach seiner Polizeiaussage hatte Theodor Gehring ihn erst kurz vor seinem Tod in der Großen Freiheit kennengelernt und dann in der Eimsbütteler Wohnung sexuelle Handlungen mit ihm ausgeführt. Allerdings war Willi Krüger bereits bei der Polizei bekannt, da diese über ein Lichtbild von ihm verfügte, anhand dessen er von Theodor Gehring eindeutig als Partner wiedererkannt wurde.

Die 1939 von der Polizei im Wohnhaus des Verstorbenen angestrengten Nachforschungen hatten zudem ergeben, dass Willi Krüger bei den Hausbewohnern als "Homo." bekannt war. Nachbarn wussten zudem, dass er Selbstmord durch Ertränken in der Elbe verübt hatte.

Viel mehr konnte bisher über den um 1935 in die Müggenkampstraße 3 zugezogenen ledigen Klempner, der 1886 in Parchim in Mecklenburg geboren wurde, nicht in Erfahrung gebracht werden. Er bewohnte die Parterrewohnung als Hauptmieter alleine und wurde im Adressbuch als "Geschäftsführer" bezeichnet.

Der Denunziant Theodor Gehring wurde am 9. Juli 1942 hingerichtet (s. Biographie Henry Heitmann).

© Bernhard Rosenkranz(†) / Ulf Bollmann

Quellen: StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, 3834/40; 332-5, 4914 (Eintrag Nr. 7); Dank an Dr. Gottfried Lorenz für den 2008 erfolgten Hinweis aufgrund seiner umfangreichen Forschungen zu Theodor Gehring; Rosenkranz/Bollmann/Lorenz, Homosexuellen-Verfolgung, S. 42 u. 227.

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